Der tolle Saisonstart des Haas F1 Teams ist ein bisschen verflogen. Seit drei Rennen gab es keine Punkte mehr für Romain Grosjean und Esteban Gutierrez. Im engen Mittelfeld der Formel 1 sind Toro Rosso und Force India enteilt, auch McLaren liegt aktuell vor den US-Amerikanern. In Baku gestaltet sich für Haas die bislang ungewohnte Situation, dass sie keinen Erfahrungsnachteil gegenüber den anderen Teams aufholen müssen - zumindest, was die Kenntnisse über die Strecke betrifft. Ein Vorteil?

Das letzte Rennen: Im kanadischen Niemandsland

Der Kanada GP gehörte für Haas zu den äußerst unspektakulären Rennen. Für die größten Aufreger sorgte noch Romain Grosjean, als er Sebastian Vettel und Nico Rosberg beim Überrunden partout nicht vorbeiziehen lassen wollte. Die Pace der Boliden reichte jedoch nicht, um für positive Schlagzeilen zu sorgen. Im Gegenteil: Beide Fahrer wurden gar zweimal überrundet. Hinzu kam ein Problem mit dem Frontflügel des Franzosen. Der notwendige Stopp brachte Gutierrez im teaminternen Duell nach vorne.

Haas kämpfte in Kanada eher untereinander, Foto: Sutton
Haas kämpfte in Kanada eher untereinander, Foto: Sutton

Die Neuerungen: Neue Strecke für alle

Für die Reise von Kanada nach Aserbaidschan bleibt den Teams nur eine Woche. Große Weiterentwicklungen sind in dieser Zeit nicht möglich. Vielmehr geht es darum, sich bestmöglich auf die neue Strecke vorzubereiten. Dies geschah bei Haas im Simulator. "Ein Simulator ist nicht die Wirklichkeit, aber er gibt uns die Möglichkeit, so nahe wie möglich heranzukommen. Es geht mehr darum, dass die Fahrer das Streckenlayout kennenlernen", erklärt Teamchef Günther Steiner. Nach zwei Rennen in Folge mit dem ultrasoften Reifen wird in Baku wieder eine Stufe härter gefahren. Der Supersoft ist der weichste Reifen, komplettiert wird das Angebot von den gelben Softs und den weißen Mediums.

Die Erwartungen: Das Glück der Situation ausnutzen

Haas befindet sich immer noch im Lernmodus, jede Strecke bislang bedeutete einen Erfahrungsnachteil gegenüber der Konkurrenz. Dies ist nun anders. Steiner glaubt jedoch nicht, dass jeder den gleichen Kenntnisstand hat. "Die großen Teams haben mehr Informationen, weil sie sich die Informationen holen. Normalerweise stehen sie besser da, denn sie haben mehr Leute, die vorbereitet sind. Sie werden immer einen Vorteil haben, aber auf einer neuen Strecke wie Baku kann man immer auch Glück haben", so der Südtiroler.

Ähnlich sieht es auch Romain Grosjean. "Je mehr Erfahrung man als Team hat, desto besser kann man sich auf neue Strecken einstellen. Auf der anderen Seite weiß niemand, worauf er sich einstellen muss. Das könnte für uns interessant werden", glaubt Grosjean an eine mögliche Überraschung. Mit der über zwei Kilometer langen Gerade verlangt die Strecke auch Höchstgeschwindigkeit, in diesem Bereich befand sich Haas in Kanada nur im hinteren Teil des Feldes. Für die engen Abschnitte ist vor allem Traktion gefragt. Doch auch in Monaco, wo diese Eigenschaft besonders gefragt ist, reichte es nicht zu Punkten.

Die Prognose: Keine Punkte für Haas

  • Keine Punkte in Monaco und Montreal; beide Strecken sind gute Gradmesser für Baku
  • Die Konkurrenz ist inzwischen deutlich vorbeigezogen
  • Kein Nachteil (Streckenerfahrung) ist nicht gleich ein Vorteil
  • Aber: Romain Grosjean kann mit seiner Erfahrung überraschen

Motorsport-Magazin.com meint: Es ist sicherlich toll für Haas, dass sie mit etwa den gleichen Erfahrungswerten wie die Konkurrenz nach Baku kommen. Das Auto wird dadurch aber nicht schneller. Klar ist: Der phänomenale Saisonauftakt ist Geschichte. Force India und Toro Rosso sind vorbeigezogen, Mercedes, Ferrari und Red Bull sind ohnehin in einer anderen Liga. In Baku darf Haas wenn überhaupt auf ein schwächelndes Williams-Team hoffen. Aber auch nur, wenn die ihr Monaco-Gesicht zeigen. Da Williams aber mit breiter Brust aus Montreal abreist, sieht es nicht gut aus für Haas. Man kämpft mit McLaren aktuell um den siebten Platz im Feld - nicht mehr und nicht weniger. Renault, Sauber und Manor hat man im Griff. Nach vorne aber geht ohne fremde Hilfe nichts. (Chris Lugert)