Monaco ist immer für eine besondere Geschichte gut. Bei Mercedes hofft man allerdings inständig darauf, diese Abweichung der Routine mit dem Spanien GP bereits ad acta gelegt zu haben. Der Crash zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg wurde intern diskutiert, das Thema zumindest offiziell aus der Welt geschafft. In Monaco gilt es ohnehin, alle Kräfte zu bündeln. Red Bull ist nicht zuletzt dank des Sieges in Spanien ein heißer Kandidat auf die vorderen Plätze. Auch Ferrari lauert auf weitere Fehler.

Im vergangenen Jahr gab es im Fürstentum bereits ein für Mercedes folgenschweres Rennen. Hamilton lag ziemlich ungefährdet in Führung, ein zusätzlicher Boxenstopp kostete ihm in den Wirren von Virtuellem und echtem Safety Car aber den Sieg. Rosberg nahm das Geschenk an und feierte, Hamilton fiel gar auf Rang drei zurück und war bedient. Umso mehr hofft man bei den Silberpfeilen daher auf ein problemloses, sauberes Rennen.

Der Spanien GP endete für Mercedes im Desaster, Foto: Sutton
Der Spanien GP endete für Mercedes im Desaster, Foto: Sutton

Das letzte Rennen: Unfall nach wenigen Metern

Beim Spanien GP passierte das, was eigentlich schon längst unmöglich erschien. Lewis Hamilton und Nico Rosberg kollidierten kurz nach dem Start in Führung liegend, beide schieden aus. Desaster, null Punkte, Entsetzen bei Mercedes. Noch vor der eigentlichen Besprechung tobte Aufsichtsrats-Boss Niki Lauda und schob vor der Welt-Öffentlichkeit Hamilton den schwarzen Peter zu. Später ruderte er zurück und verwies darauf, dass sich der Brite entschuldigt habe. Wie sich später herausstellte, sorgte jedoch ein falscher Motor-Modus bei Rosberg für einen Geschwindigkeits-Unterschied von 17 km/h, wodurch Hamilton überhaupt erst in die Situation kam, anzugreifen. Rosberg versuchte noch, die Innenbahn zuzumachen, Hamilton aber musste auf das Gras und verlor dort die Kontrolle. Schlussendlich kam bei Mercedes jedes mögliche Unglück zusammen.

Die Neuerungen: Erster Einsatz des ultraweichen Reifens

Die Ereignisse von Barcelona hallen auch im Vorfeld des Monaco GP noch nach. "Wir ziehen an einem Strang und ich weiß, wie hart jeder Einzelne arbeitet, um diese unglaublichen Autos zu bauen", sagte Rosberg. "Wir haben darüber gesprochen. Jetzt ist es an der Zeit, es hinter uns zu lassen", stellt der Deutsche klar. Auch Toto Wolff will nicht mehr zu viel darüber nachdenken. "Wir waren enttäuscht, diese Chance vergeben zu haben. Aber so ist der Rennsport. Die Fahrer kennen unsere Maxime. Das Team ist dafür verantwortlich, ihnen die bestmöglichen Autos zu geben. Sie wiederum sind dafür zuständig, das Beste aus ihnen herauszuholen - und sie ins Ziel zu bringen", erklärt er. "Wenn wir sie im Stich lassen, entschuldigen wir uns dafür bei ihnen. Umgekehrt ist es genauso."

Den Fokus auf das kommende Rennen zu legen, habe nun aber oberste Priorität. Schließlich sei der Fundus an harten Konkurrenten deutlich größer geworden. "In Barcelona ging Red Bull aus einem engen Fight mit Ferrari als Sieger hervor. Damit steht fest, dass wir es mit mehreren Gegnern zu tun bekommen", verweist Wolff auf die wiedererstarkten Bullen. Er mahnt daher: "Wir können es uns nicht leisten, nachzulassen. Deshalb müssen wir zusammenhalten, stark bleiben und an diesem Wochenende gestärkt zurückschlagen."

Großartige Updates bringt Mercedes nicht mit ins Fürstentum, jedoch stehen auch die Silberpfeile - wie alle anderen Teams - vor einer besonderen Premiere. "An diesem Wochenende kommt zum ersten Mal der ultraweiche Reifen zum Einsatz. Das ist ganz besonders interessant, weil in den vergangenen Jahren selbst die superweiche Reifenmischung zu hart für diese Strecke gewesen ist", erinnert sich Paddy Lowe. Der Technikchef erwartet einen deutlichen Zeitensprung. "Wir freuen uns darauf, herauszufinden, welche Rundenzeitverbesserung das mit sich bringen wird. Wer weiß, vielleicht gibt es ja sogar einen neuen Rundenrekord?", so Lowe.

