Nur ein einziges Mal in dieser Saison ging Renault nicht leer aus. Die sechs Punkte in Russland liegen nun schon sechs Rennen zurück. "Die Ergebnisse, die wir im Moment auf der Strecke sehen, spiegeln nicht die Arbeit und Fortschritte wider, die hinter den Kulissen in Enstone und Viry erzielt werden", erklärte Geschäftsführer Cyril Abiteboul.

Das letzte Rennen: Peinlicher Fauxpas beim Boxenstopp

Für Palmer verlief das Heimrennen alles andere als rund, Foto: Sutton
Für Palmer verlief das Heimrennen alles andere als rund, Foto: Sutton

Renault erlebte in Silverstone in mehrerlei Hinsicht ein Rennen zum Vergessen. Kevin Magnussen wurde als Letzter gewertet, Jolyon Palmer schied mit einem Getriebedefekt aus. "Die Pace war nicht fantastisch und wir hatten im Rennen auch ein paar Zwischenfälle", lautete das ernüchterte Fazit von Teamchef Frederic Vasseur. "Unsere Zuverlässigkeit war nicht so, wie wir sie uns gewünscht hatten und es gab bei einem Boxenstopp einen Fehler, der sich für unsere Strategie als schädlich erwies."

Vasseur spielte auf den Boxenstopp von Palmer an, bei dem nur drei Reifen bereit lagen, der vierte kam erst mit deutlicher Verzögerung ans Auto. "Es war ein menschlicher Fehler", erklärte Vasseur. "Wir arbeiten fortwährend daran, unsere Boxenstopps schneller zu machen und wir verstehen, was in diesem isolierten Augenblick schiefgegangen ist. Wir haben den Prozess verändert, um sicherzustellen, dass sich der Fehler nicht wiederholt."

Die Neuerungen: Neue Teile für Aero und Aufhängung

Renault testete in Silverstone neue Aero-Teile, Foto: Sutton
Renault testete in Silverstone neue Aero-Teile, Foto: Sutton

Von einem unangenehmen Zwischenfall wurde Renault auch bei den anschließenden Testfahrten nicht verschont. Auf der allerletzten Inlap von Palmer begann das Auto zu brennen. Renault vermutet ein Hydraulikleck als Ursache, die Untersuchungen dauern jedoch noch an. Immerhin ging aufgrund des späten Zeitpunkts keine Testzeit verloren.

Renault erprobte einige neue Teile für die Aerodynamik und die Aufhängung. "Für diese Saison kommen noch Updates, aber es ist wahr, dass wir uns bei der Entwicklung vor allem auf 2017 konzentrieren", sagte Vasseur. "Wir hatten bei den Testfahrten in Silverstone viele Teile, mit denen wir aus dem diesjährigen Auto mehr Leistung herausholen wollen und wenn uns das Wetter nicht davon abgehalten hätte, hätten wir dort noch mehr Evaluierungen vornehmen können."

Nach der Einführung der überarbeiteten Power Unit, die nun schon vier Rennen lang im Einsatz war, konzentriert sich die Motorenabteilung auf kleinere Probleme. Unter anderem arbeitete das Team in Silverstone daran, das Fahrverhalten im Nassen zu verbessern. "Wir hatten tatsächlich perfekte Bedingungen, um diese Arbeit zu erledigen. Wenn wir also zu einem anderen Regenrennen kommen - was übrigens bereits das nächste sein könnte - werden wir bestens vorbereitet sein", sagte Remi Taffin.

Die Erwartungen: Stunde der Wahrheit in langsamen Kurven

"Langsame, kurvige Kurse liegen uns nicht besonders gut, aber jede Lektion, die wir lernen - so hart sie auch sein mag - verschafft uns Informationen für die Zukunft", meinte Abiteboul. Taffin merkte zudem an, dass das Verhalten des Autos auf Kerbs bislang nicht gerade gut war, das Problem mit den neuen Teilen jedoch behoben sein sollte. "Außerdem hat Budapest kurze Geraden zwischen den Kurven, was für uns von Vorteil sein könnte."

Die Statistik: Renault beim Ungarn GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Renault (+ Lotus) 1 (-) 2 (+1)-2 (+5) 37 (+85)499 (+177)
Magnussen - --- --

Renault/Lotus in Budapest: Nur einen einzigen Sieg konnte das Team in Ungarn erzielen: 2003 durch Fernando Alonso. Der Spanier fuhr damals von der Pole Position aus zum Sieg. 2009 startete er erneut von Platz eins, schied jedoch wegen eines Defekts an der Benzinpumpe aus, nachdem er zuvor bereits mit einem losen Rad eine brenzlige Situation zu überstehen hatte. Auf das Konto von Lotus geht eine Pole Position, herausgefahren beim ersten Ungarn GP 1986 von Ayrton Senna. Dieser musste sich im Rennen nach einem harten Kampf Landsmann Nelson Piquet geschlagen geben.

Magnussen in Budapest: Der Däne startete bei seinem einzigen Ungarn GP aus der Boxengasse und ging ein strategisches Risiko ein, als er auf Intermediates blieb, während alle anderen auf Trockenreifen wechselten. Obwohl keine weiteren Schauer über die Strecke zogen, schaffte es Magnussen bis auf Platz zwölf nach vorne.

Die Prognose: Geringe Chance auf Punkte

  • Bei den Testfahrten neue Teile auch für 2016 erprobt
  • Fahrverhalten der Power Unit im Nassen verbessert
  • Zuverlässigkeit bereitet Sorgen
  • Streckencharakteristik liegt dem Auto nicht

Motorsport-Magazin.com meint: In Silverstone konnte Renault aus dem Regenrennen kein Kapital schlagen, unter anderem wegen eines menschlichen Fehlers und Materialversagens. Daher bietet die Möglichkeit eines weiteren Regenrennens in Budapest - zumindest ein paar Schauer sind vorhergesagt - nur wenig Anlass zur Hoffnung. Daran können auch neue Teile am Auto und eine verbesserte Fahrbarkeit der Power Unit im Nassen wenig ändern. (Annika Kläsener)