Die Saison ist beinahe zur Hälfte absolviert, da stehen die letzten beiden Testtage des Jahres auf dem Plan. In Silverstone dürfen die Piloten noch einmal ran. Allerdings gibt es bereits am ersten Tag einige Überraschungen. Nicht was die Zeiten angeht, die sind bei Testfahrten meist eh nicht aussagekräftig, sondern beim Drumherum. Zuerst fällt auf, dass Sauber fehlt. Das Schweizer Team hat den Test abgesagt, da das geplante Aerodynamik-Paket, dass getestet werden sollte, verschoben wurde.

Die Zeiten: Die Zeitenjagd konnte nur am Morgen stattfinden, da es während der Mittagspause regnete und die Strecke danach nicht mehr schnell genug für weitere Bestzeiten wurde. Die Piloten begannen zudem verhalten, da sie beim Test das Auto natürlich nicht in Gefahr bringen wollten. Knapp unter 1:50 Minuten blieb die erste gezeitete Runde von Esteban Ocon, die dann aber schnell deutlich unterboten wurde.

Am Nachmittag sorgte Regen für wenig Fahrbetrieb, Foto: Sutton
Am Nachmittag sorgte Regen für wenig Fahrbetrieb, Foto: Sutton

Knapp eine Stunde später führte der Franzose im Silberpfeil mit einer 1:33.777 Minuten die Zeitentabelle an. Doch dann legte Fernando Alonso los und durchbrach als erster Fahrer die 1:32er-Marke. Am Ende des Tages blieb der Spanier im McLaren jedoch auch der einzige Fahrer, dem dies gelang. Mit 1:31.290 Minuten belegte er am Tagesende die Spitzenposition.

Esteban Ocon belegte mit mehr als 1,5 Sekunden Rückstand die zweite Position, hatte aber seinerseits auch 1,6 Sekunden Vorsprung auf Alex Lynn im Williams. Dahinter wurde es enger. Innerhalb einer guten halben Sekunde folgten Charles Leclerc im Ferrari, Nikita Mazepin im Force India, Carlos Sainz im Toro Rosso, Santino Ferrucci im Haas F1 und Pascal Wehrlein im alten Silberpfeil.

Die Zwischenfälle: Wie bei Testfahrten relativ üblich, fuhr kein Pilot am Limit, sodass die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls relativ gering ist. Daher war es nicht allzu überraschend, als es dann am Nachmittag sehr ruhig war, nachdem es in der Mittagspause geregnet hatte. Niemand wollte groß etwas riskieren. Deshalb dauerte es auch über eine halbe Stunde, bis der erste Fahrer die schützende Garage verließ, nur um gleich wieder reinzufahren.

Unterbrechungsfrei verlief der Testtag dennoch nicht. Zur Halbzeit des Nachmittages löste sich plötzlich ein Holzbrett aus der Startampel über der Zielgeraden und fiel auf die Strecke. Glücklicherweise waren keine Autos in der Nähe und das Brett fiel zusätzlich auch nicht auf die Ideallinie. Geborgen werden musste es trotzdem und zur Sicherheit unter roter Flagge.

Wehrlein testete am Dienstag für Pirelli, Foto: Sutton
Wehrlein testete am Dienstag für Pirelli, Foto: Sutton

Rundenkönig: Überraschend war trotz des guten Wetters am Morgen manche Teams relativ wenig fuhren. Leclerc drehte für Ferrari nur 19 Runden, Mazepin absolvierte 35 Umläufe und auch Wehrlein und Sirotkin überschritten die 50 Runden-Marke nicht. Dem gegenüber stehen satte 105 Runden von Fernando Alonso, doch den Rundenkönig des ersten Tages stellt Mercedes, oder Renault oder beide. Der Mercedes-Nachwuchspilot, der in diesem Jahr für Renault als Testfahrer fungiert, drehte im Silberpfeil 123 Runden auf dem Silverstone Circuit.

Red Bull vs. Halo: Red Bull gegen den Halo geht in die nächste Runde. Nachdem das Team aus Milton Keynes erst einen Gegenvorschlag mit dem Aeroscreen auf den Weg brachte, versucht das Team jetzt, das eigentlich für 2017 geplante Halo zu verhindern. Mit einer Spezialbrille wurden die Sichtverhältnisse mit angebautem Halo aufgenommen und sollten die Sichtverhältnisse schlecht genug sein, mit Sicherheit an die FIA weitergeleistet. Mit dem Aeroscreen würde es keine Probleme geben.

Mercedes mit altem Auto: Eine Überraschung war, dass Mercedes mit gleich zwei Boliden in Silverstone aufschlug. Doch nur ein Bolide war aktuell. Zu Testzwecken stellte Mercedes Pirelli einen Boliden von 2014 zur Verfügung und stellte mit Pascal Wehrlein auch einen Fahrer zur Verfügung, der bereits etwas mehr Erfahrung in der Königsklasse sammeln konnte.

Mazepin feierte in Silverstone beim Test sein F1-Debüt, Foto: Sutton
Mazepin feierte in Silverstone beim Test sein F1-Debüt, Foto: Sutton

Viele Nachwuchsfahrer: Mazepin, Ferrucci und Leclerc. Kaum ein Zuschauer kennt diese Namen. Warum sie dann fahren? Ganz einfach: Die FIA hat für die vier Testtage in der Saison vorgeschrieben, dass an mindestens zwei Tagen ein Nachwuchsfahrer am Steuer sitzen muss. Da einige Teams beim Test in Barcelona auf erfahrenes Personal setzten, muss in Silverstone der Nachwuchs ran.

McLaren, Williams, Ferrari, Toro Rosso, Renault und Manor hatten noch zumindest für einen der beiden Tage in Silverstone für einen erfahrenen Piloten zur Verfügung. McLaren, Toro Rosso und Manor entschieden sich bereits am ersten Tag für einen Stammpiloten, bei den anderen drei Teams ist morgen ein Einsatzfahrer im Cockpit.

Mit Esteban Ocon, Charles Leclerc, Sergey Sirotkin, Pierre Gasly und Alex Lynn durften bereits bekanntere Nachwuchspiloten wieder ans Steuer, doch auch zwei komplette Debütanten setzten ihre ersten Kilometer im F1-Boliden. Santino Ferrucci und Nikita Mazepin durften relativ Überraschend ins Cockpit.