Traditionell beginnt mit dem Start der Europasaison das Fahrerkarussell der Formel 1 an Tempo aufzunehmen. Im Gegensatz zur letzten Transferzeit, als es praktisch keine Fahrerwechsel gab, könnte sich diesmal deutlich mehr tun, denn viele prominente Piloten sind für 2017 noch ohne Vertrag. Motorsport-Magazin.com nimmt die drei Top-Teams der Königsklasse unter die Lupe.

Mercedes

Auch wenn es zuletzt Gerüchte über eine Auszeit gab, die Silberpfeile werden mit Lewis Hamilton in die nächste Saison gehen. Der Brite verlängerte seinen Vertrag im vergangenen Jahr bis 2018 und ist damit langfristig an Mercedes gebunden. Anders sieht es hingegen bei Nico Rosberg aus. Das Arbeitspapier des aktuellen WM-Leaders läuft mit Ende der Saison aus, und noch wurde keine Verlängerung vereinbart. Zuletzt berichteten italienische Medien von einem vermeintlichen Interesse Ferraris an Rosberg.

Fährt Nico Rosberg weiter für Mercedes?, Foto: Sutton
Fährt Nico Rosberg weiter für Mercedes?, Foto: Sutton

Zwar ist eine weitere Zusammenarbeit zwischen Mercedes und Rosberg wahrscheinlich - der Deutschland GP im Juli wäre ein guter Zeitpunkt, um diese bekanntzugeben -, garantiert ist sie aber nicht. Mit Pascal Wehrlein hat Mercedes ein Ass im Ärmel, das früher oder später einmal für das Silberpfeil-Werksteam fahren soll. Kommt es zu keiner Einigung mit Rosberg, könnte es Mercedes wie Red Bull mit Verstappen machen und Wehrlein nach nur einer Saison bei Manor befördern. Das Talent für ein Top-Auto hätte der 21-Jährige.

Doch es gäbe auch noch andere, wesentlich erfahrenere Möglichkeiten als Wehrlein, um Rosberg zu ersetzen. Allen voran Fernando Alonso, auf den Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff große Stücke hält. "Fernando ist einer der besten Fahrer der Geschichte und ich mag seinen Charakter, aber unsere Priorität ist jetzt Nico", wird Wolff in spanischen Medien zitiert. "Wenn Nico nicht verlängern will, werden wir andere Möglichkeiten in Betracht ziehen, wie Fernando." Das Alter des Spaniers - Alonso wird im Juli 35 - wäre für Wolff kein Problem. "Sein Speed und seine Motivation sind noch immer da."

Ferrari

Ganz ähnlich wie bei Mercedes, verhält sich die Lage beim großen Rivalen Ferrari. Sebastian Vettel ist langfristig gebunden, hinter Kimi Räikkönen steht jedoch ein Fragezeichen. Schon, dass der Vertrag des Finnen im vergangenen Sommer um ein Jahr verlängert wurde, galt als Überraschung, doch nun scheint es so, als könnte Räikkönen auch 2017 für die Scuderia an den Start gehen. Dass sich Ferrari mit Rosberg einen zweiten deutschen Fahrer ins Team holt, muss bezweifelt werden.

Räikkönen und Arrivabene haben sich noch nicht geeinigt, Foto: Sutton
Räikkönen und Arrivabene haben sich noch nicht geeinigt, Foto: Sutton

"Es ist dieselbe Situation wie letztes Jahr. Lasst ihn arbeiten, er ist der letzte Ferrari-Weltmeister. Ich denke, er schlägt sich dieses Jahr gut, und es wäre falsch, ihn unter Druck zu setzen", sagt Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene. Mit 36 Jahren ist Räikkönen aktuell der älteste Fahrer im F1-Feld. Für Arrivabene allerdings kein Argument, das gegen einen neuen Vertrag sprechen würde. "Das Alter ist nicht wichtig. Wichtig ist das Engagement, das Können und auch der Mut eines Fahrers."

Sollte es zu einer Trennung von Ferrari und Räikkönen kommen, stünden ausreichend potenzielle Ersatzleute bereit. Neben dem neu in der Verlosung befindlichen Rosberg, werden immer wieder Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo und Williams-Mann Valtteri Bottas mit der Scuderia in Verbindung gebracht. Ebenfalls eine Option wäre Romain Grosjean. Der Franzose macht keinen Hehl daraus, über Ferrari-Partner Haas den Sprung nach Maranello schaffen zu wollen. Seitens des amerikanischen Teams wurde bereits signalisiert, Grosjean im Falle eines Angebots von einem Top-Team ziehen zu lassen.

