Der Red Bull Ring in Spielberg ist eigentlich eine ziemlich überschaubare Strecke. Neun Kurven beinhaltet der Kurs, allzu schwierig ist es für die Piloten also nicht, sich das Layout einzuprägen. Doch diesmal kommt eine neue Unbekannte hinzu, deren Auswirkungen wohl erst im Laufe des Freitags ersichtlich werden. Es handelt sich um den neuen Asphalt, der im Frühjahr in Spielberg verlegt wurde und mit veränderten Eigenschaften in puncto Grip aufwarten dürfte.

"Er sieht topfeben aus, es gibt weniger Bodenwellen", fällt Sebastian Vettels erstes Resümee nach dem obligatorischen Trackwalk am Donnerstag aus. Feststehen sollte jedenfalls, dass die Strecke durch den frischen Belag schneller wird. Gut möglich, dass der Rundenrekord von 1:07.908 Minuten, aufgestellt von Michael Schumacher 2003 im Qualifying, fällt, zumal die ultraweichen Reifen zum Einsatz kommen. "Mehr Grip ist immer gut, schnell fahren fühlt sich gut an", freut sich Vettel. Im Vorjahr schrieb Lewis Hamilton eine Zeit von 1:08.455 an.

Dass der neue Asphalt ein ganz entscheidender Faktor ist, der über Gedeih und Verderb auf der Rennstrecke entscheidet, darüber sind sich die Fahrer jedenfalls einig. "Es wird einen großen Einfluss haben, wir müssen unser Setup dementsprechend anpassen", warnt Vorjahressieger Nico Rosberg. "Wir haben jemanden, der Messungen vornimmt, um zu verstehen, wie groß die Auswirkungen auf die Reifen sind."

Michael Schumachers Rundenrekord ist in Gefahr, Foto: Sutton
Michael Schumachers Rundenrekord ist in Gefahr, Foto: Sutton

Einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zieht Mercedes aus dem Engagement in der DTM, die bereits im Mai in Spielberg gastierte. "Wir haben auch ein paar Informationen von der DTM erhalten, dass das Aufwärmen der Reifen schwieriger war, aber das wissen wir sowieso", verrät Rosberg gegenüber Motorsport-Magazin.com, der sich auf die Herausforderung aber freut. "Das war in letzter Zeit sowieso unsere Stärke, Dinge sehr schnell anzunehmen und das Auto anzupassen."

All jene Rennställe, die nicht über den Luxus verfügen, auch noch in der DTM vertreten zu sein, tappen hingegen ziemlich im Dunkeln, ehe es auf die Strecke geht. "Manchmal rutscht man glücklicherweise irgendwie rein, und wir hoffen, das passiert uns", so Haas-Teamchef Günther Steiner. "Aber bis wir wirklich gefahren sind, wissen wir nichts. Alles, was ich jetzt sage, kann morgen nach FP1 schon wieder komplett veraltet sein."

Neue Kerbs in Spielberg

Der Red Bull Ring wurde mit neuen Kerbs versehen, Foto: Sutton
Der Red Bull Ring wurde mit neuen Kerbs versehen, Foto: Sutton

Ebenfalls neu sind einige Kerbs. In den Kurven neun und zwölf wurden die Randsteine mit einer weiteren, zehn Zentimeter hohen Reihe, ergänzt, und darüber hinaus in den meisten anderen Kurven verstärkt. "Ich glaube, sie haben die Änderungen gemacht, um die Strecke langsamer zu machen, wenn man darüber fährt", erklärt Fernando Alonso, dem bewusst ist, dass das Abkürzen im Qualifying zum Streichen der Rundenzeit führt.

Auch Felipe Massa sind die neuen Randsteine beim fußläufigen Begutachten des Red Bull Rings nicht verborgen geblieben. "Man muss wissen, wo man etwas mehr drüberfahren kann als an anderen Orten", lautet die Conclusio des brasilianischen Williams-Piloten.