Die Erwartungen: Enger Kampf mit Ferrari und Red Bull

Die engen Straßenschluchten von Monaco sind einzigartig im Formel-1-Kalender. Es gibt kaum schnelle Kurven oder lange Geraden. Stattdessen ist Traktion gefragt. "Monaco ist eine einzigartige Rennstrecke, für die das Auto ebenso einzigartige Charakteristiken aufweisen muss. Deshalb darf man nie mit zu großer Zuversicht in die Performance seines Pakets in dieses Rennwochenende gehen", warnt Paddy Lowe. Fehler werden in Monaco nicht verziehen. Daher ist es für die Fahrer von immenser Bedeutung, viele Runden in den Trainings zu absolvieren. "Auf dieser Strecke ist das Training so wichtig wie auf keiner anderen im Rennkalender. Die Fahrer benötigen jede Minute, die sie bekommen können, um ihren Rhythmus zu finden", stellt Lowe klar.

Red Bull und Ferrari lauern auf Fehler der Silberpfeile, Foto: Sutton
Red Bull und Ferrari lauern auf Fehler der Silberpfeile, Foto: Sutton

Zwar reist Mercedes wie bei fast jedem Rennen als großer Favorit nach Monaco, eine Garantie ist das allerdings noch lange nicht. Gerade bei der Konkurrenz. "Wir erwarten einen engen Kampf zwischen Ferrari, Red Bull und uns. Demnach benötigen wir ein perfektes Wochenende, um an der Spitze zu stehen", weiß Lowe. Und auch Toto Wolff gibt zu bedenken: "Unsere Rivalen haben erneut Fortschritte gemacht, wodurch unsere Aufgabe noch schwieriger geworden ist."

Ein besonderes Rennen ist es für beide Fahrer, die in Monaco wohnen. Rosberg ist sogar dort groß geworden. "Ich bin in der Stadt aufgewachsen und lebe noch immer hier. Das macht es für mich zu einem ganz besonderen Wochenende. Ich verbinde mit jeder Kurve Erinnerungen, die bis in meine Schulzeit zurückreichen", so Rosberg. Auch Hamilton kann das Wochenende kaum erwarten. "Es ist ein unglaubliches Gefühl, mit dem Auto durch diese Straßen zu tänzeln, und der beste Nervenkitzel, den man in einem Rennwagen erleben kann", schwärmt er. "Das Wochenende ist ganz anders als die restlichen. Es ist einen Tag länger, im Hafen liegen die Boote vor Anker und ich kann zuhause schlafen", freut sich der amtierende Weltmeister.

Das Ambiente in Monaco ist einzigartig, Foto: Sutton
Das Ambiente in Monaco ist einzigartig, Foto: Sutton

Die Statistik: Mercedes beim Monaco GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Mercedes 3 416 1451033
Lewis Hamilton 1 104 91377
Nico Rosberg 3 204 102568

Mercedes in Monaco: Während die Silberpfeile auf dem Stadtkurs zu Zeiten von Juan Manuel Fangio und Stirling Moss nicht brillierten, feierten sie in der jüngeren Vergangenheit zahlreiche Erfolge. Nico Rosberg gewann die letzten drei Rennen am Stück, hinzukommen zwei weitere Podestplätze.

Lewis Hamilton in Monaco: Der Brite kann durchaus als Monaco-Spezialist bezeichnet werden. Bei seinen acht bisherigen Antritten im Straßendschungel sah Hamilton stets das Ziel und verpasste lediglich einmal die Punkteränge. Bereits bei seiner Monaco-Premiere in der Saison 2007 wurde der damalige McLaren-Pilot Zweiter, ein Jahr darauf durfte er als Sieger in die Fürstenloge. 2014 belegte Hamilton den zweiten Platz, im Vorjahr keim ein dritter Rang hinzu.

Nico Rosberg in Monaco: Nicht zuletzt weil Rosberg in Monaco wohnt, zählt die Jagd durch die Straßenschluchten zu seinen absoluten Lieblingsrennen. Der Deutsche gewann die letzten drei Ausgaben des Motorsportklassikers und schaffte auch 2012 als Zweiter den Sprung auf das Podium

Die Prognose: Rückkehr auf die Siegerstraße

  • Streit von Barcelona ist ausgeräumt
  • Kräfte werden gebündelt im Kampf gegen Ferrari und Red Bull
  • Mercedes feierte drei Monaco-Siege in Folge
  • Silberpfeile verfügen immer noch über das stärkste Paket

Motorsport-Magazin.com meint: Der Spanien-Crash war natürlich eine Katastrophe und darf sich nicht wiederholen. Jedoch gab es Gründe für den Unfall und diese werden kein zweites Mal auftreten, Stichwort Motor-Modus. Mercedes hat weiterhin das stärkste Auto, die letzten drei Rennen im Fürstentum wurden gewonnen und Rosberg sowie Hamilton wissen, dass die WM an oberster Stelle steht. Die Konkurrenz wird vergeblich auf weitere Aussetzer warten. Und aus eigener Kraft reicht es nicht, um Mercedes zu gefährden. Der Monaco GP wird zur silbernen Show. (Chris Lugert)