McLaren und Red Bull haben so einiges gemeinsam. Beide Teams waren in der Vergangenheit ausgesprochen erfolgreich, legten zuletzt aber einen veritablen Absturz hin, wobei jener von McLaren wesentlich steiler als jener von Red Bull war. Während die Bullen immer wieder Podiumsplätze herausfahren und gelegentlich sogar Rennen gewinnen, herrscht bei McLaren diesbezüglich ziemliche Ebbe. Der letzte Sieg stammt vom Saisonfinale 2012, die letzte Stippvisite auf dem Treppchen vom Saisonstart 2014.

Seit der britische Traditionsrennstall mit Honda-Motoren antritt, ist der Kontakt zur Spitze der Formel 1 endgültig abgerissen - mehr als ein Aufreiben im grauen Mittelfeld war mit Ausnahme ganz weniger Ausreißer nach oben in den letzten anderthalb Jahren nicht drinnen. Und dennoch sieht man in Woking Red Bull als Vorbild, obwohl die Ergebnisse der Bullen zumeist eine ganz andere Qualität haben.

"Sie haben eine gute Aerodynamik und nicht einen so guten Motor wir Mercedes, daher sind sie ein gutes Team, um uns mit ihnen zu messen", betont Jenson Button, McLarens bis dato letzter Rennsieger, der bei beiden Teams eine ähnliche Philosophie in puncto Autodesign ortet. "Es ist noch ein weiter Weg, um sie herauszufordern, und man ist nie zufrieden, bis man um die erste Reihe kämpft, aber es werden gute Fortschritte gemacht. Es geht definitiv in die richtige Richtung."

Das Problem mit dem Überholen

Am augenscheinlichsten sind diese Fortschritte im Qualifying, wo es McLaren nach langer Durststrecke mittlerweile wieder regelmäßig schafft, Q3 zu erreichen. Dass aus diesen guten Ausgangslagen im Rennen dann aber meist zu wenig gemacht wird, ist eine ausgeprägte Schwachstelle. "Wir haben Probleme beim Überholen", gibt Button zu, im Rad-an-Rad-Duell zumeist unterlegen zu sein. "Das limitiert uns und macht es sehr schwierig, gegen andere Autos zu fahren."

Besonders gut aufgestellt sieht der Brite McLaren auf Kursen, die über harte Bremspunkte verfügen, wie etwa Montreal, aber auch Singapur sollte dem MP4-31 gut liegen, glaubt Button. "Für uns sind Strecken mit harten Bremspunkten gut. Ich würde sagen, dort ist niemand stärker als wir", gibt der Routinier gegenüber Motorsport-Magazin.com selbstbewusst zu Protokoll. "In Kurven, wo man nicht stark bremsen muss, sind wir hingegen nicht so stark."

Jenson Button ist McLarens letzter Rennsieger, Foto: Sutton
Jenson Button ist McLarens letzter Rennsieger, Foto: Sutton

Lob für Honda

Große Updates sind von McLaren in dieser Saison nicht mehr zu erwarten, aber diese gebe es laut Button in der modernen Formel 1 ohnehin nicht mehr. "Es gibt keine großen Updatepakete mehr, man bringt immer irgendwas", betont er. "Ich habe noch nie zuvor so viele neue Teile an ein Auto kommen gesehen."

Zufrieden ist der 36-Jährige mit den Fortschritten bei Honda. "Sie machen einen guten Job mit den Upgrades und aggressiven Motoren-Modi. Aber es braucht Zeit, damit man so viele PS findet, um dorthin zu kommen, wo Mercedes ist." Doch vor Mercedes, gilt es für McLaren ohnehin erst einmal, Red Bull einzuholen. Erst danach stehen die Silberpfeile auf dem Programm.