Der Weltmeister verschafft sich einmal mehr mit einer klaren Ansage mächtig Aufmerksamkeit im Fahrerlager. Nachdem im Vorfeld des Europa GP in Baku bereits manche Fahrerkollegen wie Nico Rosberg und Jenson Button diverse Sicherheitsbedenken auf dem neuen Stadtkurs in Aserbaidschan geäußert hatten, rechnet Lewis Hamilton nach dem ersten Trainingstag mit neuen Klagen.

Hamilton, der am Freitag in beiden Sessions überlegene Bestzeiten markierte und sich sehr positiv über den Kurs äußerte, geht fest davon aus, dass es nicht lange dauern wird, bis der eine oder andere Pilot über den Baku City Circuit herziehen wird. Etwa wegen der zahlreichen Bodenwellen. Eine Bodenwellen-Klagewelle sozusagen.

"Manche Fahrer beklagen sich einfach so viel über so viele Dinge", sagt Hamilton spürbar genervt von solcher Attitüde. "Ja, es ist wirklich wellig die Zielgerade runter und du kannst Kurve eins nicht wirklich gut sehen, das Auto vibriert, es ist echt hart. Aber das gehört zum Racing dazu", meint der Mercedes-Weltmeister.

Doch auch Hamilton verfällt in eine Klagewelle. Nicht über die Strecke - über manche Fahrer. "Diese Leute wollen es wie immer leichter haben, keine Vibrationen und keine Bodenwellen. Sie wollen diesen Strecken all ihren Charakter und das Leben nehmen", poltert Hamilton. "Ich bin froh, dass es diese Bodenwellen gibt, aber ich garantiere euch, dass es Leute geben wird, die wieder sowas sagen werden. Und ich werde nur hier sitzen und lächeln", sagt der Brite.

Hülkenberg schlägt sich auf Hamiltons Seite

Mit ihm lächeln wird dann vermutlich Nico Hülkenberg. Der Deutsche in Diensten Force Indias schlägt sich auf die Seite des Weltmeisters. "Es muss keiner zu schnell fahren, wenn man sich unsicher ist und unwohl fühlt, dann soll man früher vom Gas gehen. So ist das halt - als Rennfahrer werden wir dafür bezahlt, ans Limit zu gehen. Ich beschwere mich da nicht", kommentiert Hülkenberg die Debatte um die ultraschnelle und leicht kurvige Boxeneinfahrt.

Ganz anders sieht Carlos Sainz die Thematik. Und tatsächlich: In der Fahrerbesprechung mit Charlie Whiting wurde entschieden, die weiße Linie am Boxeneingang zu verlängern sowie einiges Kerbs abzurüsten. So soll insbesondere früher klar sein, welcher Pilot zum Stopp abbiegt. "Wenn man das nicht machen würde, könnte es sein, dass ein Auto mitten auf der Geraden von 340 km/h bremst - nicht gerade ideal", meint Sainz.

Nicht nur die Boxeneinfahrt, auch die schwer einsehbare Kurve eins ist eine Herausforderung in Baku , Foto: Sutton
Nicht nur die Boxeneinfahrt, auch die schwer einsehbare Kurve eins ist eine Herausforderung in Baku , Foto: Sutton

Button und Rosberg contra Boxeneinfahrt

Button dürfte nicht minder erleichtert sein, kritisierte er noch kurz zuvor eben jene Passage scharf. Formel 1 ist ein gefährlicher Sport ohne Frage, aber manche Risiken sind unnötig. Alle Boxengassen, die wir benutzen, sind aus einem guten Grund so wie sie sind. Diese ist es nicht. Es ist eine komische Lösung", sagte der Routinier.

Auch Rosberg hatte seine Kritik im Vorfeld des Europa GP erneuert. "An einigen Stellen gibt es noch ein paar Sicherheitsbedenken, etwa bei der Boxeneinfahrt. Das müssen wir uns noch ansehen", meinte der WM-Führende. Und was sagt Sebastian Vettel? Der Ferrari-Pilot gilt immerhin als einer der meinungsstärkeren Piloten im Feld. Weder beschwert er sich, noch beschwert er sich über die Sich-Beschwerer.

Stattdessen ein Kommentar, irgendwo zwischen analytisch und Lausbub:"Gerade um die Altstadt herum muss man doch die Po-Backen arg zusammenkneifen. Aber alles in allem ist es schon eine gute Strecke und es macht Spaß hier. Und nach einem Tag hat man die Bodenwellen dann auch drin."