Souveräne Leistung des Montreal-Meisters: Lewis Hamilton gewann den Großen Preis von Kanada von der Pole Position. Der Mercedes-Pilot feierte seinen zweiten Sieg nacheinander in Montreal sowie den fünften in seiner Formel-1-Karriere. Kleiner Schock beim Start: Hamilton geriet mit Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg aneinander, beide Autos berührten sich leicht. Während Rosberg zurückfiel, konnte sich Hamilton auf Platz zwei halten und später den Sieg nach Hause fahren.

Das Podium: Mit einer erwarteten Einstopp-Strategie setzte sich Hamilton gegen Vettel durch. Ferrari entschied sich früh im Rennen als einziges Top-Team für eine Taktik mit zwei Boxenstopps. Hamilton überquerte die Ziellinie am Ende mit einem Vorsprung von fünf Sekunden auf Vettel. Der Ferrari-Star galt eine Weile als Favorit auf den Sieg, nachdem er mit einem Mega-Start die Führung übernommen hatte.

Ein früher Boxenstopp sowie die Entscheidung, auf zwei Reifenwechsel im Rennen zu setzen, kostete ihn am Ende möglicherweise den Sieg. "Wir hatten heute eine Menge Potenzial, haben aber den Abbau der Reifen unterschätzt", räumte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene ein. "Seb hat versucht alles zu geben und ziemlich hart gepusht. Aber wir haben die Chance verpasst. Unsere Strategie-Leute haben gesehen wie der Reifen abbaut und gedacht, es wäre eine gute Entscheidung (früh die Reifen zu wechseln;d.Red.). Das war es aber nicht."

Den dritten Platz sicherte sich Valtteri Bottas, der das Rennen vom siebten Startplatz aufgenommen hatte. Ein sauberes Rennen samt Einstopp-Strategie führte den Finnen zu seinem ersten Podestplatz im Jahr 2016.

Wahnsinns-Start von Sebastian Vettel in Kanada, Foto: Sutton
Wahnsinns-Start von Sebastian Vettel in Kanada, Foto: Sutton

Die Punkteränge: Heikle Situation auf den ersten Metern nach Rennstart, als Hamilton und Nico Rosberg leicht aneinandergerieten. Während Hamilton zumindest Platz zwei sicherte, fiel Rosberg durch diesen Zwischenfall einige Positionen zurück. Der WM-Spitzenreiter musste sich schließlich mit Platz fünf hinter Max Verstappen zufriedengeben.

"Eine Riesen-Enttäuschung", sagte Rosberg. "Es hat schon am Start angefangen. Wir waren Seite an Seite in Kurve 1 und ich musste es versuchen. War ja nicht das erste Mal. Ich habe es wieder probiert - und es hat wieder nicht funktioniert. In dem Moment war ich extrem sauer, aber es war harter Rennsport. Das nächste Mal muss ich schauen, dass ich auf der anderen Seite fahre."

Verstappen lag eine Weile sogar auf dem Weg zum nächsten Podestplatz, fiel wegen eines späten Boxenstopps aber auf Platz vier zurück. Das Duell mit Rosberg am Ende war hart, Rosberg rödelte nach einem Verbremser sogar von der Strecke - konnte P5 aber retten. Kimi Räikkönen, Ricciardo und Nico Hülkenberg komplettierten die Top-8.

Der WM-Stand: Einziger Lichtblick für Nico Rosberg: Er behält die WM-Spitze mit 116 Punkten. Doch es wird enger: Lewis Hamilton hat nach dem zweiten Sieg in Folge 107 Zähler auf dem Konto. Die beiden Silberpfeile trennen also nur noch 9 Punkte. Sebastian Vettel liegt mit 78 Punkten auf der dritten Position, gefolgt von Daniel Ricciardo (72). Kimi Räikkönen belegt Rang fünf mit 69 Zählern.

