Mann des Rennens: Pascal Wehrlein

Noch in dieser Woche hatte Pascal Wehrlein im Interview mit Motorsport-Magazin.com gesagt, dass es sehr schwierig sein werde, für Manor in dieser Saison zu punkten. Doch so schnell kann es gehen: Der Deutsche erreichte im Qualifying zum Österreich GP erstmals Phase zwei und startete überraschend von Position 12. Im Rennen hatte er dann Pech mit seinen Boxenstopps und lag zwischenzeitlich an vorletzter Stelle. Doch Wehrlein kämpfte bravourös, profitierte von einigen Ausfällen und holte letztlich als Zehnter seinen Premieren-Punkt in der Formel 1.

Für Manor war es das erste zählbare Ergebnis, seit Jules Bianchi 2014 in Monaco (damals hieß das Team noch Marussia) Platz neun belegte. Dies ist auch abgesehen vom Prestige von hohem Interesse für den Rennstall. Denn Rang zehn in der Konstrukteurswertung ist finanziell erheblich attraktiver als die elfte und letzte Position. Dort steht nun das Sauber-Team, dem 2016 noch kein einziges Punkte-Ergebnis gelang.

Spruch des Rennens: Christian Danner

Der Motorsport-Magazin.com-Experte sah in Hamilton den Schuldigen beim Mercedes-Crash. Der aktuelle Weltmeister hatte nach dem Rennen gesagt, Rosberg sei in jenem Moment in seinem toten Winkel gewesen. Doch Danner lässt das nicht gelten. Er ist der Meinung, Hamilton habe genau gewusst, wo sein Teamkollege gerade war, sei aber dennoch nach innen gezogen. "Das Selbstverständnis von Lewis Hamilton sagt: Verpiss dich! Ich bin da!". Dadurch sei es zum Zusammenstoß gekommen.

Manöver des Rennens: Mercedes-Crash

Was sonst könnte an dieser Stelle stehen, als das Manöver der beiden Silberpfeile in der letzten Runde des Österreich GP? Rosberg und Hamilton kämpften so verbissen um den Sieg, dass sie sich um ein Haar erneut gegenseitig abgeschossen hätten. Den Deutschen plagte in Führung liegend ein Bremsproblem. Er wollte seinen Teamkollegen abdrängen, als dieser zum Überholen ansetzte. Der Brite konterte und zog nach innen. So kam es zur Berührung.

Der Verlierer des Duells war Rosberg - und zwar gleich im doppelten Sinne: Zum einen verlor er den Sieg, wurde nur Vierter und büßte viele Punkte seines Vorsprungs auf Hamilton im Kampf um den WM-Titel ein. Zum anderen brummten ihm die Stewards zehn Extra-Sekunden sowie zwei Straf-Punkte auf. Dies blieb allerdings für das Rennergebnis ohne Folgen, da sein Vorsprung auf den fünftplatzierten Daniel Ricciardo groß genug war.

Szene des Rennens: Vettels Reifen explodiert

Sebastian Vettel lag in der 26. Runde des Österreich GP in Führung, als plötzlich sein rechter Hinterreifen platzte. Der Ferrari-Pilot verlor bei rund 300 km/h die Kontrolle über sein Fahrzeug, krachte in die Streckenbegrenzung und musste aufgeben. Kritik, der Deutsche sei zu lange draußen geblieben, wollte Teamchef Maurizio Arrivabene nicht gelten lassen. "Es gab keine Anzeichen in der Telemetrie, keine Anzeichen vom Sensor", beteuerte er. Der Auslöser für den Platzer blieb zunächst unklar. "Es könnte der Kerb sein oder jede anderer Grund. Wir sprechen mit Pirelli, um die Gründe zu verstehen. Es gab auch andere Teams, die ohne jedes Problem gefahren sind. Das ist wirklich komisch", wunderte sich der Italiener.

Boxenstopp des Rennens: Williams

Dieses Mal ging kein Boxenstopp völlig daneben. Auch Red Bull hatte - anders als in Monaco - stets alle vier Reifen für beide Fahrer zur Verfügung. Daher gilt es, Williams zum neunten schnellsten Stopp aller Teams im neunten Rennen dieser Saison zu gratulieren. Felipe Massas Fahrzeug stand lediglich 2.16 Sekunden und schon waren alle vier Reifen gewechselt. Dem Brasilianer nutzte das letztlich allerdings wenig. Er schied vorzeitig aus.

Williams-Pilot Felipe Massa schied in Spielberg zwar aus, doch sein Boxenstopp war wieder der Schnellste, Foto: Sutton
Williams-Pilot Felipe Massa schied in Spielberg zwar aus, doch sein Boxenstopp war wieder der Schnellste, Foto: Sutton

Topspeed des Rennens: Sergio Perez

Beide Force-India-Piloten schieden in Österreich vorzeitig aus. Doch zuvor hatten sie auf dem schnellen Red-Bull-Ring ihre Mercedes-Power voll ausgespielt. Dadurch lag der Rennstall am Wochenende bei den Topspeeds ganz vorne. Sergio Perez erreichte als Schnellster zwischenzeitlich 337,8 km/h. An die Rekordgeschwindigkeiten vom vergangenen Europa GP kam auch er allerdings nicht heran. In Baku war Valtteri Bottas mit 378 km/h unterwegs.

