Das ist mal eine üble Quote: Bereits zum dritten Mal in der Saison 2016 plagen Lewis Hamilton im Qualifying technische Probleme. Beim sechsten Lauf der Formel 1 in Monaco ist es allerdings mal nicht die MGU-H, die dem Weltmeister den Tag verdirbt. Stattdessen behindert ihn ein Problem mit dem Benzindruck an seinem Silberpfeil.

"Es war ein schwieriges Qualifying. Ich weiß nicht recht, was ich dazu sagen soll", sagt ein sicht- und hörbar gefrusteter Hamilton am Samstagabend in Monte Carlo. "Ich muss versuchen an mich zu halten. Die Weltmeisterschaft schreitet fort und fort und wir haben mehr und mehr Probleme. Für mich wird das langsam zur Norm ..."

Dabei ist das Resultat mit Startplatz drei am Ende sogar noch deutlich besser als bei seinen vorherigen Horror-Qualifyings anno 2016. Für Hamilton kein Argument, das ihn besänftigen könnte. Denn ohne das Problem hätte er Daniel Ricciardos Pole-Zeit geknackt. Da ist sich Hamilton sicher. "Absolut", sagt er. "Es wäre natürlich eng gewesen. Aber definitiv", bestätigt der Weltmeister nochmals. Deshalb fühle er sich gerade alles andere als großartig.

Tatsächlich war Hamilton im entscheidenden Q3 klar im Nachteil. Zwar traf das Problem mit dem Benzindruck auch Teamkollege Nico Rosberg. "Es hat die Situation für alle ein bisschen herausfordernder und stressig gemacht, weil ein Fragezeichen dahinter stand, wann wir rausgehen können", berichtet der Deutsche. Allerdings beeinträchtigte das Problem seine Outings nicht. Rosberg absolvierte, wie geplant, zwei Runs.

Weil Hamilton das Problem an seinem Mercedes sofort feststellte, rollten ihn seine Mechaniker noch zurück, Foto: Sutton
Weil Hamilton das Problem an seinem Mercedes sofort feststellte, rollten ihn seine Mechaniker noch zurück, Foto: Sutton

Hamilton sieht kaum noch Chancen im Rennen

Hamilton hingegen musste auf den ersten Versuch komplett verzichten - obwohl er das Problem sofort beim beschleunigt bemerkt hatte. Noch bevor er aus der Boxengasse gefahren war, sodass seine Crew ihn zurückrollen konnte. "Ich habe dann eine Änderung vorgenommen, die sie mir gesagt haben und gehofft, dass es weggeht. Danach gab es dann auch kein Problem mehr", sagt Hamilton.

Dennoch die bittere Folge: Hamilton blieb nur ein Schuss im Q3. Insgesamt drehte Hamilton dabei sechs Runden am Stück, wurde allerdings mehrfach im Verkehr aufgehalten. Erst im letzten Umlauf gelang eine konkurrenzfähige Zeit. "Die gute Nachricht ist, dass wir es noch geschafft haben, eine Runde zu setzen, also war es nicht ganz so schlecht wie ein paar andere Qualifying-Sessions gewesen sind", sagt Hamilton. "Aber die Pole wäre drin gewesen. Nichtsdestotrotz werde ich morgen mein Bestes geben, um zu retten, was ich kann."

Großartige Chancen rechnet sich Hamilton jedoch nicht mehr aus. Dabei erzielte er seinen bis dato einzigen Monaco-Sieg im Jahr 2008 ausgerechnet von jenem dritten Startplatz. "Diese Reifen sind so hart, dass es locker ein Einstopper wird. Also gibt es nichts, was du über die Strategie machen kannst. Du kannst hier nicht überholen, es ist auch nur ein kurzer Weg zu Kurve eins. Also weiß ich nicht was passieren wird, sollte es nicht regnen oder ein Safety Car geben ...", sagt Hamilton.

Toto Wolff verteidigt Mercedes-Mitarbeiter

Es sind also die Unsicherheitsfaktoren, auf die Lewis Hamilton setzt. Doch könnte ihn genau ein solcher Faktor auch im Rennen bremsen? Droht der Benzindruck auch am Sonntag zum Problem zu werden? Toto Wolff winkt ab. "Im Rennen ist es etwas ganz anderes", sagt der Teamchef von Mercedes. "Es ist etwas, das damit zusammenhängt, wenn wir das heiße Auto nach einer kurzen Runde zurück in die Garage schieben", erklärt Wolff.

Für die Frustration Hamiltons scheint der Teamchef indessen vielleicht noch Verständnis zu haben, jedoch nicht für Kritik am Mercedes-Mitarbeiterstab. Was das angeht, reagiert Toto Wolff allergisch. Zuletzt, nach dem Russland-Wochenende, geschehen durch einen offenen Brief nach Vorwürfen mancher Fans, Hamilton würde durch das Team sabotiert. Jetzt durch Lob und Erinnerung an die Errungenschaften der Vergangenheit.

"Dieser Motor ist ein Produkt von Menschen und diese Menschen haben uns zwei Fahrer- und zwei Konstrukteurs-Weltmeisterschaften beschert. Sie sind die besten Leute. Es sind dieselben Leute in der Garage und der Fabrik, die in den letzten drei Jahren gearbeitet haben", sagt Wolff. "Wir haben jetzt eine harte Zeit, aber ich will wie in der Vergangenheit weitermachen. Wir beschuldigen keine Personen, aber versuchen die Wurzel des Problems zu identifizieren, damit es nicht mehr passiert", stellt der Teamchef klar.