"Du musst aufpassen, dass du nicht von deinem Motorrad getreten wirst, wenn du heim fährst." Der junge Max Verstappen hatte in Österreich einen gut gemeinten Rat für Lewis Hamilton parat. Aber warum sollte jemand dem Rennsieger aus Spielberg an den Kragen wollen? Der Grund, warum Verstappen seinen Fahrerkollegen scherzhaft warnte: Buh-Rufe gegen Hamilton auf dem Podium! Das hatte es seit Sebastian Vettel nicht mehr in der Formel 1 gegeben.

Offenbar hegten einige Zuschauer mehr Sympathien für Nico Rosberg, der den Sieg in der letzten Runde nach einer Kollision mit seinem Mercedes-Teamkollegen verloren hatte. Das gefiel zahlreichen Fans offensichtlich nicht, sie verliehen ihrem Unmut über das Rennergebnis entsprechend Ausdruck.

Warum die Buh-Rufe?

Buh-Mann Hamilton auf dem Red Bull Ring - es dürfte ihn kaum so sehr gestört haben wie Vettel, der damals allein wegen seiner Siegesserie Schmährufe über sich ergehen lassen musste. "Das macht mir nichts aus", sagte der Silberpfeil-Pilot nach seinem dritten Saisonsieg. "Ich bin nicht ganz sicher, warum sie das gemacht haben. Aber das macht keinen wirklichen Unterschied. Ich habe das Rennen fair gewonnen."

Aus offizieller Sicht waren die Buh-Rufe gegen Hamilton nicht berechtigt. Die Rennleitung brummte später Rosberg eine Strafe auf, markierte ihn damit deutlich als den Verursacher der Kollision in der letzten Rennrunde. Hamilton blieb straffrei. "Toll ist es nicht, aber ich vergebe ihnen", sagte Hamilton über die Fan-Reaktionen an der Strecke. "Manchmal ist es eben so, ich möchte deshalb kein Urteil über sie fällen. Sie haben das Recht auf eine eigene Meinung."

Hamilton schwärmt von Österreich

Trotzdem hätte sich Hamilton wohl eine andere Geste der Podiumszuschauer gewünscht. Schließlich zählt Österreich für ihn zu seinen Lieblingsorten. So habe er am Wochenende eine Motorradtour durch die Berge in der Steiermark unternommen - daher die Warnung von Podestkollege Verstappen.

Hamilton über die Gegend rund um Spielberg: "Das ist eines der schönsten Länder, in denen ich jemals gewesen bin. Ich habe ein Motorrad hier am Wochenende und bin durch die Berge gefahren, nur um zu sehen wie herrlich und natürlich hier alles ist. Wenn du solch ein Gefühl für ein Land hast und dann so eine Antwort auf den Sieg bekommst, ist das natürlich nicht das Tollste."

Lewis Hamilton gewinnt Österreich-Rennen in letzter Sekunde, Foto: Sutton
Lewis Hamilton gewinnt Österreich-Rennen in letzter Sekunde, Foto: Sutton

Lauda: Falsche Pfiffe

Hamilton war aber sicher, dass sich einige der Streckenbesucher über seinen Sieg auf der Strecke - die ihm in der Vergangenheit nicht sehr gut lag - gefreut haben. "Da waren heute auch Fans von mir, ich habe sie gesehen", so Hamilton. "Sie haben Hüte und Flaggen getragen. Ich habe meine Fans - ich sehe sie überall. Das ist letztendlich alles, was für mich zählt."

Moralische Unterstützung gab es unterdessen aus dem Mercedes-Lager. Während sich Rosberg nicht zur Buh-Affäre äußern wollte, sprang Niki Lauda in die Bresche. Der Lokalmatador stärkte Hamilton den Rücken: "Ich finde das nicht okay. Wenn die Masse pfeift, ist das nicht gut. Denn die wissen ja nicht, warum der Einzelne pfeift. Die haben gepfiffen, weil sie gedacht haben, Lewis wäre schuld am Unfall. Aber schuld war der andere wegen seiner Bremsen. Die Pfiffe waren falsch, aber dem Lewis ist das eh egal."