Die Topspeeds beim Großen Preis von Österreich 2016

PlatzFahrerTeamMotorGeschwindigkeit
1Sergio PerezForce IndiaMercedes337,8 km/h
2Nico HülkenbergForce IndiaMercedes335,6 km/h
3Lewis HamiltonMercedesMercedes332,7 km/h
4Valtteri BottasWilliamsMercedes329,7 km/h
5Pascal WehrleinManorMercedes329,7 km/h
6Felipe MassaWilliamsMercedes329,1 km/h
7Nico RosbergMercedesMercedes328,8 km/h
8Daniel RicciardoRed BullTag Heuer328,6 km/h
9Esteban GutierrezHaas F1Ferrari327,9 km/h
10Kimi RäikkönenFerrariFerrari327,6 km/h
11Jolyon PalmerRenaultRenault326,4 km/h
12Carlos Sainz Jr.Toro RossoFerrari 2015324,5 km/h
13Max VerstappenRed BullTag Heuer323,8 km/h
14Jenson ButtonMcLarenHonda323,6 km/h
15Rio HaryantoManorMercedes323,5 km/h
16Fernando AlonsoMcLarenHonda323,3 km/h
17Romain GrosjeanHaas F1Ferrari322,3 km/h
18Kevin MagnussenRenaultRenault322,2 km/h
19Marcus EricssonSauberFerrari320,1 km/h
20Sebastian VettelFerrariFerrari315,6 km/h
21Felipe NasrSauberFerrari315,4 km/h
22Daniil KvyatToro RossoFerrari 2015295,0 km/h

Unsung Heros des Rennens: Romain Grosjean und Jenson Button

Dieses Mal haben zwei Fahrer diesen Titel verdient. Jenson Button lenkte seinen McLaren in Österreich auf Platz sechs, nachdem er bereits im Qualifying überraschend Platz fünf erreicht hatte. Das ist insofern bemerkenswert, als der Rennstall ein chronisches Speed-Problem hat und die Power auf dem Red-Bull-Ring überdurchschnittlich wichtig ist. Außerdem holte der Weltmeister von 2009 damit nach zwei punktlosen Rennen mal wieder Zähler für McLaren.

Bei Haas dauerte die Durststrecke sogar noch länger. Fünf Rennen zuvor, in Russland, hatte der Königsklassen-Neuling zuletzt gepunktet. Doch Geduld und Ruhe scheinen ohnehin die Stärken des unaufgeregten Teams zu sein. Grosjean fuhr - auf Position 13 gestartet - ein beherztes Rennen, nutzte seine Chance, als andere patzten oder ausfielen und erreichte als Siebter das Ziel. Der Franzose kommt in dieser Saison viel besser klar als Teamkollege Esteban Gutierrez. Sämtliche Zähler für Haas sammelte bislang Grosjean.

Enttäuschung des Rennens: Nico Hülkenberg

Die Erwartungen waren groß bei Nico Hülkenberg: Er hatte zuletzt erneut im Schatten von Teamkollege Sergio Perez gestanden. Dieser holte zwei Podiumsplätze in den drei Rennen vor Spielberg. Nach einem starken Platz drei im Qualifying und der Strafversetzung von Nico Rosberg stand Hülkenberg in Österreich in Startreihe eins. Er wollte endlich die erste Podestplatzierung seiner Formel-1-Karriere holen.

Doch schon am Start lief es schlecht. Der Deutsche verlor sofort mehrere Positionen. Im weiteren Verlauf des Rennens hatte er mit starkem Reifenabbau zu kämpfen und fuhr entsprechend als einziger Pilot im Feld dreimal an die Box. "Ich habe das Auto nicht wiedererkannt. Wir hatten keine Balance und ich habe keine Harmonie gefunden", ärgerte er sich zudem. Schließlich sorgte ein hoher Verschleiß der Bremsen sogar für ein vorzeitiges Aus. Es war das enttäuschende Ende eines Wochenendes, das zwischendurch so vielversprechend verlief.

Instagram-Post des Rennens: Toto Wolff hat die Schnauze voll

Dem Mercedes-Motorsportchef platzt der Kragen, als seine Fahrer sich - in Führung liegend - um ein Haar gegenseitig von der Strecke schieben. Wütend schwingt er seine Faust. Fernsehkameras fingen die Szene ein. Das Bild wurde später unter anderem vom offiziellen Formel-1-Instagram-Kanal veröffentlicht. Neben Wolff ist ein konsternierter Niki Lauda zu sehen.

Tipp des Rennens: Die User haben es gewusst

Als einziger aus unserer Redaktion hatte Florian Becker Hamilton als Sieger des Österreich GP getippt. Die User von Motorsport-Magazin.com lagen ebenfalls sehr gut. Je 30 Prozent sprachen sich vor dem Rennen für den Weltmeister und Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen aus. Rosberg erwarteten nur 13 Prozent ganz oben auf dem Podest, den letztlich zweitplatzierten Max Verstappen sah nur jeder 100. Leser auf Platz eins.