Red Bull

Mit dem Fahrertausch Daniil Kvyat gegen Max Verstappen hat Red Bull bereits die Weichen für die Zukunft gestellt. Wer neben dem Niederländer fahren wird, ist noch nicht ganz fix, da es bezüglich Daniel Ricciardos Vertragssituation gegensätzliche Aussagen gibt, die sich im Punkt, ob der Australier auch über 2016 hinaus an Red Bull gebunden ist, widersprechen. "Es hängt alles von Red Bull ab. Wenn sie in der Formel 1 bleiben, werden Sie, denke ich, eine mehrjährige Verlängerung vorlegen", meinte Ricciardo jüngst.

Verstappen und Ricciardo dürften auch 2017 für Red Bull fahren, Foto: Sutton
Verstappen und Ricciardo dürften auch 2017 für Red Bull fahren, Foto: Sutton

Es deutet jedenfalls einiges darauf hin, dass Red Bull mit einer unveränderten Aufstellung ins nächste Jahr gehen wird, so auch die Worte von Teamchef Christian Horner, der Verstappen und Ricciardo nach dem Rennen in Spanien als "beste Fahrerpaarung der Formel 1" bezeichnete, mit der man für die Zukunft bestens gerüstet sei.

Für einen Verbleib Ricciardos, womöglich zu aufgebesserten Konditionen, spricht auch, dass Red Bulls Nachwuchsmaschinerie ein wenig ins Stocken geraten ist und man den Australier nur schwer mit einem selbst ausgebildeten Piloten ersetzen könnte. Eine Rückkehr von Kvyat kann ausgeschlossen werden, und Carlos Sainz' Entwicklung wäre ein weiteres Jahr bei Toro Rosso gewiss nicht abträglich. Der einzige nennenswerter Nachwuchsfahrer, den die Bullen derzeit haben, ist GP2-Pilot Pierre Gasly, der zwar zweifellos talentiert ist, 2017 aber maximal für Toro Rosso in Frage kommt.

Die Wünsche der MSM-Redakteure:

Wir haben unter den Kollegen der Motorsport-Magazin.com-Redaktion eine kleine Umfrage gestartet, wie das perfekte Line-Up bei Mercedes, Ferrari und Red Bull für eine spannende Saison 2017 aussehen sollte - natürlich mit einem kleinen Augenzwinkern.

Chris Lugert: Kimi Räikkönen und Nico Rosberg in einem Team - das wäre eine echte Überraschung. Aber möglich allemal. Wo? Bei Ferrari natürlich! Nico Rosberg könnte noch einmal neue Luft schnuppern, während Räikkönen seinem halben Landsmann die finnische Kultur noch näher bringen könnte.

Mercedes: Hamilton/Vettel

Ferrari: Rosberg/Räikkönen

Red Bull: Alonso/Verstappen

Florian Becker: Toto Wolff hat es selbst gesagt: Fernando Alonsos Speed und seine Motiviation sind immer noch da. Wenn Rosberg Mercedes tatsächlich verlässt, kann die Wahl nur auf Alonso fallen. Die Fahrerkombination Hamilton-Alonso war zwar 2007 derart explosiv, dass sie aufgelöst werden musste - ich glaube allerdings daran, dass die Beiden zehn Jahre später deutlich besser miteinander auskommen würden. Und falls nicht: Auch gut für die Show.

Mercedes: Hamilton/Alonso

Ferrari: Vettel/Ricciardo

Red Bull: Verstappen/Rosberg

Jonas Fehling: Eigentlich glaube ich an die Theorie, die Rosberg-zu-Ferrari-Gerüchte würden nur gestreut, um Rosbergs Marktwert in den Verhandlungen mit Mercedes zu erhöhen. Aber egal - hier soll es ja um Wunschpaarungen gehen. Deshalb kann ich mich mit der Idee eines deutschen Dreamteams bei Ferrari sehr gut anfreunden. Noch besser aber mit dem direkten Tauschpartner. Statt Alonso, wie eher massentauglich spekuliert wird, schließe ich mich nämlich Nischengerüchten an: Kimi soll zu Mercedes. Ein kompletter Finne kann Hamilton nur noch mehr einheizen. Noch dazu wären damit die coolsten Socken der F1 endlich vereint. Mein echtes Dreamteam. Bei Red Bull kann alles so bleiben. Die sind schon kongenial.

Mercedes: Hamilton/Räikkönen

Ferrari: Vettel/Rosberg

Red Bull: Verstappen/Ricciardo

Welche Fahrerpaarungen würdet ihr euch wünschen? Lasst es uns in den Kommentaren unter dem Artikel wissen!