Wie ist es um Beschaffenheit der Streckenoberfläche in Baku bestellt?
Hermann Tilke: Es wird am Anfang sehr glatt sein, die Strecke dann aber relativ schnell besser werden. Ich glaube, am Anfang wird es Probleme geben, die Reifen warm zu kriegen, dann wird es aber relativ schnell besser werden. Letztendlich wird der Grip gar nicht so schlecht sein.

Mit welchem Asphalt anderer Strecken lassen sich die Verhältnisse vergleichen?
Hermann Tilke: Das ist schwierig zu vergleichen. Es ist ein geschlossener Asphalt, der eigentlich vernünftigen Grip haben sollte. Mit welchen Reifen der Asphalt zusammenpasst, ist eine ganz komplizierte Geschichte. Wir wissen es selbst noch nicht, auch die Teams müssen es einfach einmal ausprobieren, das ist Trial and Error.

Es gab schon sehr viel Lob für die Strecke, ist das auch bis zu Ihnen vorgedrungen?
Hermann Tilke: Teilweise ja. Aber warten wir mal bis zum Rennen ab [lacht].

Gibt es noch etwas, das Ihnen Kopfzerbrechen bereitet?
Hermann Tilke: Das sind immer viele Kleinigkeiten. Wir werden auch heute Nacht noch zu tun haben, um die letzten Zäune zu justieren und die Kerbs und Kanaldeckel nachzuziehen.

Heute Morgen gab es ein paar Verunreinigungen auf der Strecke...
Hermann Tilke: Das war Hydrauliköl von einer Kehrmaschine, die ein Leck hatte und es auf der Strecke verteilt hat.

Wie entfernt man das?
Hermann Tilke: Mit Bindemittel. Das saugt die Flüssigkeit auf und muss dann aufgefegt werden. Man wird davon am Freitag nichts mehr merken.

Wie schnell werden die Autos sein? Was sagen die Simulationen?
Hermann Tilke: Über 340 km/h.

Es wurde auch schon von 360 km/h gesprochen...
Hermann Tilke: Ja, aber dazu traue ich mich nichts zu sagen. Wir haben hier wesentlich mehr Luftwiderstand als in Mexiko und sind 27 Meter unter Meeresniveau. Es kommt auch darauf an, mit welchem Setup die Teams fahren.

Was ist Ihre Lieblingsstelle der Strecke?
Hermann Tilke: Optisch natürlich das enge Stück an der alten Stadtmauer vorbei. Aber auch das Stück danach mit den sehr schnellen Kurven. Ich bin gespannt, ob die voll gehen werden.

Inwiefern hat sich die Arbeit in Baku von Ihrer Arbeit auf anderen Strecken unterschieden?
Hermann Tilke: An einem Stadtkurs gibt es ganz andere Arbeitsabläufe. Wir konnten bis vor zwei Tagen nur nachts arbeiten, weil der Verkehr weiterlief. Am Sonntag wurde die Strecke geschlossen, seither konnten wir ohne Verkehr arbeiten. Es ist ja alles Mögliche passiert, einmal ist zum Beispiel ein normaler Autofahrer auf die Strecke gefahren und hat einen Unfall gebaut. Es war aber zum Glück nur Blechschaden.

Wie läuft die Bergung der Fahrzeuge? Es gibt ja relativ wenige Kräne.
Hermann Tilke: In den meisten Fällen kommen die so genannten Manitus zum Einsatz, die die Autos vorne anheben und wegfahren.

Wenn etwas passiert, ist also mit dem Safety Car und nicht dem Virtuellen Safety Car zu rechnen?
Hermann Tilke: Letztendlich muss das Charlie Whiting entscheiden, aber ich glaube, an den meisten Stellen wird es das Safety Car geben.

In der Boxeneinfahrt gibt es das Speedlimit erst nach der Kurve. Da könnten uns spektakuläre Szenen erwarten.
Hermann Tilke: Das denke ich auch. Vor allem fahren die Piloten dort auch schon mit 340 km/h.