Im Motorsport kann es wortwörtlich sehr schnelllebig zugehen. Da wird es sogar Lewis Hamilton mal zu rasant! Nach dem Krisenstart in die Saison ist der Weltmeister wieder voll zurück im Rennen um die Meisterschaft. Zwei Doppelsiege wirken sich noch radikaler aus, wenn der Teamkollege dabei nicht auch auf dem Podium steht. "Das hätte ich niemals vorausgesagt", war Hamilton nach dem Triumph in Montreal selber baff. "Wenn ich Geld hätte wetten wollen, wäre ich dumm gewesen, so etwas vorherzusagen."

Hätte er mal besser eine Stange Geld auf sich selbst gesetzt. Der Rückstand auf WM-Spitzenreiter Nico Rosberg ist bis auf neun Punkte geschrumpft. Weniger als einen Monat zuvor lag Rosberg mit 43 Zählern Vorsprung souverän in Führung, galt schon fast als vorzeitiger Weltmeister. Jetzt muss er fürchten, am kommenden Wochenende nach dem Rennen in Baku wieder den ungeliebten zweiten Platz hinter Hamilton einzunehmen.

WM-Kampf? Vergessen...

Nach seinem Sieg in Montreal dachte Hamilton an vieles - nicht jedoch die WM-Situation. "Ich bin bei vielen Dingen wirklich vergesslich", scherzte der Silberpfeil-Pilot am späten Sonntagabend im Fahrerlager. "Vielleicht habe ich in dem Moment nicht genug darüber nachgedacht. Was mir aber bewusst ist: Vor uns liegt ein langer Weg. Es gab nie einen Zweifel an meinem Speed oder daran, wozu ich im Auto fähig bin. Aber natürlich kannst du nie wissen, was als Nächstes passiert. Wir hatten ja ein Problem nach dem anderen."

Vor Kanada hatte Hamilton den Monaco Grand Prix zunächst als einmalige Sache abgetan. Rosberg auf Platz sieben - so etwas passierte in den vergangenen Jahren der Silberpfeil-Dominanz nur selten. "Ich dachte, das wäre Zufall oder so", meinte Hamilton. Rosbergs fünfter Platz beim folgenden Rennen zeigte dann auf, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Hamilton: "Ist fühlt sich nicht toll an, wenn wir keine Doppelsiege holen, wenn man schaut wie viele wir davon hatten und sie zusammen vor der Garage gefeiert haben."

Wieder alles super auf Hamiltons Seite der Garage, Foto: Sutton
Wieder alles super auf Hamiltons Seite der Garage, Foto: Sutton

Warum sollte Rosberg verunsichert sein?

Immerhin: Die Fans können sich freuen, dass beide Mercedes-Piloten wieder so eng beieinander liegen. Fand auch Hamilton - wenngleich ihm die eigene Aufholjagd wichtiger gewesen sein dürfte. "In Sachen Punkte ist es positiv. Nico gibt weiter Gas, und ich muss auch weiter pushen. Mit dem Auto fühle ich mich super, solange sich da nichts ändert. Ich habe nicht das Gefühl, dass diese Stärke nachlässt. Ich denke, dass wir so weitermachen."

Bei aller Euphorie: Rosberg bleibt Führender in der Weltmeisterschaft. Monaco und Kanada waren Rückschläge, doch der Spitzenreiter kann auf seinen saisonübergreifend sieben Siegen aufbauen. Nicht einmal Hamilton glaubte, dass Rivale Rosberg nun von der Rolle ist. Er sagte: "Warum sollte man glauben, dass er jetzt verunsichert ist? Er ist das ganze Wochenende sehr gut gefahren."

Das galt auch für Hamilton, der jede Session auf seiner Paradestrecke in Montreal auf Platz eins beendete. Endlich wieder ein durchweg sauberes Rennwochenende. Darauf musste auch Hamiltons - vor der Saison durchgewechseltes - Team eine ganze Weile warten. "Nach den ersten fünf Rennen oder so konnte man sagen, dass sie niedergeschlagen waren", räumte Hamilton ein. "Sie jetzt so zu sehen, fühlt sich super an. Diese Siege zu haben, bedeutet für sie das Leben. Das ist unser Leben, davon träumen wir nachts."