Eklat beim Österreich GP: Erneut fahren Lewis Hamilton und Nico Rosberg sich ins Auto. Nach Ansicht der Stewarts ist Nico Rosberg der Schuldige. Die Fahrer sehen sich natürlich beide selbst als Opfer. Die Strafe für Rosberg ändert am Rennergebnis zwar nichts und auch die zwei Strafunkte sowie die Verwarnung sind für den Deutschen zu verschmerzen. Es geht einfach ums Prinzip. Die Redakteure von Motorsport-Magazin.com diskutieren: War es richtig, Rosberg beim zweiten teaminternen Unfall der Saison zu bestrafen?

Pro: Rosberg hat sich die Strafe selbst zuzuschreiben

Man stelle sich vor, man liegt in Führung, die Bremsen lassen stark nach und der direkte Konkurrent im Titelkampf hängt im Nacken. Natürlich will man in der Situation nicht klein beigeben, doch alles darf man dabei nicht riskieren. Ein Unfall, so gerechtfertigt die Situation auch erscheinen mag, bleibt ein Unfall und derjenige, dem dafür die Schuld zuzusprechen ist, hat nun mal eine Strafe verdient. Da Hamilton in diesem Fall sehr zurückhaltend und vorsichtig war, bleibt nur Rosberg als Schuldiger.

Genau deshalb ist Nico Rosberg auf dem Red-Bull-Ring zu Recht bestraft worden. Er hat zu spät gebremst und ist Hamilton in die Linie gerutscht. Da er um seine Bremsprobleme wusste, war das ein fahrlässiger Unfall, den er hätte verhindern können und hätte verhindern müssen. So hat der Deutsche in dem Moment nicht nur den mindestens zweiten Platz verspielt, sondern auch den Doppelsieg für sein Team. Racing hin oder her, ein Zwischenfall, der mit einem solchen Schaden endet, gehört bestraft.

Allerdings gleicht die Strafe selbst einer Farce. Hätten die Stewarts sich nicht für eine 10-Sekunden-Zeitstrafe entschieden, sondern für eine Durchfahrtsstrafe, wie es bei einem Unfall auch durchaus gängig ist, dann hätte der Meisterschaftsführende auch Plätze verloren, die im Kampf um den Titel entscheidend sein können. Denn so verliert er keine weiteren Punkte und auch die Strafpunkte und die Verwarnung können dem Mercedes-Piloten ziemlich egal sein. Bis zum Österreich GP hatte der Rosberg bei Strafpunkten und Verwarnungen eine weiße Weste.

Contra: Weder Rosberg noch Hamilton sollten bestraft werden

Der Mercedes-Crash in Spielberg war vieles - aber nicht die Schuld von Rosberg. Es ist absurd, dass die Rennkommissare dem Deutschen den schwarzen Peter zuschieben. Allerdings wäre eine Bestrafung von Hamilton ebenso unsinnig gewesen. Es war ein Vorfall, wie er in der letzten Runde eines Rennens im Kampf um den Sieg nun einmal passiert. So etwas wollen die Fans sehen, man nennt es Racing. Es tut der Königsklasse gut, die derzeit in der Öffentlichkeit nicht gerade als nervenzerfetzend spannend wahrgenommen wird. Große Rivalitäten zwischen Fahrern waren immer Zuschauermagneten für die Formel 1. Es ist bezeichnend, dass man das den Stewards erklären muss.

Zum Zeitpunkt des Urteils gegen Rosberg war längst bekannt, dass der WM-Führende am Ende des Rennens ein Bremsproblem hatte. Dies hätte berücksichtigt werden müssen. Schwerer wiegt jedoch, was Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner völlig richtig sagte: "Wenn du in der letzten Runde vorne bist, machst du alles, was du kannst, um vorne zu bleiben. Man kann niemandem einen Strick daraus drehen."

Danner entlarvte auch Hamiltons Argument, Rosberg sei in seinem toten Winkel gewesen als Unfug. "Du kannst nicht ignorieren, dass da jemand ist, das wusste er genau. Nur das Selbstverständnis von Hamilton sagt: Verpiss dich! Ich bin da! Nur deswegen sind sie zusammengestoßen", so Danner. Doch wie gesagt: Es geht nicht darum, nun Hamilton zum Schuldigen zu erklären. Auch er darf sich auf den Kampf um den Sieg berufen. Ein solcher Crash kommt in dieser Situation vor. Dann sollte aber auch niemand dafür bestraft werden.