Plötzlich war sie da: die 1 neben dem Kürzel RIC. Pole - zumindest für einen kurzen Moment. Doch dann wendete sich das Blatt für Daniel Ricciardo im dritten Qualifying-Segment zum Österreich Grand Prix. "Wir waren zu Beginn von Q3 recht schnell auf den Intermediates. Wir haben es gut hinbekommen und waren an der Spitze", erinnert sich der Australier.

Nach dem Aussteigen aus seinem Red Bull sieht er auf der Zeitentabelle jedoch die sieben neben seinem Namen stehen. Nicht das Ergebnis, das er sich erhofft hatte. Die Diagnose ist schnell getroffen: "Letztlich haben wir uns selbst nicht genug Zeit auf den Slicks gegeben, um das Maximum herauszuholen."

Falsches Timing stoppt Ricciardo

Schon während seiner ersten Runden im finalen Qualifying-Segment erkannte der Australier, dass der Red Bull Ring sehr schnell abtrocknen würde. Sofort informierte er sein Team, dass Trockenreifen zum Ende hin die bessere Wahl sein würden. Doch während ein Großteil der Fahrer den Wechsel bei rund vier Minuten auf der Uhr vollzog und sofort zurück auf die Strecke ging, wurde bei Red Bull gewartet. So blieb dem Australier am Ende noch eine heiße Runde - zu wenig.

Daniel Ricciardo hätte sich beim Österreich Grand Prix weiter vorne gesehen, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo hätte sich beim Österreich Grand Prix weiter vorne gesehen, Foto: Sutton

"Ich kam in Kurve eins und war der Meinung, ich hätte spät gebremst, aber der Grip war deutlich höher als ich angenommen hatte. Also dachte ich mir, Mist da hätte ich später bremsen können. Wenn man also noch eine weitere Runde hat...", fasste der Red Bull-Pilot zusammen. "Wir hatten das Potenzial um da vorne zu sein, aber es war einfach ein bisschen falsches Timing."

Die Gründe für die Teamentscheidung konnte Ricciardo nur mutmaßen. Seiner Meinung nach hätten zwei oder mehr Runden auf Slicks bei den noch leicht feuchten Bedingungen deutlich mehr Sinn gemacht. "Die Strecke war recht kühl und feucht, dabei killt man die Reifen nicht und es gehen ein paar aufeinanderfolgende Runden", rechtfertigte Ricciardo später. "Die bessere Streckenkenntnis hätte den eventuell vorhandenen Reifenabbau zudem ausgeglichen."

Gute Ausgangslage für das Rennen

Durch die Strafversetzungen von Nico Rosberg und Sebastian Vettel wird der Australier das Rennen von Rang fünf in Angriff nehmen. Eine Position, die Ricciardo hoffen lässt - zumal er sich auf den richtigen Reifen wähnt. "Wenn wir auch in Q3 nicht alles richtig gemacht haben, war die Entscheidung, in Q2 auf die superweiche Mischung zu setzen, die richtige Wahl", so der Red Bull-Pilot. Er rechnet damit, dass die Pneus länger halten und er so im Vergleich zu einigen Konkurrenten einen Vorteil haben wird.

Auch die Reifenprobleme, die das Team in Baku heimsuchten, scheinen aus der Welt. Das Team in der Fabrik hat sich mit den Schwierigkeiten befasst und grundsätzlich herausgefunden, dass die Reifen auf dem Auto zu heiß geworden waren. "Wir wissen warum und wir wissen auch, wie wir es minimieren können, wenn es wieder passiert", zeigte sich Ricciardo beruhigt. Gründe waren das Setup und die Herangehensweise an den Europa GP. Sobald der Lauf begonnen hatte, gab es nicht mehr viel, was er oder Max Verstappen an der Situation hätten ändern können.

Ob die superweichen Reifen am Sonntag aber wirklich zum Einsatz kommen, ist fraglich. Die Wetterprognosen sind unklar und Ricciardo hofft auf ein Rennen mit Mischbedingungen. "Ein bisschen Wasser macht die Strecke recht schmierig, aber es trocknet auch sehr schnell ab. Ich denke, derjenige, der sich am besten auf wechselnde Bedingungen einstellen kann - falls es morgen gemischte Bedingungen sind - wird am Ende gewinnen. Bei derartigen Bedingungen muss das nicht zwangsläufig das beste Auto sein."