Fünfter Kanada-Sieg in Folge für Lewis Hamilton, Foto: Sutton
Fünfter Kanada-Sieg in Folge für Lewis Hamilton, Foto: Sutton

Das sagen Hamilton, Vettel & Bottas zum Rennen

Lewis Hamilton: "Ich hatte wieder einen ziemlich schlechten Start. Seb und Nico haben es richtig gut hingelegt. Ich hatte starkes Untersteuern mit den kalten Reifen in Turn 1. Zum Glück hatte Nico danach keinen Schaden am Auto. Danach musste ich Sebastian kontrollieren. Ich habe hier meinen ersten Grand Prix 2007 gewonnen - das ist so ein tolles Gefühl."

Sebastian Vettel: "Lewis war ein bisschen zu schnell. Der Start war super. Ich habe das Rennen voll gepusht. Wir haben uns relativ früh für eine andere Strategie entschieden. Wir hatten gehofft, gut zurückzukommen, aber Lewis ist draußen geblieben. Die Reifen haben bei ihm länger gehalten als erwartet. Dadurch wurde es ein bisschen schwierig, die Lücke zuzufahren. Wir haben gesehen, dass die Leistung im Auto steckt. So macht das Rennfahren Spaß."

Valtteri Bottas: "Das hat mir wirklich viel Spaß gemacht, eine tolle Leistung des Teams. Das Timing beim Boxenstopp war perfekt. Das Auto hat sich super angefühlt und es tut gut, wieder oben auf dem Podium zu stehen. "

Kimi Räikkönen muss sich in Kanada mit Platz 6 begnügen, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen muss sich in Kanada mit Platz 6 begnügen, Foto: Sutton

Das Wetter: Die große Sorge vor dem Rennstart: Würde es regnen? Zum Start blieb es trocken bei kühlen Bedingungen um die 12 Grad Außentemperatur. Daran sollte sich bis zum Rennende nichts mehr ändern, die Bedingungen blieben konstant.

Der Start: Wahnsinns-Start von Sebastian Vettel! Der Ferrari-Pilot übernahm auf den ersten Metern die Führung vor beiden Mercedes-Boliden. Zwischen Hamilton und Rosberg gab es eine leichte Berührung an den Rädern, in deren Folge Rosberg kurz die Strecke verließ und bis auf Platz zehn durchgereicht wurde. "Ich würde sagen, das war ein normaler Rennstart", sagte Niki Lauda. "Ich gebe niemandem die Schuld." Ein weiterer Gewinner der Startphase war Max Verstappen, der Teamkollege Daniel Ricciardo überrumpelte und sich auf dem dritten Platz hinter Hamilton einordnete. Vettels Start war so stark, dass er selbst nach einem heftigen Verbremser die Führung vor dem Mercedes-Piloten behielt.

Die Zwischenfälle: Neben dem Rempler der beiden Mercedes-Piloten beim Start kamen sich Kevin Magnussen und Felipe Nasr in Runde 8 im hinteren Feld ins Gehege. Dabei drehte der Renault-Pilot seinen Kontrahenten herum und beförderte ihn bis auf die letzte Position. Knapp 20 Runden vor Rennende musste Rosberg an die Box, nachdem er sich offenbar einen Plattfuß eingefangen hatte. Zuvor meldete er mehrere Probleme auf den Anzeigen seines Lenkrads an den Mercedes-Kommandostand.

Kollision zwischen Magnussen und Ericsson früh im Rennen, Foto: Sutton
Kollision zwischen Magnussen und Ericsson früh im Rennen, Foto: Sutton

Die Strategien: Im Vorfeld galt eine Einstopp-Strategie als sicherste Rennvariante. Während durchweg alle Teams diese Taktik bei ihren ersten Boxenstopps verfolgten, tanzte Ferrari komplett aus der Reihe. Vettel und Räikkönen nutzten während einer kurzen VSC-Phase einen relativ frühen Stopp, um von Ultra- auf Supersoftreifen zu wechseln - und somit einen weiteren Reifenwechsel einzukalkulieren. Einen entscheidenden Vorteil im Vergleich zur Top-Konkurrenz konnten Vettel und Räikkönen dadurch allerdings nicht erzielen. Im späteren Verlauf des Rennens entschied sich auch Red Bull für zwei Stopps. Rosberg musste wohl nur wegen eines Reifenschadens einen zweiten Stopp einlegen.

