Das Heimspiel war ein Satz mit x für McLaren. In Silverstone blieb das Team punktelos. Eine harte Landung in der Realität nach dem tollen Ergebnis in Spielberg. Wie gut, dass es nun nach Ungarn geht. Der Hungaroring zählt traditionell zu den Lieblingsstrecken des Teams, kein Rennstall war dort erfolgreicher. Im vergangenen Jahr gab es nach dem desaströsen Einstieg in die Zusammenarbeit mit Honda den ersten Lichtblick auf dem engen Kurs nahe Budapest. Von Problemen verschont, schafften es sowohl Fernando Alonso, als auch Jenson Button in die Punkte.

Das letzte Rennen: Punkteloses Heimspiel

McLaren strauchelte in Silverstone, Foto: Sutton
McLaren strauchelte in Silverstone, Foto: Sutton

Große Hoffnungen auf ein ähnliches Resultat wie in Österreich, als Jenson Button Sechster wurde, hatte in Silverstone niemand bei McLaren. Diese Skepsis bestätigte sich. Im Qualifying hatte Button bereits Probleme mit dem Heckflügel und startete nur von Rang 17. Im Rennen konnte er dann einige Plätze gutmachen, mehr als Rang zwölf sprang aber nicht heraus. Zu verdanken hatte er diesem sogar noch seinem Teamkollegen Fernando Alonso. Im Kampf um Punkte drehte sich der Spanier in der noch feuchten ersten Kurve und fiel auf Platz 13 zurück.

Die Neuerungen: Vielversprechende Testfahrten

Wenngleich die meisten Teams ohne Updates nach Ungarn reisen, waren die Testfahrten in Silverstone im Anschluss an das Rennwochenende eine gute Gelegenheit zur Verbesserung. "Die Tests waren vielversprechend. Wir konnten viel Zeit auf der Strecke verbringen, um mit unseren Ingenieuren in Japan und in Großbritannien wertvolle Daten zu sammeln, die bei der Weiterentwicklung des MP4-31 helfen", erklärte Renndirektor Eric Boullier.

Für den Ungarn GP sei der Einfluss jedoch begrenzt. "Natürlich wird nicht alles direkt in Ungarn angewandt. Aber wir hoffen, dass wir die Stärken des Autos auf die einzigartige Beschaffenheit des Hungarorings übertragen können", so Boullier. Zu einer Änderung kommt es zudem bei den Reifenmischungen. Nach einem Rennen Pause kommt in Ungarn wieder der superweiche Reifen zum Einsatz.

Die Erwartungen: Reichlich Punkte

Belohnt werden in Ungarn jene Teams, die über ein starkes Chassis verfügen. Bei McLaren betont man immer wieder, dass man über genau dieses verfügt. Der letzte Beweis jedoch fehlt. In Monaco, auf einem charakteristisch ähnlichen Kurs, konnte McLaren nicht nachhaltig überzeugen. In Spielberg, als es im Qualifying regnete, flog Jenson Button dagegen plötzlich über die Strecke. Wo liegt also die Wahrheit? Man hält sich zurück mit Ankündigungen. "Wenn wir ein glattes Wochenende hinlegen, hoffe ich, dass wir das Potenzial zeigen können, das unser Paket in diesem Jahr schon bei diversen Rennen bewiesen hat", windet sich beispielsweise Boullier um eine Zielvorgabe.

2015 war der Ungarn GP eine Erlösung für McLaren, Foto: Sutton
2015 war der Ungarn GP eine Erlösung für McLaren, Foto: Sutton

Diesen Part übernimmt ausgerechnet Honda-F1-Boss Yusuke Hasegawa. Er visiert Punkte an. "Unser Ziel ist es, Q3 zu erreichen und in einer guten Position zu sein, um einige Punkte zu holen", so der Japaner. Die Fahrer hoffen ebenfalls auf ein störungsfreies Wochenende. "Es gibt keine Sachen wie Perfektion, aber das Wichtigste wird sein, in allen Bereichen ein problemloses Wochenende zu erleben", stellt Fernando Alonso klar. "Wenn wir es schaffen, aus jeder Session das Beste herauszuholen und gute Runden hinkriegen, finden wir hoffentlich genug Pace, um unser Potenzial zu zeigen - und wertvolle Punkte zu holen", so der Spanier weiter.

Jenson Button freut sich bereits auf die Herausforderung, die die Strecke mit sich bringt. "Es kommt weniger auf die Power an, sondern mehr auf die Traktion, Kurvengeschwindigkeiten und Agilität. Es ist eine wirklich tolle Herausforderung", so der Brite. Die Anforderungen der Strecke kämen dem Auto entgegen. "Wir fahren mit viel Abtrieb und wollen das Beste aus der guten Traktion machen, die das Auto beim Bremsen vorweisen kann." Die Ergebnisse aus Silverstone sind daher vergessen. "Auch wenn wir Probleme mit unserer Pace in Silverstone hatten, so ist der Hungaroring ein ganz anderes Paar Schuhe. Daher bin ich gespannt, wie wir dort zurechtkommen", erklärt Button.

Die Statistik: McLaren beim Ungarn GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
McLaren 11 8522 2833024
Fernando Alonso 1 2-5 107618
Jenson Button 2 --2 66202

McLaren in Budapest: McLaren ist das erfolgreichste Team überhaupt in Ungarn. Elf Siege holte die Mannschaft aus Woking auf dem Hungaroring. Der letzte datiert aus dem Jahr 2012, eingefahren durch Lewis Hamilton. Im vergangenen Jahr holten Fernando Alonso und Jenson Button mit den Plätzen fünf und neun das bis dato beste Saisonergebnis.

Fernando Alonso in Budapest: In seiner ersten Saison für Renault 2003 konnte Fernando Alonso in Ungarn triumphieren. Seitdem wartet der Spanier auf einen weiteren Erfolg in Mogyorod nahe Budapest. In dieser Zeit fuhr er jedoch vier Mal auf das Podium, zuletzt 2014 im Ferrari.

Jenson Button in Budapest: Bislang konnte der Brite zweimal in Budapest einen Sieg einfahren. 2006 brachte er Honda den ersten Sieg nach dem Comeback als Werksteam, nachdem er eine sensationelle Aufholjagd von Startplatz 14 hinlegte. 2011 gewann er für McLaren. Kurios: Diese beiden Siege blieben seine einzigen Podestplatzierungen in Ungarn.

Die Prognose: Punkte sind machbar

  • Strecke kommt dem Auto entgegen
  • McLaren ist das erfolgreichste Team in Ungarn
  • Bereits im vergangenen Jahr gab es ein gutes Ergebnis
  • Motorleistung ist nicht entscheidend

Motorsport-Magazin.com meint: McLaren darf durchaus optimistisch in Richtung des kommenden Wochenendes blicken. Ungarn ist ein traditionell gutes Pflaster für den Rennstall. Die Strecke kommt den Stärken des Autos entgegen, die Schwächen der Power Unit fallen nicht so arg ins Gewicht. Im vergangenen Jahr reichte es bereits zu Punkten, auch wenn die Umstände etwas kurios waren. Dennoch: 2016 ist McLaren deutlich besser als im Vorjahr. Der Kampf um Punkte wird eng, aber möglich ist Zählbares auf jeden Fall. (Chris Lugert)