Über zwei Kilometer lang ist die Start- und Zielgerade in Baku, entsprechend wichtig ist die Performance der Power Unit. Keine Überraschung war es daher, als im zweiten Training zum Europa GP fünf Mercedes-betriebene Boliden auf den ersten fünf Plätzen landeten. Dass jedoch Carlos Sainz mit dem Vorjahres-Ferrari-Aggregat gleich dahinter auftaucht, war so nicht zu erwarten. Ermöglicht wurde dieses Resultat durch eine aggressive Herangehensweise des Toro-Rosso-Teams, wie Sainz erklärt.

"Wir sind nicht den Abtrieb gefahren, den wir gern gehabt hätten. Das macht es kompliziert in Sektor eins und Sektor zwei, aber wir verlieren nicht so viel in Sektor drei. Wir würden gerne mehr Abtrieb fahren, aber wir können nicht, weil wir dann auf der Geraden stehenbleiben", drückt es der Spanier deutlich aus. Die Italiener statten ihre Boliden mit wenig Flügel aus, um den Nachteil des alten Motors auszugleichen. Bei den Topspeeds war Sainz mit 351,7 km/h Schnellster. Wie einige andere Fahrer, so musste auch Sainz einen Ausritt vollziehen und schlug sich den Frontflügel an. Größerer Schaden blieb aus.

Eine Wiederholung des sechsten Platzes während des weiteren Wochenendes erwartet Sainz nicht. "Es ist noch ein bisschen früh, wir sind erst zwei Trainings gefahren. Aber ich wäre überrascht, wenn wir morgen auf dieser Art von Strecke auf Platz sechs wären", so der Red-Bull-Junior. Als stärker schätzt er die heute defektanfälligen Ferraris sowie die Red Bulls ein.

Das Ambiente in Baku war auch für Sainz Neuland, Foto: Sutton
Das Ambiente in Baku war auch für Sainz Neuland, Foto: Sutton

Kommt es zu Windschattenschlachten?

Aufgrund des besonderen Layouts mit der ewig langen Geraden geistern Überlegungen durch das Paddock, im Qualifying auf Windschattenfahren zu setzen. Sainz glaubt an einen großen Einfluss des Windschattens. "Wenn man einen perfekten bekommt, geht mit Sicherheit eine halbe Sekunde", stellt er klar. Jedoch wird er es nicht darauf anlegen. "Man kann mehr verlieren als gewinnen. Du kannst mehr als eine halbe Sekunde durch falsches Timing verlieren, nur weil man nach dem perfekten Windschatten sucht. Ich werde damit arbeiten, wenn ich einen bekomme, aber ich werde nicht danach suchen", so Sainz.

Apropos Wind: Dieser hatte am Freitag einen großen Einfluss. Das Wetter präsentierte sich beinahe schon stürmisch. "In einigen Kurven ist es eine große Herausforderung. Von Runde zu Runde hatte man eine andere Balance, das ist sicher auch ein Grund, warum es so viele Ausritte gab", ist er überzeugt. "Manchmal war man fünf km/h schneller als in der Runde zuvor, nur durch den Wind. Dadurch ist dein Bremspunkt verschoben", erklärt Sainz.

Teamintern ist der Abstand der beiden Toro Rossos größer, Foto: Sutton
Teamintern ist der Abstand der beiden Toro Rossos größer, Foto: Sutton

Sainz hat Kvyat weiter im Griff

Der 21-Jährige bestätigte am Freitag in Aserbaidschan seinen Aufwärtstrend. Sieben Zehntel nahm er am Nachmittag seinem Teamkollegen Daniil Kvyat ab. In Kanada zuletzt arbeitete sich Sainz vom 20. Startplatz in die Punkte nach vorne. Für ihn keine Überraschung, sondern die Folge aufgekommener Normalität. "Ich habe einen guten Rhythmus gefunden. Viele Dinge außerhalb meiner Kontrolle haben sich seit Barcelona gelegt. Seitdem hatte ich konstantere Rennen mit weniger Problemen. Nun bin ich da, wo ich auch in den ersten vier Rennen ohne die Probleme hätte sein können."

Kvyat dagegen hatte noch zu kämpfen. "Das erste Freie Training war nicht gut, denn wir hatten Probleme, das richtige Setup zu finden. Im zweiten Training lief es schon deutlich besser, auch wenn uns immer noch deutlich Pace fehlte. Aber wir sind zuversichtlich, diese zu finden", ist der Russe von einer Steigerung im Verlaufe des Wochenendes überzeugt. Er stellt klar: "Wir wissen, in welche Richtung wir gehen müssen und wir werden heuet Abend hart arbeiten, um alles hinzubekommen", kündigt Kvyat, in Session eins kurz in der Auslaufzone, an.