Wer an der Seite von Max Verstappen fährt, hat es nicht einfach. Das niederländische Jahrhundert-Talent. Der jüngste Formel-1-Sieger aller Zeiten. Verstappen vereint ein Superlativ nach dem anderen in sich und seine kurze Formel-1-Karriere. Da braucht es schon einen Charakter-Typen wie Daniel Ricciardo, um nicht völlig neben Max zu verblassen. Doch spätestens seit dem sensationellen Barcelona-Sieg seines Teamkollegen war Ricciardos Grinsen ein wenig kleiner geworden.

Bei all dem Verstappen-Hype ging sogar unter, dass Ricciardo den jungen Mann samstags regelmäßig in die seine Schranken verwies. In fünf gemeinsamen Rennwochenenden bei Red Bull entschied Ricciardo das Qualifying-Duell jedes Mal für sich.

5:0 im Zeittraining - das wäre bei jedem anderen Team eine große Geschichte. Fast schon kurios: Jetzt ist es auch eine Bullen-Story. Denn: In Silverstone verlor Ricciardo das Teamduell zum ersten Mal gegen Verstappen!

Schon blöd

Max war an diesem Samstag der erste Verfolger der Mercedes-Silberpfeile, beendete jede Qualifying-Session direkt hinter Lewis Hamilton und Nico Rosberg. Ricciardo seinerseits konnte zwar die Ferrari in Schach halten - sah gegen Verstappen diesmal aber keinen Stich. "Ja, das war das erste Mal dieses Jahr... Ist schon blöd, wenn du geschlagen wirst", konnte nicht einmal Sunnyboy Ricciardo seinen Unmut verstecken.

Ricciardo konnte einem fast schon leid tun. Nach Sebastian Vettel bekam er den nächsten - wenn auch jungen - Superstar vor die Nase gesetzt. Trotz all seines Talents wirkte das Qualifying von außen betrachtet schon fast wie eine letzte Bastion für Ricciardo. Dabei sieht seine Bilanz gegen den Wunderjungen nicht einmal schlecht aus. Sieben Punkte weniger als Verstappen holte er in den bislang fünf gemeinsamen Rennen. Es hätte auch anders aussehen können, Monaco lässt grüßen.

Jetzt hat er Ricciardo auch noch im Qualifying geschlagen, Foto: Red Bull
Jetzt hat er Ricciardo auch noch im Qualifying geschlagen, Foto: Red Bull

Grinsekatze schlägt Roboter

Grinsekatze gegen Roboter - rein plakativ könnten Ricciardo und Verstappen kaum unterschiedlicher sein. Innerhalb des Teams soll die Stimmung unter beiden Fahrern allerdings gut sein. Deshalb war Verstappen nach dem Quali-Sieg vorsichtig mit seiner Ausdrucksweise. "Ah, ist in Ordnung. Immer gut, vorne zu sein", antwortete er auf die Frage nach den Auswirkungen. "Ich glaube, jeder Teamkollege will das. Aber ich sehe da jetzt keinen mentalen Boost drin. Ich versuche nur mein Bestes zu geben."

Trotzdem dürfte sich das Verstappen-Lager über den kleinen Sieg am Samstag gefreut haben. Einen Ricciardo muss man erst einmal mit gleichem Material schlagen. Einen Ricciardo, der sowohl gegen Vettel als auch gegen Daniil Kvyat im Schnitt eine bessere Qualifying-Performance vorzuweisen hat. "Ich bin sicher, dass Max daraus Selbstvertrauen ziehen wird", war Teamchef Christian Horner überzeugt. "Es ist alles ziemlich eng, aber Max hat einen rausgehauen. Seine erste Runde war eine echte Ansage."

Knappe drei Zehntelsekunden brummte Verstappen seinem erfahrenen Teamkollegen im Q3 auf. Bahnt sich da ein neuer Trend an? So ganz wollte Verstappen sein Licht dann doch nicht unter den Scheffel stellen: "Wenn du während der Saison das Cockpit wechselst, ist das nicht einfach. Aber ich habe gezeigt, dass ich das ziemlich gut im Griff habe." Genau wie Ricciardo im Silverstone-Qualifying.