Vor dem Grand Prix von Europa in Aserbaidschan ist angesichts der neuen Rennstrecke vor allem die Vorbereitung das große Thema. Viel wird in der Formel 1 investiert, um in der Theorie bereits vor den Rennen entscheidende Erkenntnisse zu erlagen. Doch gerade auf unbekannten Rennstrecken stößt die neue Technologie an ihre Grenzen, wie Sebastian Vettel am Donnerstag in Baku verriet.

Vettel verbrachte zwar, ähnlich wie die meisten anderen Fahrer, auch Zeit im Simulator, drehte allerdings nur 18 Runden in der virtuellen Welt. Für den Ferrari-Piloten scheint das jedoch genug an trockener Theorie zu sein. "Ein bisschen was hat man damit schon drin", sagte Vettel.

Da im Simulator lediglich der Streckenverlauf erlernt werden kann, kommen viele andere Aspekte des Kurses und der Umgebung schlichtweg zu kurz. "Wie es ich dann wirklich anfühlt auf dem Asphalt, wie das Grip-Niveau ist, wie die Reifen funktionieren und wie sich die Temperatur auswirkt, da es hier auch wärmer ist als bei den letzten Rennen, wird sich alles noch zeigen müssen", fügte er an.

Vettel beschränkt die Vorbereitung im Simulator auf ein Minimum, Foto: Sutton
Vettel beschränkt die Vorbereitung im Simulator auf ein Minimum, Foto: Sutton

Keine Streckenkarte unter dem Kopfkissen

Angesichts all dieser Faktoren steht für Vettel die Wichtigkeit des ersten Trainingstags ganz außer Frage: "Die Zeit auf der echten Strecke ist unersetzlich und das Wichtigste." Auf die ganz altmodischen Methoden, wie zum Beispiel den Zettel unter dem Kopfkissen, verzichtet der vierfahre Weltmeister gänzlich. "Das hat früher schon nicht funktioniert, wie es mir versprochen wurde. Deswegen habe ich das sehr früh abgelegt", so Vettel.

Unter dem Strich ändert sich bei der Herangehensweise vor einem Rennen auf einer neuen Strecke für ihn nicht allzu viel: "Die Vorbereitung ist wie bei jedem anderen Kurs auch und die Simulationen spucken genauso viel aus", sagte Vettel. Da der Baku City Circuit jedoch komplett neu ist, fehlen dem Team dennoch jegliche Referenzen: "Wir haben keine Erfahrungswerte aus den Vorjahren, was es ein bisschen schwieriger macht. Ob vorher viel gemacht wurde oder nicht, kann, muss aber nicht den Unterschied machen."

Asien oder Europa? Hauptsache Hammer-Strecke

Der Grand Prix von Europa auf aserbaidschanischem Boden stellt für einige Leute im Paddock einen Wiederspruch dar. Vettel hingegen sieht die Thematik ganz entspannt: "Letztes Jahr waren auch die European Games der Leichtathleten hier. Das scheint also für den Titel nicht so ausschlaggebend zu sein. Und Titel hin oder her, wie das Rennen dann heißt, ist auch egal."

Für Vettel stehen ganz klar der Kurs selbst und die Atmosphäre in der ihm völlig neuen Stadt im Vordergrund. "Es ist ein Land, mit dem ich nicht viel verbunden habe, als ich das erste Mal davon gehört habe. Aber ich glaube, die Begeisterung ist da und auch die Strecke sieht wirklich Hammer aus", fügte er an.

Vettel sieht in Aserbaidschan durchaus Potential für ein begeisterungsfähiges Publikum, Foto: Sutton
Vettel sieht in Aserbaidschan durchaus Potential für ein begeisterungsfähiges Publikum, Foto: Sutton

Herausfordernd und Verwirrend

Obwohl das außergewöhnliche Layout bei Vettel auf große Begeisterung stößt, sorgt der eine oder andere Streckenteil beim Ferrari-Piloten für große Fragezeichen. "Der Teil um die Altstadt herum könnte eng werden. Der ist technisch sehr herausfordernd, und da geht steil bergauf", so Vettel weiter.

Der letzte Streckenabschnitt, bevor es auf die Start- und Zielgerade hinausgeht, soll laut den Streckenarchitekten mit Vollgas zu durchfahren sein. Vettel will es nicht sofort darauf ankommen lassen: "Es ist ein bisschen verwirrend, denn die Strecke ist erst breit und wird dann enger. Letztendlich muss man im Auto sitzen und wirklich spüren, ob es geht oder nicht."