Insgesamt 24 Anläufe hat es gebraucht. Im 24. Versuch der neuen Ära mit Honda hat McLaren zum ersten Mal den dritten Abschnitt des Qualifyings erreicht. Fernando Alonso war der beinahe historische Moment vorbehalten. Und das auch noch bei seinem Heimrennen in Barcelona. "Es ist ein fantastisches Gefühl", strahlte der Asturier entsprechend nach der Qualifikation. "Es ist das erste Qualifying seit langem, das ich nicht am Fernsehen verfolgt habe. Es war schön, Teil der Show zu sein. Wir machen Fortschritte als Team und waren zum ersten Mal in Q3 ohne große Zwischenfälle. Das sind gute Nachrichten für uns", so Alonso.

Vergessen scheinen die Zeiten, als die Mannschaft aus Woking gar zittern musste, nicht bereits nach Q1 die Segel streichen zu müssen. Bis auf Felipe Massa, der nach einem Strategiefehler in ebenjenem ersten Abschnitt ausschied, profitierte McLaren von keinem Pech der Konkurrenz. "Wir haben uns das nach den letzten Rennen auch verdient", ist der 34-Jährige überzeugt. "Wir arbeiten in die richtige Richtung, die Updates am Auto machen uns immer konkurrenzfähiger. Es ist noch ein langer Weg zu gehen, denn wir sind weit weg von der Pole Position. Aber es ist der erste Schritt. Wir müssen uns auf morgen konzentrieren, Kapital aus der Position schlagen und in die Punkte fahren", gibt er die Marschroute für das Rennen vor.

Froh ist Alonso auch deshalb über diesen Erfolg, weil der Circuit de Catalunya viele Facetten beinhaltet, die Stärken und Schwächen der Autos klar aufdecken. "Man braucht hier ein aerodynamisch-effizientes Auto, man braucht aber auch die Power. Aber definitiv weniger als in Russland. Es ist eine gute Referenz hier und wir sind unter den Top 10", so Alonso auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Im letzten Sektor habe McLaren laut Alonsos Aussage gar das drittschnellste Auto - hinter Mercedes und Red Bull.

Fernando Alonso sieht das McLaren-Chassis bereits auf Rang drei in der Formel 1, Foto: Sutton
Fernando Alonso sieht das McLaren-Chassis bereits auf Rang drei in der Formel 1, Foto: Sutton

McLaren-Chassis stärker als Ferrari?

Eine Entwicklung, die für den Spanier nicht überraschend kommt. "Wir sind momentan vor einigen Konkurrenten. Das ist für viele eine Überraschung, aber nicht für uns. Es ist gut, vor den Williams zu sein, Force India und Ferrari, was das Chassis angeht", glaubt Alonso, auch die Scuderia in Sachen Chassis überholt zu haben. Ein Vorteil seien laut des zweimaligen Weltmeisters auch die Finanzen des Teams. "Ich denke die Teams, gegen die wir zu Saisonbeginn gekämpft haben - wie Sauber, Haas oder Renault - haben mehr Probleme mit Updates und dem Budget. Vielleicht können wir von der Gruppe wegkommen und näher ans Mittelfeld heranfahren", blickt er voraus.

Im Rennen muss Alonso jedoch auch mit einer bis dato ungewohnten Kehrseite des Einzugs in Q3 zurechtkommen. "Wir müssen vorsichtig sein, denn wir starten auf gebrauchten Reifen, da wir in Q3 gekommen sind", erinnert er. "Manchmal ist es besser, von P11 oder P12 mit neuen Reifen zu starten als von P9 oder P10 mit gebrauchten Reifen." Insgesamt hofft der Routinier auf ein reibungsloses Rennen. "Wir haben es in den letzten Rennen gesehen, in Kurve 1 ist immer irgendwas passiert, manchmal glücklich, manchmal unglücklich. Morgen hoffen wir auf ein störungsfreies Rennen und ein paar Punkte."

Jenson Button kämpfte mit seinem Boliden, Foto: Sutton
Jenson Button kämpfte mit seinem Boliden, Foto: Sutton

Button kämpft mit dem Heck

In den Kampf um Punkte will auch Alonsos Teamkollege Jenson Button eingreifen. Er scheiterte knapp am Einzug in den letzten Quali-Abschnitt und beendete das Zeittraining als Zwölfter. Dabei hatte der Brite schon das gesamte Wochenende über zu kämpfen. "Für mich ist es ein schwieriges Wochenende. Ich hatte ein sehr nervöses Heck und große Probleme mit der Balance. Aber ich habe mich so gut wie möglich daran angepasst", beschreibt Button seine bisherigen zwei Tage. Er konnte im Qualifying jedoch auch einen messbaren Fortschritt feststellen. "Anderthalb Zehntel Rückstand auf Fernando und damit anderthalb Zehntel hinter Q3 ist das beste Ergebnis des gesamten Wochenendes. Ich bin nicht zu sehr niedergeschlagen, wir haben ja auch frische Reifen für morgen", weist er auf seinen Vorteil hin.

Über den Top-10-Platz seines Teamkollegen freut sich Button. "Es waren harte Zeiten in den vergangenen zwei Jahren. Ein toller Job von Fernando, er war das gesamte Wochenende über schnell. Für das Team ist es ein gutes Gefühl", so der 36-Jährige. Die Zielsetzung ist freilich eine ganz andere. "Insgesamt ist es natürlich nicht das, wo wir hinwollen, nur in Q3", stellt er klar.