45 Punkte Rückstand hat Sebastian Vettel vor dem Österreich GP in der Fahrerweltmeisterschaft auf den WM-führenden Nico Rosberg. Trotzdem glaubt der Ferrari-Pilot fest an seine Chancen, in diesem Jahr noch Weltmeister zu werden. "Ja, ich denke wir haben einen echten Kampf", sagte Vettel vor dem Rennen auf dem Red Bull Ring. "Wir sind drauf und dran, immer näher zu kommen und Mercedes paroli zu bieten."

Allerdings bietet Ferrari Mercedes auch bei der Unzuverlässigkeit paroli: Während Mercedes in dieser Saison mit der Standfestigkeit der Power Unit kämpft, ist bei Ferrari die Achillessehne das Getriebe. Nachdem sowohl Vettel, als auch Kimi Räikkönen schon einmal in dieser Saison wegen eines außerplanmäßigen Getriebewechsels um fünf Plätze in der Startaufstellung nach hinten mussten, erwischt es Vettel in Österreich erneut.

Wie Ferrari Motorsport-Magazin.com bestätigte, bekommt der Deutsche für den Österreich GP ein neues Getriebe. Das alte Getriebe kam zwar in Baku noch über die Distanz, allerdings wurden bei der Analyse in Maranello Mikro-Bruchteile im Getriebeöl gefunden. Deshalb geht Ferrari auf Nummer Sicher.

Eine Sekunde langsamer, trotzdem 30 Punkte

Auch bei der Performance sah es zuletzt durchwachsen aus. "Wir sind schneller als Red Bull und nicht so schnell wie Mercedes", analysiert Vettel. Keine gewagte These. Die entscheidenden Fragen aber lauten, wie viel langsamer Ferrari als Mercedes ist und wie viel schneller als Red Bull.

Obwohl Ferrari mit den Plätzen zwei und vier in Baku ordentlich Punkte sammelte, war Aserbaidschan eine herbe Enttäuschung. Nachdem Vettel Mercedes in Kanada noch unter Druck setzen konnte, fehlte ihm in Baku plötzlich eine Sekunde.

Vettel glaubt nicht, dass Baku repräsentativ war oder gar ein Trend sein könnte: "Es gibt Strecken, die uns mehr entgegen kommen als andere. Aber abgesehen davon sieht man, dass wir uns kontinuierlich steigern konnten. Ich glaube nicht, dass wir hier wie in Baku sein werden, sondern eher da, wo wir zuvor aufgehört hatten." Nämlich nah an Mercedes dran.

Reifen kritisch wie Strecken-Layout

Es ist aber nicht nur die Streckencharakteristik, die über den Rückstand zu Mercedes entscheidet. "Mit Streckencharakteristik meine ich die gesamten äußeren Bedingungen", erklärt Vettel Motorsport-Magazin.com. Es geht vor allem um Reifen, Reifendrücke und Temperaturen. "Es trifft nicht nur uns, da bleibt niemand verschont", weiß Vettel.

"Wir haben das Qualifying in Barcelona verbockt und haben es nicht auf den Punkt gebracht. Beim letzten Rennen hat niemand verstanden, warum Red Bull im Rennen so langsam war." Das Problem: Mercedes scheint von diesen Problemen verschont zu sein. Bei allen anderen Teams ist es ein Auf und Ab. Vettel sieht es trotzdem positiv: "Das wichtige ist, was man dann trotzdem noch mitnimmt, wenn man sich schwer tut." Und das waren in Baku trotz großer Probleme immerhin noch 30 Punkte - nur fünf weniger als Mercedes.

Trotzdem: Realistisch betrachtet hinkt Ferrari noch zu weit hinter Mercedes her. Und das hat Präsident Sergio Marchionne erst kürzlich schonungslos ausgesprochen. Marchionne bezeichnete den SF16-H als 'schwieriges Auto' mit Schwachpunkt Aerodynamik. Vettel widerspricht dem Chef nicht: "Unser Präsident weiß sehr genau, was los ist. Er weiß genau, was in der Fabrik passiert, was gut und was schlecht läuft. Er weiß, wo Stärken und Schwächen sind und das unterschriebe ich."

Vettel aber macht weiter den Motivator: "Wenn man sich ansieht, wo wir als Team waren und wo wir jetzt sind, dann haben wir eine großen, großen Schritt gemacht. Wir müssen uns verbessern, wir haben nicht das beste Auto, das ist kein Geheimnis. Wir wollen das beste Auto haben. Wir haben nicht den besten Motor, aber wir wollen den besten Motor haben. Wir haben aber in allen Bereichen massive Fortschritte gemacht, mehr als jeder andere. Darauf können wir stolz sein, aber wir sind hier, um Rennen zu gewinnen."