Lewis Hamilton hat einen spektakulären Monaco GP in Monte Carlo gewonnen. In einem turbulenten Rennen setzte sich der Weltmeister knapp vor Daniel Ricciardo durch. Bei seinem ersten Saisonsieg profitierte Hamilton von einem Fehler Red Bulls beim Boxenstopp Ricciardos.

"Wir haben dem armen Ricciardo den Sieg vermasselt", entschuldigte sich Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko sofort. "Wenn man den Speed hat und all die Voraussetzungen für einen leichten Sieg darf sowas nicht passieren", polterte Marko.

Gestartet worden war das Rennen wegen extremer Regenbedingungen hinter dem Safety Car. Nach Rennfreigabe kam es zu zahlreichen Turbulenzen auf dem rutschigen Kurs. Abflüge, Kollisionen, Crashs und wilde Rutscher waren programmiert. Noch dazu gab es technische Probleme am Auto von Nico Rosberg.

Das Podium: Resultierend aus diesen Problemen reichte es für den Deutschen somit auch nicht für das Podest. Stattdessen grüßte neben Hamilton und Ricciardo überraschend Force Indias Sergio Perez vom Podest.

Die Punkteränge: Direkt dahinter sah Sebastian Vettel die Zielflagge. Fünfter wurde Fernando Alonso. Der McLaren-Pilot rettete sich nach langem Duell mit Rosberg auf dieser Position ins Ziel. Hinter Alonso komplettierten Nico Hülkenberg, Nico Rosberg, Carlos Sainz, Jenson Button und Felipe Massa die Top-10.

Wirklich Grund zur Freude hatten nur Hamilton und Perez, Foto: Sutton
Wirklich Grund zur Freude hatten nur Hamilton und Perez, Foto: Sutton

Das sagen Hamilton, Ricciardo & Perez zum Rennen

Lewis Hamilton: "Gottseidank ist es so gelaufen, wie ich gehofft hatte. Ein tolles Wochenende. Dankeschön an das Team und die Fans. Ich habe ein super Auto gehabt. Mir fehlen die Worte. Ich habe für so einen Tag gebetet. Ich fühle mich richtig gesegnet. Ich kann sagen, dass war wirklich der längste Run auf diesen Reifen. Einfach verrückt. Unglaublich, wie lange es ging. Glückwunsch an Daniel, er ist phänomenal gefahren. Einer der besten Fahrer, er hat viel Druck auf mich gemacht. Ich freue mich auf weitere Kämpfe mit ihm. Über die WM denke ich jetzt nicht wirklich nach. Die Saison ist lang. Immer wenn man denkt, dass es nicht schlimmer werden kann, geht es plötzlich. Das ist die Botschaft des Tages: niemals aufgeben!"

Daniel Ricciardo: "Ich möchte eigentlich gar nichts zum Rennen sagen. Ich möchte mich bei den Fans bedanken, die dem Wetter getrotzt haben. Von Außen gesehen haben wir tolle Show geliefert. Es war nicht so toll, wie es hätte sein sollen. Ich hatte zwei Mal hintereinenader riesiges Pech. Ich wurde an die Box gerufen, sie hätten bereit sein müssen. Es tut wirklich weh. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wir hatten den Speed, von Anfang an, konnten etwas davon ziehen. Dann haben wir uns in eine Rennsituation mit Lewis gebracht, die so nicht hätte sein sollen. Ich war der Schnellste unter allen Bedingungen, P2 ist deshalb ein schlechtes Ergebnis."

Sergio Perez: "Ich bin extrem glücklich, mein Team hat einen außerordenltichen Job gemacht, was Strategie und Boxenstopps angeht. Die Reifenwahl war richtig. Das war die beste Entscheidung. Ich konnte die Pace am Anfang kontrollieren. Ich habe dann immer auf meine Reifen geachtet. Wenn ich pushen musste, konnte ich Gas geben. Ein wunderbarer Tag für mich. Endlich wieder ein Podium für mich und das Team. Es war nicht einfach unter diesen Bedingungen. Ich möchte das Podium unserem Teamchef Vijay Mallya widmen. Ein unglaubliches Rennen. Ich bin sehr glücklich."

Der WM-Stand: Der große Verlierer des Monaco GP heißt Kimi Räikkönen. Wegen eines Ausfalls verliert der Finne WM-Rang zwei. An der Spitze thront weiter Rosberg mit 106 Punkten vor Hamilton (82), Ricciardo (66), Räikkönen (61) und Vettel (60).

