Erlösung aus der Ungewissheit: Das finanziell angeschlagene Sauber-Team hat neue Besitzer. Die Schweizer Investmentgesellschaft Longbow Finance AG übernimmt mit sofortiger Wirkung 100 Prozent der Sauber Holding AG, zu der auch die Sauber Motorsport AG gehört. Damit bleibt der Rennstall eidgenössisch. Gründer und Inhaber Peter Sauber tritt allerdings von allen Funktionen zurück. Dagegen behält Monisha Kaltenborn ihre Aufgaben als CEO, Teamchefin und Mitglied des Verwaltungsrates.

Der Mann im Hintergrund tritt ab: Peter Sauber beendet mit dem Verkauf seiner Anteile seine Arbeit beim Team, Foto: Sutton
Der Mann im Hintergrund tritt ab: Peter Sauber beendet mit dem Verkauf seiner Anteile seine Arbeit beim Team, Foto: Sutton

Peter Sauber hatte den Vorläufer des heutigen Teams 1970 gegründet, 2005 dann an BMW verkauft und seine Anteile 2009 zurückerworben. Er sprach davon, dass sich seine "mutige Investition, die vor sechs Jahren mit dem Rückkauf der Firma das Ziel hatte, den Standort Hinwil und den Formel-1-Startplatz zu erhalten, schlussendlich als richtig erwiesen hat."

"Wir sind sehr zuversichtlich, dass Longbow Finance der perfekte Partner ist, um das Team in der Formel 1 wieder konkurrenzfähig und erfolgreich zu machen", glaubt Kaltenborn. "Gleichzeitig erlaubt die neue Struktur auch, dass wir unser Drittkundengeschäft weiter ausbauen und in neue Bereiche vorstoßen können."

Sauber verkauft eigene Entwicklungsleistungen, unter anderem aus den Bereichen Aerodynamik, mechanischer Grip und Leichtbau an Unternehmen außerhalb der Formel 1. Zudem benötigt der Rennstall seinen eigenen Windkanal durch die Einschränkungen im Reglement der Königsklasse seltener als früher. Stattdessen wird er zum Beispiel an Audi vermietet.

Sauber hatte trotz dieser Zusatzeinnahmen größere Liquiditätsprobleme in den vergangenen Jahren und konnte die Gehälter der Angestellten wiederholt nicht rechtzeitig bezahlen. Derzeit belegt das Team mit null Punkten den elften und damit letzten Rang in der Konstrukteurswertung der Formel 1. Manor liegt mit einem erzielten Zähler knapp davor. Der Kampf um Platz zehn ist extrem wichtig: Wer ihn am Saisonende holt, erhält vierzig Millionen Euro mehr Prämien als der Letzte.

Eine Rettung von Sauber hatte sich in den letzten Tagen und Wochen angedeutet. Eigentlich ging man jedoch von skandinavischen Investoren aus. Unter anderem gab es Gerüchte, laut denen Unterstützer des schwedischen Sauber-Piloten Marcus Ericsson einsteigen wollten. In dem Fall hätte Monisha Kaltenborn wohl ihre Aufgaben verloren. Insofern ist die tatsächliche Lösung etwas überraschend.

Longbow Finance hat seinen Sitz in Lutry im französischen Teil des Landes und betätigt sich laut eigenen Angaben seit mehr als 20 Jahren im Finanz-Investment. Pascal Picci ist Präsident und CEO des Unternehmens und damit auch Peter Saubers Nachfolger als Verwaltungsratspräsident der Sauber Gruppe. "Als Schweizer Unternehmen sind wir sehr erfreut, die Zukunft einer Schweizer Firma in einer hoch spezialisierten und innovativen Industrie zu sichern", teilte Picci mit.