Fernando Alonso und Jenson Button hätten nichts dagegen, wenn das Eifelwetter, das den Start der 24 Stunden auf dem Nürburgring im wahrsten Sinne des Wortes verhagelt hat, bis nach Monaco ziehen würde. Denn nur dann könnten sie die ehrgeizigen Vorgaben ihrer Vorgesetzten erfüllen, die schon von Siegen und Titeln träumen.

"Wir brauchen Regen, Schnee, egal was, damit wir so weit nach vorne kommen", scherzte Alonso. "Wir werden es versuchen. Wir sind in einer Position, in der wir nichts zu verlieren haben. Wir kämpfen nicht um die Meisterschaft, sondern wollen wachsen, lernen, Fortschritte machen - und dafür müssen wir angreifen, vor allem in solchen Rennen, bei denen wir eine Chance haben könnten."

Diese Chance hängt jedoch davon ab, ob im Rennen etwas Ungewöhnliches passiert. "Wir brauchen etwas Action im Rennen, sonst wird es ein Zug von Autos. Dann diktiert der Start das Endergebnis", erklärte Alonso.

"In Kurve 1 kann alles passieren, danach fährt man dem Vordermann hinterher", schilderte auch Button scherzhaft die geringen Überholmöglichkeiten von Monaco. Für McLaren sind diese aufgrund der geringeren Motorleistung besonders dünn gesät, auch wenn der Motor im Fürstentum nicht so stark ins Gewicht fällt. "Man kann immer in Kurve 10 innen reinstechen, aber für uns ist das ein No-Go, weil wir an dieser Stelle schon so weit zurück sind, mit der Leistung, die wir haben."

Button stellt sich auf ein hartes Rennen für McLaren ein, vor allem wenn es trocken bleiben sollte. Zu viel will er allerdings nicht über die Mammutaufgabe nachdenken, die ihm bevorsteht. "Ich hole mir jetzt erstmal einen kalten Drink, entspanne und genieße", meinte er augenzwinkernd.

Eine Abkühlung hätten auch seine Vorderreifen gebrauchen können, nachdem er sie auf seinem letzten Run in Q2 beim Anbremsen für Kurve drei zum Blockieren brachte. "Q1 hat sich gut angefühlt, aber dann war die Balance weg, als sich der Grip auf der Strecke aufgebaut hat", schilderte er, wie es zu dem Vorfall kam, der ihn wohl den Einzug in Q3 kostete.

Ein Drink am Pool - das ist auch Buttons Traum, Foto: Red Bull
Ein Drink am Pool - das ist auch Buttons Traum, Foto: Red Bull

"Ich war nicht schnell genug in Q2 - es fühlte sich auch nicht schnell an. Es war also nicht so, dass ich eine Runde gedreht habe, die sich gut anfühlte und wir nur langsam waren. Die Balance hat sich einfach nicht richtig angefühlt", erläuterte er. "Es ist immer ein schmaler Grat: in Q1 war ich auf der richtigen Seite, in Q2 nicht."

Obwohl ihm der Sprung in Q3 gelang, war auch Alonso mit seinem McLaren nicht zufrieden. "Es war bislang ein schwieriges Wochenende, nicht nur das Qualifying. Mir fehlt das Vertrauen in die Vorderachse", sagte er. "Wenn man hier in Monaco kein Vertrauen ins Auto hat, wird man ziemlich hart bestraft. Ich konnte die Kurven nicht aggressiv attackieren."

Aufgrund der Strafversetzung von Kimi Räikkönen wegen eines Getriebewechsels startet der Spanier von Position neun und damit immerhin schon einmal in den Punkterängen, die er sich zum Ziel gesetzt hat. Vor dem Wochenende hatte die McLaren-Spitze Boullier/Dennis noch von mehr geträumt: Ferrari sollte in Reichweite sein.

"Man muss das Auto erst auf die Strecke bringen und sehen, wie wettbewerbsfähig es ist. Vielleicht waren die Vorhersagen etwas zu optimistisch", räumte Alonso ein. Allerdings passiert das McLaren nicht zum ersten Mal. Auch im vergangenen Jahr habe sich das Team in Monaco gute Chancen ausgerechnet, sei jedoch nicht über Platz 10 hinausgekommen. Beim nächsten Rennen in Kanada rechnete McLaren nicht damit, wettbewerbsfähig zu sein und fuhr trotzdem wieder auf Platz zehn. Die Positionen kommen nicht ganz hin, aber was Alonso damit sagen will, ist: Die Glaskugel in Woking ist etwas trüb.

Zu allem Überfluss legte Boullier nach dem Qualifying in Monaco nach. Auf die Frage, ob er McLaren in punkto Chassis nach wie vor auf Rang drei hinter Red Bull und Mercedes sehe, antwortete er: "Das ist eine gute Frage. Wenn man sich die öffentlichen Daten ansieht, die GPS-Spuren, dann ja." Boullier schob die Probleme, von denen die Fahrer berichteten, auf die Reifen. "Wir können das Auto also nicht ausnutzen." Auf anderen Strecken soll das dann aber wieder der Fall und McLaren dritte Kraft bei den Chassis sein.

Alonso bestätigte, dass McLaren in Monaco gegenüber Red Bull im Hintertreffen ist, was die Reifen angeht. "Die Reifen sind nicht im Arbeitsfenster. Wir müssen Warm-Up-Runden drehen und sie unter Belastung halten. Im Qualifying hat man nicht genug Zeit, das ordentlich zu machen", erläuterte er. "Wir müssen uns das ansehen, falls es auch auf anderen Strecken passiert. Wir müssen das lösen, denn Red Bull scheint die Reifen schnell auf Temperatur zu bringen."