Während Teamkollege Sebastian Vettel in den vergangenen beiden Rennen 30 Punkte gutschreiben konnte und in der WM auf Platz drei vorgeprescht ist, ist die Bilanz von Kimi Räikkönen ernüchternd. In Monaco schied der Iceman nach einem Fahrfehler aus, in Kanada hatte er seine liebe Not, Platz sechs zu halten.

Teufelskreis Circuit Gilles-Villeneuve

Das gesamte Wochenende kam der Finne auf dem Circuit Gilles-Villeneuve nicht auf Touren. Freitag und Samstag hatte Räikkönen mit Übersteuern in der Haarnadel zu kämpfen und ließ dort viel Zeit liegen. Im Rennen selbst war es die Streckentemperatur, mit der der Ferrari-Star nicht klarkam. "Das Auto war in einigen Bereichen eigentlich okay", so Räikkönen. "Aber im letzten Sektor ist es auf dieser Strecke immer schwierig, die Reifen nach den langen Geraden auf Temperatur zu halten."

Arbeitsreicher Kanada GP für Räikkönen, Foto: Sutton
Arbeitsreicher Kanada GP für Räikkönen, Foto: Sutton

Die 70 Runden auf dem Circuit Gilles-Villeneuve entpuppten sich als Teufelskreis. "Nach der zweiten Kurve war es dann wieder okay, wenn wir durch die ganzen Kurven gefahren sind und dann war ich wieder am Anfang der Schleife. In jeder einzelnen Runde hatte ich damit zu kämpfen, die Arbeitstemperatur in den Reifen zu bekommen", erklärte Räikkönen. "Wenn ich die Reifen anständig zum Arbeiten bekomme, scheint es okay zu sein. Aber es war hier nunmal so, wie es war."

Arrivabene nimmt Räikkönen in Schutz

Räikkönen ereilte im Rennen ein ähnliches Schicksal wie Nico Rosberg. Durch die vielen Überholmanöver und -versuche verbrauchten beide auf der Power-Strecke viel Benzin. "Ich habe mit ihm gesprochen und er sagte, er würde viel überholen. Wir haben ihm dann gesagt, er solle Sprit sparen", sagte der Ferrari-Teamchef. "Jedes Mal, wenn wir ihn darum baten, Sprit zu sparen, ging er vom Gas. Deswegen kühlten die Reifen leichter ab und es war nicht leicht, das wieder aufzuholen", so Arrivabene und fügte hinzu: "Manchmal passiert es, dass bestimmte Wochenende perfekt verlaufen und andere nicht."

Unabhängig von den Problemen, gibt sich Räikkönen selbstkritisch. "Dieses und vergangenes Rennen waren nicht ideal", so der Iceman. "Hoffentlich kriegen wir das alles im nächsten Rennen besser hin und kehren dorthin zurück, wo wir sein sollten." Für den F1-Weltmeister kann das erklärte Ziel nur die Nummer eins sein. Das wird bei der drückenden Mercedes-Dominanz aber ein mehr als schwieriges Unterfangen. In Baku (17. bis 19. Juni) geht die Mercedes-Jagd von vorne los.

Redaktionskommentar

Die Motorsport-Magazin.com-Redaktion meint: Die letzten beiden Rennen liefen einfach nicht rund für den Iceman. In Monaco unterlief Räikkönen ein Fahrfehler und in Kanada hat ihm die niedrige Asphalttemperatur einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch gleichzeitig kam Teamkollege Vettel, der erste und einzig relevante Gradmesser für den Iceman, wesentlich besser zurecht. Noch ist es nicht an der Zeit, Räikkönen eine Krise anzudichten. Da sollten die Kimi-Basher auch mal die Kirche im Dorf lassen. Wenn der Ferrari kränkelt oder die Reifen den einstigen Reifenflüsterer im Stich lassen, neigt Kimi dazu, nicht die 100 Prozent seiner Leistungsfähigkeit abzurufen. Da steht er Arbeitstieren wie Fernando Alonso mit Sicherheit nach. Doch wenn das Gesamtpaket stimmt, dann ist der Iceman schneller als jeder andere - immer noch. Das sollte Ferrari zu denken geben. (Haris Durakovic)