Lewis Hamilton hat zum ersten Mal in seiner Karriere den Großen Preis von Österreich gewonnen. Der Brite feierte auf dem Red Bull Ring den 46. Sieg seiner Karriere und den dritten der Saison 2016 - aber mit einem faden Beigeschmack. Im Duell um die Führung auf der letzten Runde kollidierte er mit seinem bis dahin führenden Teamkollegen Nico Rosberg, der mit einer beschädigten Nase noch bis auf Rang vier zurückfiel.

Das Podium: Hamilton sah nach einigen Runden wie der klare Sieger des Rennens aus. Er baute seinen Vorsprung von der Pole Position konstant aus und hielt seine ultraweichen Reifen für 22 Runden am Leben. Beim ersten Boxenstopp klemmte es allerdings hinten links und der Weltmeister ließ einige Sekunden liegen. Bei der Ausfahrt schob sich sein Teamkollege Rosberg vorbei. Nach einem weiteren Stopp beider Silberpfeile lagen sie dicht beisammen. Hamilton holte auf den weichen Reifen konstant Zeit auf Rosberg auf, der die superweiche Mischung montiert bekommen hatte. In der letzten Runde kam es zum Eklat: In Kurve zwei kollidierten die beiden Spitzenreiter, Hamilton ging vorbei und Rosberg fiel noch bis auf Rang vier zurück.

Die Profiteure des silbernen Duells hießen Max Verstappen und Kimi Räikkönen, die das Podium komplettierten. Verstappen hatte nach der zweiten Stopp-Serie von Mercedes zwischenzeitlich das Rennen sogar angeführt, wurde aber schließlich zunächst von Rosberg und dann auch von Hamilton passiert. Mit Rang zwei feierte der Niederländer sein zweitbestes Ergebnis in der Formel 1 und bescherte Red Bull auf der Heimstrecke das erste Podium der Geschichte.

Die Punkteränge: Sensation bei Manor! Pascal Wehrlein holt mit Rang zehn den ersten Punkt seiner Formel-1-Karriere - ein historischer Moment. In der Teamgeschichte von Manor, ehemals Marussia, ist es erst das zweite Mal, dass ein Pilot für die Mannschaft Zählbares nach Hause brachte. Zuvor war dieses Kunststück dem mittlerweile verstorbenen Jules Bianchi in Monaco 2014 gelungen.

Pascal Wehrlein sorgt in Österreich für die Punkte-Sensation, Foto: Sutton
Pascal Wehrlein sorgt in Österreich für die Punkte-Sensation, Foto: Sutton

Hinter dem enttäuschten Viertplatzierten Rosberg kam Daniel Ricciardo im zweiten Red Bull auf Rang fünf. Er hatte sich ein rundenlanges Duell mit Jenson Button geliefert. Der McLaren-Mann holte mit Platz sechs sein bestes Saisonergebnis und acht Punkte. Die weiteren Punkte gingen an Romain Grosjean, Carlos Sainz und Valtteri Bottas.

Die WM-Wertung: Hamilton holt sich durch seinen Sieg 25 Punkte, während Rosberg nach der Kollision als Vierter nur 12 Zähler bekommt. Damit rückt der Weltmeister seinem Teamkollegen wieder etwas näher auf die Pelle. Nach neun Rennen trennen Hamilton elf Punkte von der WM-Führung. Hinter den Silberpfeilen herrscht Gleichstand bei Ferrari. Vettel und Räikkönen kommen jeweils auf 96 Punkte, Vettel bleibt durch seine besseren Einzelergebnisse aber vor dem Finnen.

Der Start: Lewis Hamilton erwischte einen guten Start und verwandelte seine Pole Position direkt in die Führung. Der neben ihm losgefahrene Nico Hülkenberg bekam seinen Force India allerdings nicht richtig von der Linie. Er musste sich hinter Jenson Button und Kimi Räikkönen auf Rang vier einordnen. Ein weiterer Verlierer der Startphase war Daniel Ricciardo, der sich von Nico Rosberg und seinem Teamkollegen Max Verstappen passieren lassen musste und auf P8 aus der ersten Runde kam.

Das Podium des Österreich GP, Foto: Sutton
Das Podium des Österreich GP, Foto: Sutton

Das sagten Hamilton, Verstappen und Räikkönen zum Rennen

Lewis Hamilton: Ich denke nicht, dass es eine kontroverse Situation war, das Rennen geht eben bis zur Zieldurchfahrt. Nico hat einen Fehler in der ersten Kurve gemacht und ich war in der zweiten neben ihm. Ich war außen, bin meine Linie gefahren und er war in meinem toten Winkel. Als ich eingelenkt habe, war ich am Rand der Strecke und musste rüber. Es gab eine Berührung, aber einer meiner Mechaniker meinte, Nico hätte ein Problem mit den Bremsen gehabt. Ich wollte einfach so schnell wie möglich wieder auf die Strecke.

