Satz mit X, das war wohl nix. Für Ferrari lief der erste Tag auf der neuen Formel-1-Strecke in Baku alles andere als nach Maß. Zum Auftakt des Europa GP auf dem Baku City Circuit erzielten Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen im Zeitenklassement nur sehr durchwachsene Ergebnisse.

Der Deutsche, in Session eins noch Fünfter, wurde auf Rang acht durchgereicht, als in Trainingseinheit zwei die Zeiten drastisch purzelten. Der Finne unterdessen kam gerade einmal auf P12 und P13. Noch schlimmer sahen nur die Rückstände aus. Im relevanteren zweiten Training auf dem zweitlängsten Kurs des Jahres fehlten Vettel zwei, Räikkönen zweieinhalb Sekunden auf den Tagesschnellsten, Lewis Hamilton im Mercedes.

Extreme Longruns Ursache für mangelnde Ferrari-Bestzeiten?

Angesichts solch drastischer Abstände kann jedoch kaum die lange Strecke allein den Unterschied machen. Gerade, weil Ferrari zuletzt in Kanada gar auf Tuchfühlung mit den Silberpfeilen rangierte. Eine mögliche Erklärung scheint zunächst das Trainingsprogramm der Scuderia zu liefern: Vettel spulte einen extrem langen Longruns auf dem weichen Reifen (27 Runden), Räikkönen auf dem superweichen Gummi (22) ab.

Allerdings wurden die schnellsten Zeiten - sowohl von Mercedes als auch von Ferrari - schon vor diesem Teil des Trainings erzielt. Hinkt Ferrari also doch gewaltig hinterher? Vettel deutet jedenfalls Nachholbedarf an. "Wir müssen noch ein bisschen was finden", gesteht er. "Aber der Freitag ist ja nie so aussagekräftig und das Auto hat sich eigentlich ganz gut angefühlt. Aber die Zeit hat ein bisschen gefehlt. Daran müssen wir arbeiten", sagt Vettel.

Vettel bemängelt auch seine eigene Leistung, Foto: Sutton
Vettel bemängelt auch seine eigene Leistung, Foto: Sutton

Vettel selbstkritisch: Zu spät aufgetaut

Woran genau es hapere sei allerdings noch ein Rätsel für Ferrari. "Im Moment sind wir vielleicht noch ein bisschen ahnungslos", gibt Vettel zu. "Aber der Freitag ist wichtig dafür, dass man einfach in den richtigen Rhythmus kommt - vor allem wenn es eine neue Strecke ist. Den habe ich zum Schluss gefunden", ergänzt er. Vielleicht habe er zuvor einfach selbst nicht auf der Höhe performt. Vettel spart nicht mit leichter Selbstkritik: "Vielleicht habe ich am Anfang ein bisschen gebraucht, um aufzutauen. Es hat ein bisschen gedauert, bis man wusste, wo es lang geht."

Teamkollege Räikkönen scheint dem Ursprung des Problems bereits auf der Spur. "Die Balance des Autos war nicht allzu schlecht, aber das größte Problem war heute, die Reifen zum Arbeiten zu bekommen. Auf eine Runde war das eine Herausforderung. Mit mehr Runden schien es besser und besser zu werden, aber eine schnelle Runde zu erzielen war nicht einfach", schildert der Finne.

Vettel unterdessen baut für das Restwochenende auf das gute Gefühl im Auto. "Jetzt schauen wir, was wir noch finden können. Wir können uns noch verbessern. Wir müssen uns auch verbessern", stellt Vettel klar. Die Zuversicht ist jedenfalls nach wie vor da. "Insgesamt haben wir die Pace, wir haben nur damit gekämpft, sie zu finden. Aber das ist nichts, über was man sich zu viele Sorgen machen müsste", versichert der vierfache Weltmeister.

Kimi Räikkönens Ferrari rollte in Baku 20 Minuten vor Trainingsende aus, Foto: Sutton
Kimi Räikkönens Ferrari rollte in Baku 20 Minuten vor Trainingsende aus, Foto: Sutton

Räikkönen rollt aus - Vettel beruhigt

Mehr Sorgen dürften sich unterdessen zehntausende Tifosi wegen der letzten 20 Minuten des Trainings, als erst Kimi Räikkönens Ferrari ausrollte und die Scuderia Sebastian Vettel wenig später via Funk aufforderte, langsam in die Box zu fahren. "Ich hatte kein Problem, Kimi hatte eins. Wir haben am Ende nur Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, weil vielleicht etwas Ähnliches hätte passieren können", beruhigt Vettel.

Tatsächlich deutet alles darauf hin. "Wir haben ein Problem mit der K, dasselbe wir bei Kimi", funkte Vettel-Renningenieur Riccardo Adami. Damit dürfte die MGU-K der Power Unit gemeint sein. Es wäre längst nicht der erste Vorfall an der Ferrari-PU für diese Saison.

"Ich weiß nicht genau, was beim Kimi und am Ende passiert ist. Ich bin gerade erst aus dem Auto gekommen. Es ist natürlich schade, dass er nicht mehr weiterfahren konnte. Ich hoffe, es ist nichts Dramatisches", sagt Vettel. Auch Räikkönen selbst hat etwas später noch keine Antwort. "Ich weiß nicht, was am Ende das Problem war. Irgendetwas muss aber sein, denn das Auto ist einfach stehen geblieben", sagt der Iceman. Räikkönen gibt sich jedoch zuversichtlich, das Rätsel zu lösen. "Sobald wir das Auto zurückbekommen, werden wir es nachvollziehen können."

Gröbere Probleme erwartet auch Vettel von alledem nicht. "Wir waren nicht schnell genug und sind zu weit weg. Das ist das Problem", benennt Vettel die aus seiner Sicht größere Baustelle. "Aber ich glaube an das Team, das Auto und manchmal auch an mich selbst", schiebt der Deutsche mit typisch Vettel'schem Lausbub-Grinsen hinterher.