Das Wetter: Wahnsinn in Monaco: Die Meteorologen lagen mal richtig! Fast den gesamten Morgen regnete bis schüttete es im Fürstentum. Auch zum Rennstart schiffte es noch ordentlich. Entsprechend galt es für alle Piloten, verpflichtend auf Regenreifen zu starten. Im Laufe des Rennens trocknete es komplett ab.

Der Start: Max Verstappen und Felipe Nasr mussten das Rennen nach Änderungen an ihren Boliden aus der Boxengasse aufnehmen. Das kostete das Duo jedoch nichts: Wegen des Regens wurde das Rennen zum achten Mal in der F1-Geschichte hinter dem Safety Car gestartet. "Es ist wie fahren auf Eis", rechtfertige Fernando Alonso die Entscheidung. "Es ist sehr, sehr nass, extreme Bedingungen", bestätigte Daniel Ricciardo.

Der fliegende Start: Erst nach sieben Runden kam das Safety Car an die Box. Zuvor hatte schon Kevin Magnussen gefordert, das Rennen freizugeben. "Die Strecke ist bereit", funkte der Däne. "Das Spray ist jetzt besser, lass' loslegen", bestätigte Lewis Hamilton. Überholmanöver gab es jedoch nicht.

Die Zwischenfälle: Hinter dem Safety Car gab es gleich das erste Problem: Daniil Kvyat musste die Box ansteuern und das Lenkrad wechseln lassen. Offenbar hatten sich Elektronik und Regen nicht richtig vertragen. Doch auch mit neuer Gerätschaft löste sich das Problem nicht. Noch immer fuhr der Russe nur mit konstanter Geschwindigkeit um den Kurs. "Immer passiert mir sowas", funkte Kvyat hörbar traurig. Plötzlich funktionierte der Toro Rosso dann doch wieder.

Unmittelbar nach nach dem fliegenden Start krachte Jolyon Palmer auf Start-Ziel links in die Leitplanke. Der Brite hatte mitten auf der Geraden auf einer Fahrbahnmarkierung die Kontrolle über seinen Renault verloren. Die Folge: Virtuelles Safety Car! In Runde elf der nächste Zwischenfall: Kimi Räikkönen rutschte in der Haarnadel in die Mauer und schied aus. Sebastian Vettel verpasste wenig später die Schikane nach dem Tunnel.

In Runde 21 der nächste Crash: Kvyat und Magnussen kollidierten nach einem mehrere Kurven langen Duell in der Rascasse. "Was zum **** hat er da gemacht", fluchte Magnussen. Das Ende für den Russen, Magnussen konnte weiterfahren. Das galt selbst dann noch, als der Däne in Runde 34 in Mirabeau in die Leitplanke schepperte. Zumindest kurzfristig - der Däne musste schließlich doch aufgeben. Genauso Max Verstappen: Wie im Training knallte er gegenüber des Hotel de Paris in die Leitplanke. Das Aus für den Youngster - plus VSC.

Genau dieses VSC wurde Pascal Wehrlein zum Verhängnis: Weil er die Zeitvorgabe nicht einhielt, kassierte der Manor-Pilot eine Zeitstrafe von zehn Sekunden. Nochmal zehn Sekunden kamen wegen Ignorierens blauer Flaggen dazu. Nächster Hammer-Zwischenfall dann in Runde 50: Sauber-interner Crash in der Rascasse! Marcus Ericsson war Felipe Nasr reingedonnert. "Warum hat er das getan, warum?", fluchte Nasr. Feierabend auch für dieses Duo. Kurz vor Schluss noch ein 'Moment' von Vettel: In Massenet rettete er seinen Ferrari gerade noch vor einem Einschlag.

Der spektakuläre Rennverlauf: "Die ganze Strategie ist für die Katz", klagte Red Bulls Helmut Marko schon vor dem Start. Kein Wunder, hatte sich Ricciardos Vorteil des ersten Stints auf dem härteren Reifen wegen des Regens erledigt. Jetzt galt es für alle Teams, strategisch schlichtweg möglichst gut auf die extremen Umstände zu reagieren.

Die erste Variante klügelte Renault aus: Sofort nach dem fliegenden Start holte sich Kevin Magnussen die Intermediates. Jenson Button, Felipe Nasr und Kvyat folgten seinem Beispiel. Das sollte sich auszahlen: Das Quartett war deutlich schneller unterwegs als der Rest des Feldes, abgesehen von Ricciardo, der sich vorne massiv von Mercedes absetzte. Rosberg hielt Hamilton zu diesem Zeitpunkt sichtlich auf. In Runde 14 wechselte mit Sebastian Vettel der erste Top-Pilot auf Inters, einen Umlauf später kam Alonso und läutete damit endgültig eine große Boxenstoppwelle ein.

