Am Donnerstag in Baku drehte sich eine Media Session nach der anderen um ein Thema: Die neue Strecke in Aserbaidschan. Die Piloten zeigten sich durchwegs beeindruckt von der neuen Anlage. Lewis Hamilton sah das ein wenig anders. Um 17:25 Uhr Ortszeit sprach der Mercedes-Pilot als letzter Fahrer vor der Presse. Ist Baku eine Herausforderung? "Keine, Ahnung, das finden wir morgen raus. Im Simulator war die Strecke sehr einfach."

"Aber der Simulator ist nicht sehr gut", relativiert Hamilton sofort. "Er ist schlecht. Er ist eigentlich ein Computerspiel. Ich weiß nicht, ob die Strecke uneben oder glatt ist, keine Ahnung. Im Simulator lernst du nur das Layout der Strecke. Ich weiß zumindest, wo lang es geht. Ich fahre nicht viel im Simulator. Er ist nicht der beste seiner Art, daran arbeiten wir, um ihn besser zu machen."

Doch nicht nur am Mercedes-Simulator hat Hamilton etwas auszusetzen, wie er Motorsport-Magazin.com verriet: "Simulatoren generell sind nicht gut. Sie sind wie Super Playstations oder X-Boxen. Unser Simulator ist okay, aber ich könnte genauso ein paar hundert Pfund für eine Playstation ausgeben und das Spiel spielen und würde genauso viel lernen."

Hamilton: Nach 5 Runden kannte ich die Strecke

Dabei gilt der Mercedes-Simulator als einer der besten in der Formel 1. Auch McLaren ist - wenn schon nicht beim echten Auto - beim Simulator an der oberen Fahnenstange anzusiedeln. Doch auch dort war Hamilton nur ungern: "Wir sind bei McLaren viel zu viel im Simulator gewesen. Es gibt Unterschiede zwischen Simulator und Realität: Es gibt dort keine Bewegung. Man muss sich an den Simulator gewöhnen. Wen man sich ins Auto setzt, muss man sich an nichts gewöhnen."

Während andere Piloten schon mehr als eine Renndistanz im Simulator abgespult haben, begnügte sich Lewis Hamilton in Brackley mit acht Runden. "Ich habe fünf oder sechs Runden gebraucht, um die Strecke zu lernen, dann bin ich schon auf Zeitenjagd gegangen."

Allerdings sieht der Mercedes-Pilot ein, dass der Simulator für die Ingenieure ein hilfreiches Werkzeug sein kann. "Sie lernen viel über Benzinverbrauch, Leistungsabgabe und so weiter. Sie lernen am meisten." Ein Eindruck, den übrigens auch Pascal Wehrlein bestätigt, der in diesem Jahr nicht mehr besonders oft im Mercedes-Simulator sitzt. "Der Simulator ist mehr für die Ingenieure."

Trackwalk? Nicht mit Hamilton

Mit seiner Aussage über die Strecke in Baku steht Lewis Hamilton bislang alleine da. Das Layout und die Umgebung fand bislang bei allen Fahrern Anklang. Während Teamkollege Nico Rosberg zu kleine Auslaufzonen fürchtet, meint Hamilton enttäuscht: "Ich habe bislang nur Kurve 16 gesehen und da sind zehn Meter Auslaufzone vor der Wand. Viel zu viel..."

Für die meisten Fahrer gehört der Trackwalk zum festen Bestandteil des Wochenendes, Foto: Sutton
Für die meisten Fahrer gehört der Trackwalk zum festen Bestandteil des Wochenendes, Foto: Sutton

Wie bitte? Nur eine Kurve gesehen? Normalerweise ist es üblich, dass Piloten am Donnerstag die Strecke mit ihren Ingenieuren abgehen. Nicht so beim Weltmeister. "Ich bin von der Formel Renault an bis zu meinem dritten oder vierten Jahr in der Formel 1 um die Strecke gegangen - und das hat bei meiner Performance auf der Strecke null Unterschied gemacht. Man sieht vielleicht einen Kerb, aber der sieht ganz anders aus, wenn du fährst. Vielleicht funktioniert es für andere, für mich persönlich nicht."

So ganz unvorbereitet geht Lewis Hamilton dann möglicherweise doch nicht in den Freitag: "Vielleicht gehe ich gleich noch mit dem Fahrrad raus", fügte Hamilton noch an. "Aber ich mag es, wenn ich zum ersten Mal mit dem Auto rausgehe. In der ersten Runde ist es, als würdest du Fotos im Kopf machen."