Beim Großen Preis von Aserbaidschan kam es in Baku zwischen den Red-Bull-Teamkollegen zum Eklat: Daniel Ricciardo kollidierte beim Überholversuch mit seinem Teamkollegen Max Verstappen, wobei beide Autos des Teams aus dem Rennen gerissen wurden. Damit machten die beiden Bullen das seit langem gefürchtete Horror-Szenario ihres Arbeitgebers wahr.

Der Teamkollege ist für jeden Rennfahrer der erste und häufig größte Gegner, den es um jeden Preis zu besiegen gilt. Doch bei allem Ehrgeiz gibt es unter Teamkollegen eine goldene Regel, die auf keinen Fall gebrochen werden darf: Sie dürfen unter keinen Umständen das Rennen ihres Stallgefährten - und im schlimmsten Fall auch noch das eigene - durch eine Kollision beenden. Doch in der Hitze des Gefechts, oder auch beim Zusammenprall der Egos zweier Alphatiere, kommt es immer wieder zum Albtraum eines jeden Teamchefs.

1. Ayrton Senna vs. Alain Prost - Japan GP 1989

Es war in der Geschichte der Formel 1 das wohl erbittertste Duell zweier Teamkollegen: Senna und Prost bekämpften sich bei McLaren Honda über zwei Saisons hinweg bis aufs Äußerste. Beide wollten die Vormachtstellung im Team um jeden Preis für sich beanspruchen und nahmen dabei wenig bis gar keine Rücksicht auf die Belange des Teams. Beim vorletzten Lauf der Saison 1989 im japanischen Suzuka eskalierte das Duell im Kampf um den Weltmeistertitel.

Senna hatte von der Pole Position einen schwachen Start und fiel zunächst bis auf über sechs Sekunden hinter Prost zurück. Doch nach den Boxenstopps hatte Senna die bessere Pace und sah sich in Runde 47 schließlich in der richtigen Position für einen Angriff: Eingangs der Schikane vor Start- und Ziel wagte er den Überholversuch, in dem er sich beim Anbremsen innen neben den Franzosen setzte. Dieser lenkte jedoch ein und die beiden kollidierten. Die Autos verhakten sich und kamen in der Auslaufzone zum Stehen.

Prost stieg daraufhin aus seinem Auto: Für ihn schien klar zu sein, dass das Rennen für die Beiden gelaufen ist und er als Weltmeister feststeht. Doch Senna nahm, mit Hilfe der Streckenposten, das Rennen wieder auf, holte sich an der Box einen neuen Frontflügel und ging als Erster über die Ziellinie. Zum Leidwesen des Brasilianers wurde er jedoch nach dem Rennen von den Sportkommissaren disqualifiziert: Beim Anschieben durch die Streckenposten nahm Senna das Rennen durch den Notausgang, und nicht über die eigentliche Rennstrecke, wieder auf. Dies wurde als Auslassen der Schikane gewertet, was eine Regelwidrigkeit darstellte.

Bis heute wird darüber diskutiert, ob Senna sich bei seinem Überholmanöver einfach verschätzte oder ob Prost das Manöver zum Anlass nahm, absichtlich mit dem Teamkollegen zu kollidieren, um die Weltmeisterschaft frühzeitig zu seinen Gunsten zu entscheiden.

2. Lewis Hamilton vs. Nico Rosberg - Spanien GP 2016

Formel 1, Spanien 2016: Rosberg und Hamilton kollidieren (05:27 Min.)

Die beiden Streithähne Hamilton und Rosberg verband seit Beginn ihrer Zusammenarbeit bei Mercedes eine dauerhafte Rivalität. Immer wieder gab es zwischen den Beiden Sticheleien und auch auf der Rennstrecke wurde es mehrmals eng zwischen den Teamkollegen. Den ersten großen Krach gab es beim Grand Prix von Belgien 2014, als es zu einer Kollision kam, bei der Hamilton einen Plattfuß erlitt.

Beim Großen Preis von Spanien der Saison 2016 erreichte der Mercedes-Clash seinen Höhepunkt. Der in den ersten vier Saisonrennen arg gebeutelte Lewis Hamilton hatte sich zum dritten Mal in der Saison auf der Pole Position qualifiziert. Während Nico Rosberg saisonübergreifend sieben Rennen in Folge gewann, lag Hamiltons letzter Grand-Prix-Triumph angesichts vieler Probleme ein halbes Jahr zurück. Hamilton war daher festentschlossen, seinen Bann beim Rennen in Barcelona endlich zu brechen und den Durchmarsch seines deutschen Stallgefährten zu stoppen.

Doch beim Run auf die erste Kurve überrumpelte ihn Rosberg und der Brite musste sich schon wieder hinten anstellen. Hamilton blieb jedoch dran und kam mit deutlich mehr Schwung aus der dritten Kurve. Er sah die Lücke und versuchte sich für ein Ausbrems-Manöver innen neben Rosberg setzen. Rosberg entschied sich just im selben Moment, zum Verteidigen seiner Position nach innen zu ziehen. Hamilton musste auf die Wiese ausweichen, verlor die Kontrolle über seinen Mercedes und riss Rosberg mit sich ins Kiesbett.

Für beide Fahrer war das Rennen beendet, potentielle 43 Punkte waren für das Team verloren. Auch Rosbergs Siegesserie fand mit der Kollision ihr Ende und Hamilton musste weiter auf seine Erlösung warten. Für das Team war es ein Tag, an dem es nur Verlierer gab. Am Ende des Jahres feierte Rosberg mit fünf Punkten Vorsprung auf Hamilton seinen ersten und einzigen WM-Titel, woraufhin er seinen Rücktritt bekanntgab.