Rosberg mit technischen Problemen

Dann das Überholmanöver bei Mercedes: Hamilton schnappte Rosberg Ausgang Sainte Devote spielerisch, Rosberg fiel dramatisch zurück, verlor fünf Sekunden pro Runde. Offenbar ein Problem am Silberpfeil des Deutschen: Nico war laut Mercedes angewiesen worden, Lewis vorbeizulassen, um zumindest ihm noch Chancen einzuräumen. "Ich habe mich gefühlt wie auf rohen Eiern, es war schwierig mit der Pace. Ich habe momentan keine Erklärung dafür", sagt Rosberg. Weiter hinten pflügte Max Verstappen durchs Feld.

Erst in Runde 20 kam mit Rosberg der erste Mercedes zum Stopp. Dabei arbeitete das Team ungewöhnlich lang an der Vorderachse. Offenbar mit Erfolg: Nach dem Stopp war Rosberg wieder in Normalform. Auch die Ursache bestätigte Mercedes: Es hatte zuvor ein Problem mit der Bremstemperatur gegeben. "Wir haben die Bremskanäle mit Tape gegen Regen verklebt, deshalb ist die Bremstemperatur nie hochgekommen", meinte Toto Wolff.

Kurz darauf kam auch Ricciardo und reichte sich wieder vor Rosberg ein. Hamilton bleib wesentlich länger auf der Strecke. Ricciardo konnte schnell aufschließen und heftig Druck ausüben. Der Plan Mercedes': Den Umweg über Inters sparen und direkt auf Slicks wechseln.

Red Bull verpatzt Ricciardo-Boxenstopp

Den ersten Wechsel auf die Slicks zeigte jedoch Marcus Ericsson. In Runde 30 holte der Sauber einen Satz Ultrasofts, Mercedes versuchte es einen Umlauf später, noch bevor Ricciardo auf der Strecke attackieren konnte. Nahezu das gesamte Verfolgerfeld folgte auf dem Fuß - auch Ricciardo. Doch es gab ein gigantisches Problem beim Reifenwechsel - der Australier verlor jede Menge Zeit und damit die Führung an Hamilton.

Allerdings hatte er den Supersoft geholt, die Mercedes die Ultrasofts, Vettel und Perez dahinter sogar Soft. Bei noch über 40 zu fahrenden Runden ein extremer Risikofaktor für die Silberpfeile: Würde Hamilton nochmal stoppen müssen? Noch dazu attackierte Ricciardo Hamilton trotz härterer Reifen erneut hart. Obendrein war Rosberg auch noch hinter Alonso auf P6 abgeruscht. In Runde 37 dann der Angriff Ricciardos: Hamilton verpatze die Schikane, Ricci war daneben. Doch Hamilton drückte ihn Richtung wand. Ricciardo fluchte wild. Ein grenzwertiger Vorfall, den die Stewards aber als okay einstuften.

Erst in der 52. Runde erfolgte der nächste Angriff - dieses Mal schon mitten im Tunnel. Erneut wehrte Hamilton Ricciardo ab, jetzt unfragwürdig. In Runde 60 ein Angriff des anderen Mercedes: Rosberg versuchte sich an Alonso vorbei auf P5 zu bremsen, doch verpasste die Schikane. Rosberg ließ Alonso wieder durch. Ein weiterer Angriff folgten in der Schlussphase nur noch weiter hinten: Noch kurz vor der Ziellinie überholt Nico (Hülkenberg) Nico (Rosberg). Vorne blieb alles wie gehabt: Erster Saisonsieg für Hamilton!

Die Ausfälle: Palmer, Räikkönen, Kvyat, Magnussen, Verstappen, Nasr und Ericsson sahen in Monte Carlo nach oben genannten Zwischenfällen nicht das Ziel.

Die Analyse: Red Bull war tatsächlich schneller als Mercedes. Nur ein Fehler beim Boxenstopp kostete Ricciardo den Sieg. Bitter für den Australier, dass er somit zum zweiten Mal in Folge unverschuldet den Sieg aus der Hand geben musste.

Die Top-Facts des Rennens

  • Wegen Regens: Achter Safety-Car-Start der F1-Geschichte
  • Lewis Hamilton mit erstem Sieg 2016
  • Hamilton gewinnt zum 2. Mal in Monaco - wie 2008 von P3
  • 44. Sieg für LH44
  • Ricciardo verliert Sieg durch verpatzten Boxenstopp
  • Technische Probleme bei Rosberg: Nur P7
  • Viele verschiedene Rennstrategien
  • Perez schlägt Vettel: Podium!