Es wird eng für Williams. Vom Status als ernstzunehmender Herausforderer für Ferrari und Mercedes ist das Traditionsteam inzwischen weit entfernt. In Kanada kam Valtteri Bottas zwar auf das Podium, doch muss das Team den Blick aktuell eher nach hinten denn nach vorne richten. Force India hat sich zu einem starken Konkurrenten um WM-Platz fünf entwickelt. Toro Rosso verfügt ebenfalls über ein starkes Paket, wenn die Geraden kurz genug sind. In Spielberg zuletzt konnte sich Bottas im Rennen gar nur knapp vor Pascal Wehrlein halten.

Der Kampf um die vorderen Gefilde scheint dagegen erst einmal vorbei. Red Bull ist - abgesehen von den reinen Power-Strecken - unerreichbar, Ferrari und Mercedes ohnehin. Beim Heimrennen steht das gesamte Team bereits unter Druck, zumindest den Status als Nummer vier zu untermauern. Im vergangenen Jahr führte Williams das Rennen zweitweise sogar an, ehe ein strategischer Fauxpas bei einsetzendem Regen alle Träume platzen ließ.

Williams führte den letztjährigen Großbritannien GP zeitweise an, Foto: Sutton
Williams führte den letztjährigen Großbritannien GP zeitweise an, Foto: Sutton

Das letzte Rennen: Albtraum in Spielberg

Groß waren die Hoffnungen von Williams, beim Österreich GP ein starkes Ergebnis einfahren zu können. Schließlich fuhr man 2014 dort in die erste Startreihe, die Strecke kommt dem Auto dank der vielen langen Geraden und wenigen Highspeed-Kurven entgegen. Doch das Wochenende entwickelte sich zum Albtraum. Im Qualifying kamen beide Fahrer zwar in Q3. Doch kurz vor Rennstart musste Felipe Massa aufgrund eines Frontflügel-Defektes aus der Box starten. Wenige Runden vor Rennende musste er mit Bremsdefekt aufgeben. Bottas konnte von Rang sieben aus ebenfalls nichts ausrichten und kam am Ende mit Ach und Krach vor Pascal Wehrlein als Neunter ins Ziel. Zwei Punkte auf dem Red Bull Ring entsprachen bei weitem nicht den Erwartungen des Teams.

Die Neuerungen: Neuer Frontflügel für Massa und Bottas

Die Leistung in Spielberg und vor allem die Ausbeute im Rennen hinterließen bei Williams Unzufriedenheit. Kein Grund jedoch, Trübsal zu blasen. Nun geht es zum Heimrennen nach Silverstone. Im Gepäck: ein neuer Frontflügel. In Spielberg kostete die Nase Felipe Massa seinen zehnten Startplatz. Nun soll aber alles ausgeräumt sein. "Wir sind zuversichtlich, dass wir die Probleme, die Felipe zum Start aus der Box gezwungen haben, überwunden haben. Wir erwarten, dass beide Autos den neuen Frontflügel fahren, der beim Test in Österreich bereits positive Resultate gezeigt hat", so Technikchef Pat Symonds.

Die Erwartungen: Anknüpfen an die Vorjahre

Der Silverstone Circuit gehört zu den schnellsten Strecken im Kalender, jedoch werden neben der Motorenpower auch Aerodynamik und Traktion gefordert. Kurzum: In Silverstone braucht es ein gut funktionierendes Paket. Williams verfügte in den vergangenen beiden Jahren über genau dieses. 2014 wurde Valtteri Bottas Zweiter, im vergangenen Jahr kosteten die Strategie und das Wetter einen Podestplatz. Mit besten Erinnerungen reist man daher nach England. "Wir haben hier in den letzten paar Jahren gute Leistungen gezeigt, was diese tolle Herausforderung der Strecke noch ergänzt", blickt Symonds zurück.

Das typisch englische Wetter könnte im Formel-1-Feld jedoch für kräftige Verschiebungen sorgen, das weiß auch Felipe Massa. "Es ist eine Strecke, an der sich das Wetter sehr schnell ändern kann. Es kann nass sein oder trocken, aber auch komplett vermischt. Alles kann passieren, wie wir es in den letzten Jahren gesehen haben", mahnt der Brasilianer.

Mit dem Regen flossen die Sieghoffnungen bei Williams dahin, Foto: Sutton
Mit dem Regen flossen die Sieghoffnungen bei Williams dahin, Foto: Sutton

Die Statistik: Williams beim Großbritannien GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Williams 10 131022 2303149
Valtteri Bottas - --1 286
Felipe Massa - --- 55112

Williams in Silverstone: Bereits acht Mal konnten Williams-Piloten beim Heimspiel ihres Arbeitgebers den Sieg davontragen. Den Anfang machte 1979 Clay Regazzoni, danach folgten Nigel Mansell (1987, 1991 und 1992), Alain Prost (1993), Damon Hill (1994) sowie Jacques Villeneuve (1996 und 1997). Insgesamt stehen für Williams 18 Podiumsplatzierungen zu Buche

Valtteri Bottas in Silverstone: Nach dem zwölften Platz bei seinem Debüt in der Saison 2013 durfte sich Bottas 2014 über den Sprung auf das Podium freuen. Der Finne wurde Zweiter. Im vergangenen Jahr reichte es zu Rang fünf.

Felipe Massa in Silverstone: Der britische Traditionskurs kann wahrlich nicht als Lieblingsstrecke von Felipe Massa bezeichnet werden. Bei zwölf Starts schaffte der Brasilianer noch nie den Sprung auf das Podium, schrammte daran als Vierter jedoch drei Mal knapp vorbei, unter anderem im vergangenen Jahr.

Die Prognose: Raus aus dem Abwärtsstrudel

  • Williams ist in Silverstone traditionell stark
  • Besondere Motivation durch das Heimrennen
  • Neuer Frontflügel für Bottas und Massa

Motorsport-Magazin.com meint: Spielberg war ein Reinfall für Williams. In Silverstone zeichnet sich die Tendenz ab, in welche Richtung das Team für den Rest der Saison blicken kann. Schneidet Williams ähnlich ab wie in den Vorjahren, ist die Welt in Ordnung. Sollte sich das Debakel von Österreich jedoch wiederholen, droht Ungemach. Mit dem neuen Frontflügel bringt Williams als eines von wenigen Teams Updates mit nach England. Die Vorzeichen stehen gut, die Topteams ärgern zu können. (Chris Lugert)