Nach der ernüchternden Saison 2013 kam es zum Bruch zwischen Martin Whitmarsh und McLaren, woraufhin die beiden Parteien ihre Zusammenarbeit im August des folgenden Jahres nach 24 Jahren offiziell beendeten. Seitdem war es in der Formel 1 um Whitmarsh still geworden, der mittlerweile als Geschäftsführer des britischen Americas-Cup-Team Ben Ainslie Racing im Segelsport tätig ist. Anlässlich der FIA-Sportkonferenz in Turin war er in dieser Woche erstmals wieder als Motorsport-Experte unterwegs.

"Die Formel 1 ist solch ein dynamisches Umfeld, doch ich denke, wir könnten etwas mehr Bescheidenheit an den Tag legen und an die Integrität des Sports denken. Manchmal sorgen vielleicht die Gier nach Geld und andere Dinge im Motorsport dafür, dass wir das aus den Augen verlieren", sagte Whitmarsh.

Whitmarsh ist der Ansicht, dass der Formel 1 heutzutage der Bezug zur Außenwelt fehlt. "In erster Linie sollten wir Unterhaltung anbieten. Wenn die Leute sich nicht für das interessieren, was wir tun, verliert es an Bedeutung", fügte er an.

Formel 1 weist Parallelen zur Gesellschaft auf

Unter Whitmarsh gewann der junge Lewis Hamilton 2008 seine erste Weltmeisterschaft, Foto: Sutton
Unter Whitmarsh gewann der junge Lewis Hamilton 2008 seine erste Weltmeisterschaft, Foto: Sutton

Für Whitmarsh weist der Motorsport viele Eigenschaften auf, die sich auf den Rest der Gesellschaft übertragen lassen, von den Menschen aber nicht wahrgenommen werden: "Die Leute reden immer von Geschwindigkeit. Geschwindigkeit ist in allen Aspekten des Lebens und der Wirtschaft wichtig. Es wird oft übersehen, wie effizient Formel-1-Autos Leistung und Grip erzeugen. Und es ist dieses Streben nach Effizienz, das auch in allen Lebenslagen und Herausforderungen außerhalb des Motorsports so wichtig ist. "

Aus diesem Grund glaubt er auch, dass die Formel 1 nicht nur von der Gesellschaft profitieren, sondern auch Vorbild sein kann. "Motorsport ist eine fantastische Welt, die sehr kreative Leute anzieht. Leute, die einen Unterschied machen wollen, die zum Erfolg beitragen und innovativer, schneller, effizienter und cleverer sein wollen", so Whitmarsh weiter.

Motorsport fehlt die Nähe zu den Menschen

Im Moment sieht der 58-Jährige jedoch, dass die Formel 1 sich zu sehr von anderen Bereichen des Lebens abgrenzt: "Wir sollten Dinge tun, die auch für die Außenwelt und die Gesellschaft relevant sind. Zukünftige Regeln und Engagements, welche die Unterhaltung fördern, sollten auch auf die Bedürfnisse der Gesellschaft eingehen."

Martin Whitmarsh verbrachte seine gesamte Formel-1-Laufbahn als Mitglied von McLaren. Von 1989 bis 2014 war der Brite für den Traditionsrennstall aus Woking im Einsatz. Angefangen als Rennleiter, wurde er 1997 zum Management-Direktor und 2004 zum Geschäftsführer von McLarens Formel-1-Team befördert. Als sich Ron Dennis im Jahr 2009 aus McLarens Formel-1-Projekt zurückzog, beerbte Whitmarsh ihn bis 2014 in der Rolle des Teamchefs.