Am Ende des Feldes wechseln sich seit Beginn des Jahres Manor und Sauber regelmäßig an der roten Laterne ab. Seit wenigen Wochen ist auch Renault zu den Hinterbänkler-Teams abgerutscht und der Kampf um die letzten Startreihen hat an Intensität gewonnen. Seit Pascal Wehrleins zehntem Rang in Spielberg steht nur Sauber ganz ohne Punkte da. Am ersten Trainingstag in Silverstone konnte Wehrlein mit Platz 17 erneut überzeugen - doch Sauber hat noch nicht aufgegeben, wie Felipe Nasrs 14. Rang beweist.

Manors großer Schritt in Richtung Mittelfeld kam zuletzt auf dem Red Bull Ring nicht von ungefähr. Während bei Sauber aufgrund der finanziellen Engpässe Updates bis dato gänzlich ausblieben, konnte Manor von seiner Kooperation mit einem anderen Rennstall profitieren. "Wir hatten ein kleines Update von Williams, das uns geholfen hat. Das hat man an den Rundenzeiten gesehen", sagte Wehrlein.

Weiterentwicklung eine große Herausforderung

Der seit der Saison 2016 bestehende Technologie-Transfer zwischen Manor und Williams trägt Früchte. Vor allem die bisherige Achillesferse des Manor-Boliden konnte laut Wehrlein vorübergehend beseitigt werden: "Wir haben endlich die Reifen ans Arbeiten bekommen. Wenn du schneller bist, bekommst du mehr Energie in die Reifen. Früher konnten wir unsere schnellste Runde im Qualifying erst nach drei oder vier Runden fahren. In Spielberg hat es schon im der ersten Runde geklappt."

Die Fortschritte im Hause Manor sind zwar deutlich erkennbar, doch für Quantensprünge in kürzester Zeit reicht das Entwicklungstempo nicht. "Die Dinge müssen erst designt und im Windkanal getestet werden. Es ist nicht so leicht, da es eine sehr langfristige Sache ist. Ich wünschte, es wäre einfacher", sagte Wehrlein.

In Österreich zahlte sich die Kooperation mit Williams in Form eines Punktes aus, Foto: Sutton
In Österreich zahlte sich die Kooperation mit Williams in Form eines Punktes aus, Foto: Sutton

Verhaltener Optimismus

Am ersten Trainingstag in Silverstone konnte Wehrlein wie schon in Österreich der Konkurrenz von Sauber und Renault die Stirn bieten. Ganz auf dem Level des letzten Rennens sieht Wehrlein das Team aber noch nicht: "Wir hatten erwartet, dass wir etwas mehr zu kämpfen haben würden als in Österreich. Unser Reifenmanagement war dort besser, während wir jetzt in Silverstone ähnliche Probleme haben, wie in den Rennen davor. Trotzdem haben wir im 2. Freien Training ein paar Fortschritte gemacht."

Wie viele andere Teams, ist sich auch Manor für den Rest des Wochenendes noch nicht im Klaren darüber, wo sie eigentlich stehen. "Ich möchte lieber erst das FP3 abwarten, um zu sehen, ob wir uns weiter verbessern können. Aber ich denke, wir können einen guten Kampf mit Sauber und Renault haben", meinte Wehrlein. Die Konkurrenz scheint im Moment jedenfalls über weniger Aufwind zu verfügen als Manor.

Wehrlein hatte am Freitag in Silverstone noch nicht das perfekte Gefühl, Foto: Sutton
Wehrlein hatte am Freitag in Silverstone noch nicht das perfekte Gefühl, Foto: Sutton

Renault hakt 2016 ab

Wie schwergängig Weiterentwicklung sein kann, erlebt Renault in dieser Saison aus erster Hand. Das französische Werksteam steht finanziell voll im Saft und verfügt obendrein auch über alle notwendigen Ressourcen, um ihren aktuellen Boliden mit neuen Teilen auszustatten. Bisher waren die Versuche des Teams aber von wenig Erfolg gekrönt. Lediglich einmal konnte Kevin Magnussen bisher für die Truppe aus Enstone in die Punkte fahren. Beim Grand Prix von Russland nahm der Däne als Siebter, im Verhältnis zur direkten Konkurrenz, stolze sechs Punkte mit.

Damit hat Renault fünf Punkte mehr auf dem Konto als Manor. Mit wenig Aussicht auf Besserung beim Modell R.S.16, hat Renault mittlerweile sein Augenmerk auf die Entwicklung des 2017er Boliden gelegt. "Das Programm hat sich deutlich in Richtung 2017 verschoben. Wir befinden uns in dem Stadium, in dem wir das Chassis definieren, uns die Kühlung und das Aufhängungslayout ansehen und im Windkanal die Karosserie entwickeln", sagte Renault- Technikdirektor Nick Chester.

Manor möchte sich dauerhaft vor Renault platzieren, Foto: Sutton
Manor möchte sich dauerhaft vor Renault platzieren, Foto: Sutton

Sauber mit dem Rücken zur Wand

Noch schlechter ist es um Sauber bestellt. Das schweizerische Privatteam kämpft um Sponsorengelder und kann von dem Budget eines Werksteams wie Renault nur träumen. Das für Silverstone geplante Aerodynamik-Update des C35 wurde wenige Tage vor dem Rennwochenende in Großbritannien abgeblasen. Auch den zweitägigen Test in der Woche nach dem Rennen in Silverstone hat das Team aus Kostgengründen abgesagt.

Marcus Ericsson und Felipe Nasr müssen also auch beim zehnten Lauf der Saison mit der Konfiguration vorlieb nehmen, mit der das Team im März dieses Jahres in Melbourne in die Saison gestartet ist. Dazu steht Sauber seit Österreich als einziges Team ohne Punkte da, was den Druck auf ein Erfolgserlebnis unweigerlich erhöht. Sollte Sauber gegen Manor keinen Konter landen, würde das bei der Ausschüttung von Bernie Ecclestones Preisgeldern zum nächsten bösen Erwachen für die Schweizer führen.

Sauber versucht im Duell mit Manor verzweifelt dagegenzuhalten, Foto: Sutton
Sauber versucht im Duell mit Manor verzweifelt dagegenzuhalten, Foto: Sutton