Das ging schnell: Mercedes gab am Montagabend bekannt, keine Berufung gegen die Strafe von Nico Rosberg in Silverstone einzulegen. Das Team akzeptierte damit die Entscheidung der Rennkommissare beim Großbritannien Grand Prix. Rosberg verliert seinen zweiten Platz und fällt auf Rang drei hinter Max Verstappen zurück. Das Ergebnis des Rennens ist damit offiziell.

"Das Mercedes AMG Formel 1-Team hat sich heute dazu entschlossen, auf eine mögliche Berufung gegen die Entscheidung der Rennkommissare zu verzichten.", hieß es in einem Statement der Silberpfeile. Mercedes akzeptierte damit das Urteil der Rennleitung, Rosberg im Rennen eine verbotene Funk-Anweisung gegeben zu haben.

Nicht alles verboten

Gleichzeitig stellte Mercedes heraus, dass nicht der gesamte Funkverkehr mit Rosberg der Technischen Direktive zu den Funk-Regeln widersprach. Die Ingenieure hätten nachweisen können, dass Rosberg ohne die Anweisung ausgefallen wäre. "Wir haben gegenüber den Rennkommissaren nachgewiesen, dass ein Getriebeschaden, der zum Ausfall geführt hätte, kurz bevorstand", so Mercedes. "Deshalb war es uns innerhalb der Regeln erlaubt, Nico auf den nötigen Wechsel des Modus hinzuweisen."

Laut der Funk-Direktive ist es den Teams erlaubt, ihre Fahrer vor einem Ausfall des Autos - und dem damit verbundenen Sicherheitsrisiko - zu warnen und Hilfestellung zur Lösung des Problems zu geben. Der Kommandostand hatte den WM-Führenden jedoch anschließend angewiesen, den siebten Gang durchzuschalten. Mercedes: "Der Hinweis, den siebten Gang zu vermeiden, wurde als Verstoß gegen TD/016-16 und damit gegen Artikel 27.1 des Sportlichen Reglements angesehen."

Platz 2 für Rosberg in Silverstone ist futsch, Foto: Mercedes-Benz
Platz 2 für Rosberg in Silverstone ist futsch, Foto: Mercedes-Benz

Empfundene Überregulierung

Doch nach all der Kritik an den diskutablen Funk-Regeln möchte Mercedes das Thema noch einmal aufgreifen. Deshalb teilte die Truppe von Teamchef Toto Wolff mit: "In den kommenden Wochen werden wir die Gespräche über die empfundene Überregulierung des Sports mit den relevanten Beteiligten aus der F1 fortführen."

Einen Mitstreiter hätte Mercedes vermutlich in Form von Red Bull. Teamchef Christian Horner sagte nach dem Rennen in Silverstone: "Ich denke, dass die Funk-Regel Mist ist."

Mercedes akzeptiert Strafe für Rosberg, Foto: Sutton
Mercedes akzeptiert Strafe für Rosberg, Foto: Sutton

Der Grund für die Strafe im Detail

Die Regelhüter in Silverstone kamen erst nach mehr als dreieinhalbstündiger Verhandlung zu einem Ergebnis. Sie unterteilten den Funkverkehr zwischen Rosberg und dem Team in zwei unterschiedliche Passagen. Hier der genaue Wortlaut des Funkverkehrs sowie die Folgen:

Rosberg: "Getriebeproblem!"
Team: "Driver default 1-0-1, Chassis default 0-1, Chassis default 0-1."

Hier war noch alles in Ordnung. Die Fahrer selbst dürfen per Funk alles sagen, was sie möchten. Auch die Antwort des Teams war regelkonform, weil es sich um einen sicherheitsrelevanten Aspekt handelte. Die Sicherheit der Piloten steht über den Funk-Anweisungen. Das Team teilte sogar hier mit, welchen Schalter er am Lenkrad benutzen musste, um das Getriebe wieder ans Laufen zu bekommen.

Heikler wurde es beim zweiten Teil des Gesprächs zwischen Rosberg und dem Kommandostand:

Team: "Vermeide den siebten Gang, Nico. Vermeide den siebten Gang."
Rosberg: "Was soll das bedeuten? Muss ich durchschalten?"
Team: "Bestätigt, Nico. Du musst durchschalten. Bestätige, dass du durchschalten musst."

Die Aussage, den siebten Gang - in dem Rosberg zuvor feststeckte - nicht zu benutzen, war zugelassen. Sie war immer noch Teil der Information, wie das Auto vor einem Ausfall bewahrt werden kann. Aber: Die Ansage, durchzuschalten und damit auf den siebten Gang zu verzichten, führte zur Strafe. Hier handelte es sich nämlich um eine klare Anweisung, wie Rosberg das Rennen beenden musste: Statt nur noch die ersten sechs Gänge zu nutzen, teilte ihm das Team indirekt mehrfach mit, dass der achte Gang funktionierte.