Kurz vor dem Großbritannien Grand Prix ist es amtlich: Mercedes lässt seine beiden Fahrer Lewis Hamilton und Nico Rosberg weiter frei gegeneinander fahren! Das gaben die Silberpfeile an diesem Donnerstag auf der offiziellen Teamhomepage bekannt. Damit es jedoch zu keinen weiteren Unfällen zwischen den Teamkollegen kommt, wurde der interne Verhaltenskodex gestärkt. Sprich: Bei Widersetzung drohen Strafen und Teamorder.

Kurz vor dem Rennwochenende in Silverstone trafen sich Teamchef Toto Wolff, Technikchef Paddy Lowe zusammen mit Hamilton und Rosberg im Teamsitz in Brackley. Nach dem Meeting stellten die Silberpfeile klar: "Als leidenschaftliche Racer möchten wir sie gegeneinander kämpfen sehen - und das gilt genauso für die Fans der Formel 1. Diese Freiheit bringt jedoch auch eine Verantwortung für unsere Fahrer mit sich. Sie müssen die Werte des Teams respektieren."

Drastischere Abschreckungsmaßnahmen

Das Team vertraue darauf, dass Hamilton und Rosberg künftig korrekt in kniffligen Situationen handeln. Falls es wieder krachen sollte, kracht es anschließend auch in der Garage. "Deshalb haben wir unseren Verhaltenskodex verstärkt. Er enthält nun drastischere Abschreckungsmaßnahmen bei Berührungen zwischen unseren beiden Autos", heißt es im Statement des Teams.

Und weiter: "Wir vertrauen unseren Fahrern, dass sie sich künftig in solchen Situationen auf der Rennstrecke richtig verhalten. Ihr Schicksal liegt jetzt in ihren eigenen Händen." Gleichzeitig wurden Hamilton Rosberg darüber informiert, dass möglicherweise Anweisungen ausgegeben werden, um keinen weiteren Punkteverlust für das Team zu riskieren. "Sollten die Fahrer den überarbeiteten Verhaltenskodex nicht respektieren, behalten wir uns vor, eine Stallregie als letzten Ausweg auszusprechen", drohte Mercedes.

Hamilton wirkte nach der internen Klarstellung entspannt. Der amtierende Weltmeister sagte auf der offiziellen FIA-Pressekonferenz: "Um ehrlich zu sein, hatte ich mein Schicksal schon immer in der Hand", sagte Hamilton. "Das ändert nichts. Wir können immer noch gegeneinander fahren, das ist positiv. Keine Teamorder, das ist doch super für die Fans. Es sollte also jeder gespannt sein."

Bernie schaltet sich ein

Die Diskussion über eine mögliche Teamorder bei Mercedes war in den vergangenen Tagen zum echten Politikum geworden. Selbst Bernie Ecclestone schaltete sich ein und suchte das Gespräch mit Teamchef Toto Wolff. Bernies Sorge: Würden beide Mercedes-Piloten künftig nicht mehr frei gegeneinander kämpfen dürfen, würde dies die Spannung in der Formel 1 wesentlich reduzieren.

"Stellen Sie sich mal vor, dass die WM beim letzten Rennen dadurch entschieden wird, dass einem gesagt wird, er dürfe nicht überholen", sagte Ecclestone gegenüber dem britischen Telegraph. "Das ist nicht gut für die Formel 1 und auch nicht für Mercedes." Nun haben die Mercedes-Verantwortlichen eingelenkt. Hamilton und Rosberg dürfen weiter gegeneinander Rennen fahren und um die Weltmeisterschaft kämpfen.

Spa 2014: Da ging der Krieg der Sterne richtig los, Foto: Mercedes-Benz
Spa 2014: Da ging der Krieg der Sterne richtig los, Foto: Mercedes-Benz

Wolff wütend nach Spielberg-Crash

Dabei hatte es eine Weile danach ausgesehen, als ob Mercedes seinen beiden Piloten von nun an einen Riegel vorschieben würde. Nach der Kollision in Spielberg in der letzten Runde war Wolff stinksauer, haute vehement auf den Tisch, als er die rennentscheidende Szene auf dem Monitor mitansehen musste.

Auch der Mercedes-Vorstandsvorsitzende Niki Lauda war alles andere als begeistert, fand mit Rosberg aber schnell den Schuldigen. Das sah auch die Rennleitung so und brummte dem aktuellen WM-Spitzenreiter zwei Strafpunkte sowie eine kleine Strafe aus, die am Ergebnis jedoch nichts veränderte.

Wolff: Das bringt mich zum Kotzen

Nach dem Silberpfeil-Crash hatte Wolff selbst laut über eine mögliche Stallregie nachgedacht. "Man muss sich alle verfügbaren Optionen ansehen", sagte der Österreicher. "Eine Option ist, die Reihenfolge zu einem gewissen Zeitpunkt des Rennens einzufrieren - was unpopulär ist und mich zum Kotzen bringt, weil ich sehen möchte, wie sie racen."

Schon drei Unfälle 2016

Hamilton, Rosberg und der Kampf um die Spitze. Dieses Duell sorgt seit 2014 für Spannung, spitzte sich zuletzt aber immer weiter zu. In den letzten fünf Rennen knallte es gleich dreimal. Am schlimmsten in Barcelona, als beide Autos beim Start kollidierten und aufgeben mussten.

Niki Lauda damals: "Das ist für mich inakzeptabel. Eine Schande! Der Super-GAU ist eingetreten." Wenig später in Montreal der nächste Zusammenstoß, wenn auch ohne Folgen. Zuletzt der Spielberg-Crash, der einen weiteren Doppelsieg kostete.