Die Boxenstopps: Etwas überraschend begann Ferrari den Boxenstopp-Reigen. Der in Führung liegende Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen bogen in der 11. Runde an die Box ab und wechselten auf Supersoft-Reifen. Während Vettel als Vierter zurück auf die Strecke kam, verlor Räikkönen einige Positionen. Max Verstappen steuerte auf Platz drei liegend in Runde 20 die Box an - Soft-Reifen für das Supertalent.

Im darauffolgenden Umlauf kamen Teamkollege Ricciardo sowie Rosberg herein und wechselten ebenfalls auf den Soft-Reifen, der klar für eine Einstopp-Strategie sprach. Mercedes wartete bis zur 24. Runde, um den Führenden Hamilton an die Box zu rufen. Der Weltmeister entschied sich ebenfalls für die Soft-Reifen - wie alle Fahrer im vorderen Feld mit Ausnahme des Ferrari-Duos. Von Platz fünf rief Ferrari zunächst Räikkönen zum zweiten Boxenstopp in Runde 34 herein. Der Finne holte sich die im Rennen verpflichteten Soft-Reifen ab und kehrte als Achter zurück auf die Strecke.

Vettel steuerte die Ferrari-Box für seinen zweiten Reifenwechsel in der 36 Runde ab. Von Platz eins fiel er dadurch bis auf die zweite Position hinter Hamilton zurück. Ricciardo legte in Runde 38 einen weiteren Boxenstopp ein. Beim Wechsel auf einen weiteren Satz Soft-Reifen gab es jedoch Probleme mit dem rechten Vorderrad. Auch Teamkollege Verstappen legte einen zweiten Stopp ein - allerdings auf Ultrasoft - und fiel somit von der dritten auf die fünfte Position zurück.

Beim Start musste Rosberg kurz die Strecke verlassen, Foto: Sutton
Beim Start musste Rosberg kurz die Strecke verlassen, Foto: Sutton

Die Ausfälle: Für Jenson Button war das Rennen schon nach 10 Runden beendet. Sein McLaren rollte vermutlich mit meinem Motorenproblem auf der Start/Ziel-Geraden aus. Dies führte zu einer virtuellen Safety-Car-Phase. "Es machte ‚pop´, und dann waren da viel Rauch und Funken", so Button. "Wir haben den Motor zu weit getrieben." Jolyon Palmer musste seinen Renault zur 18. Runde wegen eines Wasserlecks im System abstellen. Für Felipe Massa war das Rennen in Runde 36 beendet. Gründe für den Ausfall nannte Williams zunächst nicht.

Die Analyse: Ferraris Boxenstopp-Strategie dürfte die Formel-1-Welt noch eine ganze Weile beschäftigen. Hätte Vettel das Rennen gewinnen können, wenn er die gleiche Taktik wie Sieger Hamilton gewählt hätte? Pirelli hatte schon im Vorfeld angekündigt, dass der Soft-Reifen durchaus in der Lage sei, 50 Rennrunden zu überstehen - Hamilton bestätigte diese Angaben. Auch der Mercedes-Rempler beim Start dürfte für Diskussionen sorgen. Hamilton zu hart, Rosberg zu weich? Fest steht immerhin, dass es in der Weltmeisterschaft nun wieder richtig eng zugeht.

Die Top-Facts des Rennens

  • Zweiter Saisonsieg in Folge für Lewis Hamilton
  • Fünfter Kanada-Sieg für Hamilton
  • Sechster Sieg für Mercedes im siebten Saisonrennen
  • Vierter Podestplatz 2016 für Vettel - der erste für Bottas
  • Nico Rosberg bleibt WM-Spitzenreiter