Dass Sauber an den ersten Testfahrten der Formel 1 innerhalb er Saison 2016 nicht teilnehmen würde, stand bereits länger fest. Man habe keinen Young Driver oder neue Teile, die es sich zu testen lohne, hieß es aus Hinwil zur der Begründung der Test-Absage. Mancher Insider sieht darin so etwas wie Selbstaufgabe. Bald werde Sauber das Schlusslicht der F1 sein. Die angeschlagenen Finanzen des Rennstalls tun ihr übriges.

Großer Profiteur wäre damit Manor Racing. Die bisherigen Hinterbänkler Nummer eins haben dank der neuen Power Units von Mercedes, intensiver Unterstützung durch Williams sowie dank des aufstrebenden Fahrertalents Pascal Wehrlein im Winter einen gewaltigen Satz gemacht. Längst ist Manor nicht mehr so abgeschlagen Letzter wie einst. Jetzt könnte sogar der Angriff auf Sauber gelingen. Nachhaltig.

Da kommt ein zweitägiger Test ohne den schärfsten Konkurrenten doch gerade recht, mag man meinen. Doch Manors Dave Ryan warnt vor allzu großer Euphorie. "Sauber hat vergangenes Wochenende einen guten Job gemacht. Sauber ist noch immer ein gutes Team - auch wenn sie nicht hier sind", erklärt der Renndirektor auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Am Mittwoch testete Entwicklungsfahrer Jordan King für Manor, Foto: Sutton
Am Mittwoch testete Entwicklungsfahrer Jordan King für Manor, Foto: Sutton

Manors Ryan fordert mehr Testfahrten in der Formel 1

Trotzdem sei jede Testmöglichkeit natürlich eine Gelegenheit, schiebt er nach. "Wir haben heutzutage so wenige Möglichkeiten, zu testen. Das ist etwas, was in diesem Sport falsch läuft. Wir haben das Problem, dass es einfach an Gelegenheiten mangelt, richtig auf die Strecke zu gehen und die Dinge durchzugehen", klagt Ryan.

Deshalb sei es schon eine gute Chance für Manor gewesen. Doch seien alle anderen, bis eben auf Sauber, ja auch bei dem Test gewesen. "Und unser Job ist, mit allen zu konkurrieren", stellt Ryan gegenüber Motorsport-Magazin.com klar. Um den vorletzten Platz will sich Manor auf Dauer also nicht duellieren. Etwas mehr sein darf es da schon gerne.

Denn: "Wir sind jetzt ein Top-Team", sagt Ryan. Na gut, das war als Scherz gemeint. Aber nicht ganz. Einen wahren Kern sieht Ryan in seiner These. Professionell gehe es nämlich auch bei Manor zu. So groß sei der Unterschied zu seiner früheren Tätigkeit als Sportdirektor McLaren nicht. "Es ist der gleiche Job. Alle arbeiten hier hart, egal in welchem Team sie sind. Jeder pusht hart. Es hängt einfach nur von deinem Budget ab, wie viel schneller du in gewissen Bereichen pushen kannst als andere", meint Ryan. Doch genau hier könnte Manor inzwischen selbst Sauber etwas voraus haben.