McLaren ist in dieser Saison nach einem Zwischenhoch mit drei Punkteresultaten in Folge und vielversprechenden Ansätzen bezüglich des Motors wieder in der Realität angekommen. Sowohl beim Kanada als auch beim Europa GP gab es für Jenson Button und Fernando Alonso keine Punkte zu holen. Einer von beiden schied sogar jeweils aus. Vor dem Rennen im österreichischen Spielberg verbreitet das Team wieder Zuversicht.

Das letzte Rennen: Dunkle Vorahnung bestätigt sich

Bereits im Vorfeld des Europa GP hatte McLaren tiefgestapelt. Dass auf dem Power-Kurs in Baku die Defizite des Honda-Motors zum Tragen kommen würden, war keine Überraschung. Entsprechend fielen letztlich auch die Ergebnisse aus: Im Qualifying wurde Alonso nur 14., Button landete sogar auf Platz 19. Im Rennen profitierte der Brite dann von einigen Ausfällen und kämpfte sich noch vor bis auf Rang elf, blieb somit aber ohne Zähler. Zu den Fahrern, die ihr Auto vorzeitig abstellen mussten, gehörte auch sein spanischer Teamkollege.

Die Neuerungen: Zuverlässiges Problem

Für McLarens Renndirektor Eric Boullier lag der Fokus im Vorfeld des Österreich GP nicht auf Updates oder Neuerungen. Vielmehr ging es nach den Ausfällen in Montreal und Baku darum, das Fahrzeug in seinem aktuellen Zustand weniger anfällig zu machen. "Wir müssen unsere Zuverlässigkeit verbessern, die uns in den letzten beiden Rennen jeweils ein Auto gekostet hat. Wir haben hart daran gearbeitet, das Problem zu lokalisieren und sicherzustellen, dass es nicht wieder auftritt", so der Franzose. Unklar blieb allerdings, welches Problem er konkret meinte. Schließlich hatten seine beiden Piloten in den vorangegangenen Rennen unterschiedliche Defekte erlitten: In Kanada streikte Buttons Motor, eine Woche später war es bei Alonso das Getriebe.

Die Erwartungen: Zweckoptimismus

Nach dem Punkte-Triple in Russland, Spanien und Monaco erhielten die Hoffnungen bei McLaren, endlich wieder nach vorne aufzuschließen, neue Nahrung. Doch die Ergebnisse der vergangenen beiden Rennwochenenden waren eher ernüchternd. Entsprechend malen die Teammitglieder ein bemüht positives Bild von den Chancen in Österreich. "Wir kehren jetzt zu einer konventionelleren Rennstrecke zurück. Sie ist viel kürzer als Baku. Eine Runde dauert weniger als 70 Sekunden, das drückt das Feld enger zusammen. Zwischen den einzelnen Startreihen sind nur wenige Zehntel. Um schnell zu sein, braucht man eine gute Traktion und eine effiziente Aerodynamik. Aus diesem Grund hoffe ich, wir können konkurrenzfähiger sein als in Baku", wagt sich Fernando Alonso vorsichtig aus der Deckung.

Jedoch: Auch wenn der Red-Bull-Ring keine so gewaltige Gerade zu bieten hat wie die Strecke beim Europa GP, so kommt es doch auch hier stark auf die Power an. Die ist nach wie vor nicht McLarens Stärke. "Unser kurzfristiges Ziel ist es, wieder in die Punkte zu kommen", gibt Boullier dennoch vor. Auch Jenson Button ließ wissen, er sei "hungrig nach Punkten". Außerdem war dieses Mal offenbar der Brite an der Reihe, das Statement abzugeben, dass bei McLaren vor fast jedem GP zu hören ist: "Unser Paket verbessert sich von Rennen zu Rennen."

Die Statistik: McLaren beim Österreich GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
McLaren 6 4815 130,51638
Fernando Alonso - --- 1022
Jenson Button - --- 7-

McLaren in Spielberg: Kein Team siegte öfter in Österreich als McLaren (sechs Mal). Bei den Fahrern führt Alain Prost in dieser Kategorie. Zwei seiner drei Erfolge in Spielberg fuhr er für den Traditions-Rennstall ein.

Fernando Alonso in Spielberg: Die Ausbeute des zweimaligen Weltmeisters bei diesem GP ist eher mager: Bei vier Teilnahmen kam er nicht einmal auf das Podium. Die beste Platzierung war Rang fünf im Jahr 2014. In der Vorsaison war bereits in der ersten Runde Schluss, als er mit Kimi Räikkönen zusammenstieß.

Vorsichtig gut gelaunt: McLaren-Pilot Fernando Alonso, Foto: Sutton
Vorsichtig gut gelaunt: McLaren-Pilot Fernando Alonso, Foto: Sutton

Jenson Button in Spielberg: Auch beim Teamkollegen sieht es nicht wirklich besser aus. Zu Beginn seiner Formel-1-Karriere gab es in Österreich einen fünften, einen siebten und sogar einen vierten Platz (2000, 2002 und 2003). Ansonsten war für den Briten nichts zu holen. Auch er fiel 2015 aus.

Die Prognose: Die Hoffnung stirbt zuletzt

  • McLaren will in Österreich zurück in die Punkte
  • Spielberg ist eher eine Power-Strecke
  • Die vom Team verbreitete Zuversicht dürfte daher Zweckoptimismus sein
  • Ein besseres Abscheiden als in Baku und Montreal wäre eine Überraschung

Motorsport-Magazin.com meint: Was sollen Fernando Alonso, Jenson Button und Renndirektor Eric Boullier vor dem Österreich GP sagen? Alle drei sind erfahren genug. Sie kennen die Strecke in Spielberg und wissen, was ihr Auto kann und was nicht. Doch wie stünden sie gegenüber ihren Mitarbeitern und Fans da, wenn sie öffentlich die - realistische - Prognose abgeben würden, dass McLaren beim nächsten Rennen höchstwahrscheinlich nichts zu melden hat? Also sagen sie die im Text zitierten Sätze. Auf dem engen Stadtkurs in Monaco gab es insgesamt zwölf Punkte für die beiden Piloten, auf den Highspeed-Kursen in Kanada und Baku keinen einzigen. Der Red-Bull-Ring fährt sich ähnlich, also dürfte das kommende Wochenende für McLaren auf das Gleiche hinauslaufen. (Matthias Schwerdtfeger)