3. Sebastian Vettel vs. Mark Webber - Türkei GP 2010

In der Saison 2010 befanden sich sowohl Vettel als auch Webber für Red Bull im Kampf um die Weltmeisterschaft. Es war für das Team das erste Jahr, in dem das Fahrzeug gut genug für den Griff nach der WM-Krone war. Doch es war immer noch die Frage zu klären, welcher der beiden Fahrer zukünftig die Nummer eins im Team sein würde.

Vor dem siebten Rennen der Saison in Istanbul hatte Mark Webber einen regelrechten Lauf: Der Australier hatte zuvor den Grand Prix von Monte Carlo gewonnen und lag in der Weltmeisterschaft punktgleich mit Vettel an der Spitze. In der Türkei sicherte er sich die Pole Position, Vettel ging von Position drei aus ins Rennen.

Webber, der das Rennen zu diesem Zeitpunkt vor seinem deutschen Teamkollegen anführte, musste ab der 40. Runde beginnen, Benzin zu sparen. Vettel hingegen hatte Sprit gespart und schloss so zu seinem Teamkollegen auf. Ausgangs der schnellen Kurve 11 scherte der Deutsche aus dem Windschatten aus und setzte sich auf die Innenseite neben Webber. Der Australier versuchte, seine Position zu verteidigen und die Stallgefährten kollidierten an der schnellsten Stelle der Strecke, bei der Anfahrt auf Kurve 12.

Vettel drehte sich zwei Mal um die eigene Achse und landete in der Auslaufzone. Aufgrund der Beschädigungen an seinem Boliden, war das Rennen für den Deutschen beendet. Beim Aussteigen gestikulierte er in Richtung des Publikums, sein Teamkollege sei verrückt. Webber musste sich zwei Runden später einen neuen Frontspoiler abholen und wurde dadurch nur Dritter. Das Team verlor durch die Kollision 28 Punkte. Im Finalrennen in Abu Dhabi hatten aber immer noch beide Piloten Chancen auf den Titel - Sebastian Vettel gewann ihn.

4. Mika Häkkinen und David Coulthard - Österreich GP 1999

Vor der Saison 1998 hätte wohl kaum jemand Mika Häkkinen als den dominanteren der beiden Teamkollegen gesehen. Doch ab dem Saisonauftakt in Melbourne waren die Verhältnisse bei McLaren Mercedes klar: Coulthard würde für den Rest der Saison hinter Häkkinen die zweite Geige spielen. Im Kampf gegen Michael Schumacher gewann der Finne schließlich auch seinen ersten Weltmeistertitel.

Als die Beiden sich beim Grand Prix von Österreich 1999 ins Gehege kamen, sah es in der Weltmeisterschaft nicht anders aus. Häkkinen, zu diesem Zeitpunkt bereits 18 Punkte vor seinem Teamkollegen, ging von der Pole Position aus in das neunte Rennen der Saison 1999 - Coulthard stand in der ersten Startreihe neben ihm.

Häkkinen entschied den Start für sich und lag nach der ersten Kurve vorne. Beim Anbremsen auf die zweite Kurve versuchte Coulthard dann, die erste Position vom Teamkollegen zu erobern. Der Versuch ging allerdings gründlich daneben, als er Häkkinen touchierte und diesen einmal um etwa 180 ° ins Kiesbett drehte. Der Finne hatte Glück, dass er nicht stecken blieb, und nahm das Rennen von der letzten Position aus wieder auf.

Am Ende des Tages standen dennoch beide auf dem Podium - allerdings nur auf den Plätzen zwei und drei. Der Sieg ging nämlich an Eddie Irvine, dessen Ferrari-Crew die beiden McLaren mit der besseren Renntaktik überrumpelte.

5. Ralf Schumacher vs. Giancarlo Fisichella - Luxemburg GP 1997

Ralf Schumacher und Giancarlo Fisichella waren 1997 die jungen Wilden der Formel 1. Im Team von Eddie Jordan durften sie sich im Haifischbecken der Königsklasse beweisen - vor allem für den jungen Ralf eine große Herausforderung, fuhr doch sein weltbekannter Bruder Michael Schumacher im Ferrari von Sieg zu Sieg.

Die Rivalität der beiden Youngster nahm bereits beim dritten Saisonrennen in Argentinien Fahrt auf, als die Beiden sich erstmals in die Quere kamen. Schumacher schob den Italiener von der Strecke und fuhr am Ende als Dritter zu seinem ersten Podiumsplatz in der Formel 1. Doch der Höhepunkt ihrer Feindschaft sollte zu einem späteren Zeitpunkt der Saison, beim Großen Preis von Luxemburg auf dem Nürburgring, folgen.

Fisichella war im Qualifying auf Platz vier gefahren, Ralf Schumacher stand in der Startaufstellung auf Platz acht. Unter anderem zwischen den beiden: Michael Schumacher. Fisichella erwischte einen schlechten Start, Ralf Schumacher hingegen kam gut weg und so befanden sich die beiden Jordan-Piloten nebeneinander auf der Anfahrt zur ersten Kurve.

Als Dritter im Bunde lag der Ferrari von Michael Schumacher neben den beiden Jordans auf der Außenbahn. Beim Einbiegen ins Castrol S wollte schließlich keiner der beiden Teamkollegen nachgeben: Fischella, auf der Innenbahn, touchierte Ralf Schumacher und schob diesen geradewegs in das Auto von Michael Schumacher.

Resultat: Für alle drei Fahrer war das Rennen beendet, Michael Schumacher verlor wichtige Punkte in der Weltmeisterschaft und der Unfall der beiden Schumacher-Brüder schlug in den Medien hohe Wellen. In der Saison 1998 sollten die beiden Streithähne dann keine Teamkollegen mehr sein, denn 'Fisico' wechselte in das Team seines Managers Flavio Briatore, zu Benetton.