Max Verstappen: Es war ein unglaublicher Tag. Rang zwei mit dem Red Bull auf dem Red Bull-Ring ist super. Es war ein sehr aufregendes Rennen, danke ans Team, die mir ein super Auto hingestellt haben.

Kimi Räikkönen: Es war kein leichter Tag für uns und nicht unbedingt das Ergebnis, das wir uns erhofft hatten. Wir hatten einen guten Speed und ich hätte am Ende noch Max überholen können, aber dann kamen die gelben Flaggen. Eigentlich begann das Rennen gut, aber dann war ich plötzlich auf Platz sechs und habe versucht, zurückzukommen.

Der Himmel über dem Red Bull Ring war meist wolkenverhangen, Foto: Sutton
Der Himmel über dem Red Bull Ring war meist wolkenverhangen, Foto: Sutton

Das Wetter: Das Rennen begann trocken, doch bereits in Runde 14 meldeten die ersten Piloten leichte Tropfen auf den Visieren. Über die 71 Runden folgten immer wieder Funksprüche, es würde nun leicht zu regnen beginnen. Tatsächlich blieben die Schauer aber aus und das Rennen ging trocken zu Ende.

Die Strategien: Komplett unterschiedliche Herangehensweise bei den Silberpfeilen. Während Rosberg schon in Runde sechs von den ultraweichen Reifen auf die weiche Mischung wechselte und dabei zwischenzeitlich auf Platz 15 zurückfiel, blieb Hamilton bei gleicher Reifenwahl bis Runde 22 auf der Strecke. Letztlich besser für den Deutschen, der nach Hamiltons Stopp knapp vorne blieb. Während spekuliert wurde, dass beide Piloten mit einer Einstopp-Strategie durchfahren würden, kam Hamilton bereits in Umlauf 55 wieder an die Box, Rosberg direkt darauf. Der Brite wählte die weiche Mischung, Rosberg die superweichen Pneus.

Kimi Räikkönen kam in Runde 23 zum Stopp, die Idee von Ferrari ging allerdings nicht auf. Zuvor auf Rang zwei gelegen, kam der Finne auf Rang sechs wieder heraus.

Sebastian Vettels Reifen platzte bei rund 300 km/h auf Start/Ziel, Foto: Sutton
Sebastian Vettels Reifen platzte bei rund 300 km/h auf Start/Ziel, Foto: Sutton

Die Ausfälle: Sebastian Vettel machte sich selbst absolut kein Geburtstagsgeschenk. Auf den superweichen Reifen gestartet, versuchte er alles herauszuholen und blieb bis Runde 26 auf der Strecke. Auf Start/Ziel explodierte der rechte, hintere Pneu, der zudem drei Runden im Qualifying absolviert hatte, und sorgte für einen Einschlag bei rund 300 km/h. "Es hat sich nicht angedeutet. Die Pace war wie in den Runden zuvor, es kam sehr plötzlich, sonst wären wir vorher reingefahren", sagte Vettel nach seinem Aus. Sein Abflug sorgte für die einzige Safety-Car-Phase des Rennens, durch die Aufräumarbeiten musste Bernd Mayländer das Feld sogar durch die Boxengasse führen.

Bereits in Runde zwei war das Rennen für Daniil Kvyat beendet. Der Toro Rosso-Pilot fiel mit einem technischen Defekt aus. Sechs Umläufe vor der karierten Flagge wurde schließlich auch Felipe Massa in seinem Williams an die Box geschoben. Das gleiche Schicksal ereilte Fernando Alonso, der seinen McLaren in Runde 66 bei seinen Mechanikern parkte. In der finalen Runde flog Sergio Perez in seinem Force India ab. Er sorgte für eine gelbe Flagge, die noch zu Problemen für Hamilton führen könnte, der genau in dieser Phase Rosberg überholt hatte.

Die Strafen: Im Rennen hagelte es mehrere Fünf-Sekunden-Strafen. Während Kevin Magnussen im Duell mit Pascal Wehrlein mehrmals die Spur wechselte und dafür von den Stewards gerügt wurde, erwischte es Force-India-Mann Hülkenberg und Romain Grosjean im Haas für Speeding in der Boxengasse.

Die Top-Facts des Rennens:

  • Lewis Hamilton gewinnt zum ersten Mal in Österreich
  • Nächster Crash der Silberpfeile: Duell in der letzten Runde
  • Sebastian Vettel fliegt nach Reifenplatzer auf Start/Ziel ab
  • Max Verstappen holt das erste Red Bull-Podium auf dem Red Bull Ring
  • Pascal Wehrlein holt mit Platz zehn seinen ersten Punkt