Wie viele der Konkurrenten hatten sich auch Fernando Alonso und McLaren bei nassen Bedingungen einiges für den Grand Prix von Großbritannien ausgerechnet. Über weite Strecken lag Alonso auf Punktekurs, doch eine nicht ganz optimale Strategie und die an diesem Tag so trickreiche Kurve 1 warfen den zweifachen Weltmeister aus der Bahn. Am Ende standen für Alonso und seinen Teamkollegen Jenson Button nur die enttäuschenden Plätze 13 und 12 zu Buche.

"Wir sind Zwölfter und Dreizehnter geworden. Ich denke nicht, dass wir auf das Rennen besonders stolz sein können", urteilte Alonso nach dem Fallen der Zielflagge. Bis zu seinem Dreher in der ersten Kurve von Runde 24 sah es noch danach aus, als ob ein Platz in den Top-10 durchaus in Reichweite sei. Letztendlich verhinderte aber nicht nur der Dreher ein besseres Ergebnis in Silverstone.

Alonso konnte sich nach seinem Dreher mit viel Glück aus dem Kiesbett befreien, Foto: Sutton
Alonso konnte sich nach seinem Dreher mit viel Glück aus dem Kiesbett befreien, Foto: Sutton

Bei der Strategie verzockt

Alonso befand sich zum Zeitpunkt seines zweiten Boxenstopps in Runde 17 auf Platz zehn und kämpfte gegen Felipe Massa und Nico Hülkenberg um die letzten zu vergebenden Punkte. Williams holte Massa eine Runde früher an die Box, was für den Spanier das erste Ärgernis des Rennens war. "Wir hätten wahrscheinlich mit meinem Auto ein oder zwei Punkte holen können, als ich gegen Rennmitte hinter Felipe festhing und es trocken war", sagte Alonso.

Der Spanier hatte anscheinend auf einen Undercut gehofft, um so möglicherweise am Brasilianer im Williams vorbeizukommen. Den Moment für diese Strategie verpasste das Team jedoch, und Alonso hinterfragte die Entscheidung der Strategen wenig später im Boxenfunk.

Zwischen Alonso und Massa ging es einige Runden lang heiß her, Foto: Sutton
Zwischen Alonso und Massa ging es einige Runden lang heiß her, Foto: Sutton

McLaren hat nichts zu verlieren

Nach dem Rennen hatte sich das Gemüt des Spaniers zwar wieder etwas abgekühlt, dennoch beharrte er auf seinem Standpunkt, dass das Team eine bessere Strategie hätte wählen können: "Ich denke, wir könnten etwas kreativer sein. Wir kämpfen nicht um den Titel. Wir könnten früher stoppen oder einfach irgendetwas versuchen, um ein paar Positionen gutzumachen. Heute war unsere Reaktionszeit etwas zu langsam."

Andererseits ist Alonso auch erfahren genug, um zu wissen, dass die Strategie bei Rennen unter diesen Bedingungen häufig einer Lotterie gleicht. "Bei diesen Bedingungen kann man in Nullkommanichts vom Hero zur Zero werden. Du stoppst eine Runde früher und beendest die Runde vielleicht nicht einmal, weil du abfliegst. Ich denke schon, dass wir getan haben, was wir konnten", fügte er an.

Alonso hatte nach seinem Dreher auch einen Zweikampf mit Bottas, Foto: Sutton
Alonso hatte nach seinem Dreher auch einen Zweikampf mit Bottas, Foto: Sutton

Leistungsdefizit erschwert Zweikämpfe

Bis zu seinem Abflug befand sich Alonso in einem teilweise recht wilden Zweikampf mit Massa. Der McLaren-Pilot hatte nach dem Qualifying allerdings gehofft, es im Rennen etwas leichter gegen die Konkurrenz zu haben. "Es ist mit der Power unseres Autos schwierig, auch nur irgendein Fahrzeug der Konkurrenz zu überholen. Wir müssen uns deshalb sogar andere Stellen aussuchen, wie Kurve 10 und Kurve 2, die keine gewöhnlichen Stellen zum Überholen sind", sagte Alonso.

Trotz der Enttäuschung und den vermeintlich stumpfen Waffen im Zweikampf, kann Alonso dem Silverstone-Wochenende durchaus Positives abgewinnen: "Das Wochenende war in jedem Fall ein Schritt vorwärts. Wir waren konkurrenzfähiger und konnten mit Williams, Force India, und Toro Rosso im Rennen mithalten. Das sind gute Nachrichten."