Was kommt dabei heraus, wenn man den unglaublichen Hulk mit einem Transformer kreuzt? Vielleicht Nico Hülkenberg in seinem Force India. Zumindest ist das nach dem Freien Training zum Großen Preis von Spanien in Barcelona ein Stück weit wahrscheinlicher geworden.

Der anglo-indische Rennstall hat zum Europaauftakt der Formel 1 ein extrem großes Update für seinen Rennboliden VJM09 mitgebracht. Bislang hatte das Auto von Hülkenberg und Sergio Perez in den ersten vier Saisonrennen auf ganzer Linie enttäuscht. Doch der nun rundum aufgemotzte Force India scheint ein richtig großer Wurf zu sein.

"Es ist auf jeden Fall ein richtig guter, richtig dicker Schritt nach vorne. Das Auto ist wirklich transformiert. Es erinnert mich ein bisschen an die B-Spec vergangenes Jahr", schwärmt Hülkenberg gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Vielleicht nicht ganz in dem Ausmaß, aber es ist auf jeden Fall ein großer Schritt. Ich bin sehr, sehr happy!", sagt der Deutsche.

Sergio Perez spürt einfach überall Verbesserungen am Force India, Foto: Sutton
Sergio Perez spürt einfach überall Verbesserungen am Force India, Foto: Sutton

Force India trotz Barcelona-Problems in den Top-10

Nahezu in jedem Bereich spüre er Verbesserungen. Das bestätigt auch der Teamkollege. "Es ist definitiv ein Forschritt. Das Auto fühlt sich definitiv besser an. Wir haben vor allem mehr Downforce gebraucht - und die ist gekommen", sagt Perez Motorsport-Magazin.com.

Auch das Zeitenklassement spiegelt die Eindrücke der Piloten. Als die Rundenzeiten in der Nachmittagssession purzelten, schafften es beide Force India unter die ersten Zehn. Dass es so gut gelaufen ist, für Perez dann doch eine Überraschung. "Auf dieser Strecke in den Top-10 zu sein bedeutet viel für uns. Es ist unsere schwächste Strecke", erklärt der Mexikaner.

Noch dazu habe Force India längst noch nicht alles abrufen können. "Wir wollen natürlich immer noch mehr, aber das ist schon einmal ein guter, erster Schritt. In diesem Upgrade steckt noch jede Menge Potential, wenn wir erst einmal alles richtig eingestellt und noch eine etwas bessere Balance gefunden haben", sagt Perez. Jetzt hoffe er einfach, das Freitagsresultat im Qualifying wiederholen zu können: "Ich hoffe, ich kann in die Top-10 kommen. Im Qualifying war ich bisher stark. Hoffentlich kann ich das halten."

Hülkenberg: Bessere Basis schafft mehr Flexibilität

Nico Hülkenberg fokussiert sich lieber auf das Rennen. "Im Quali wäre es gut, sich in den Top-10 zu qualifizieren. Ich glaube aber, dass du immer noch ein sehr gutes Rennen haben kannst wenn du es nicht schaffst - als Elfter oder Zwölfter", sagt Hülkenberg zu Motorsport-Magazin.com. Wichter sei, dass Force India sich nun eine bessere Grundlage geschaffen habe und auch eine bessere Longrun-Pace. "Das gibt uns dann mehr Flexibilität was Strategie und so angeht", erklärt er.

Zuletzt klaffte genau hier eine gewaltige Lücke. Auf eine schnelle Runde war Force India bislang noch halbwegs konkurrenzfähig, im Renntrimm aber chancenlos. "Das ist jetzt näher zusammen gekommen. Es ist besser balanciert", berichtet Hülkenberg. Schon bei den Longruns im Training habe er gespürt, dass auch der Reifenverschleiß geringer sei als zuvor.

Grundsätzlich hätte sich der VJM09 aber in allen Bereichen verbessert. "Es war nicht eine einzelne Stelle. Es war die komplette Balance vom Kurveneingang zum -ausgang. Von Highspeed zu Lowspeed. Es ging teilweise komplett drunter und drüber. Jetzt haben wir eine viel bessere, globalere Ebene geschaffen, auf der wir operieren können", beschreibt Hülkenberg. Im Auto sei das überall zu spüren.

Punkte mitnehmen und in Zukunft richtig auftrupfen - das ist Force Indias Masterplan in Spanien, Foto: Sutton
Punkte mitnehmen und in Zukunft richtig auftrupfen - das ist Force Indias Masterplan in Spanien, Foto: Sutton

Keine Kampfansage: Konkurrenz im Vorteil

Dennoch wagt der Emmericher ähnlich wie Teamkollege Perez für den Spanien GP keine deutliche Kampfansage. Die direkte Konkurrenz sei durch das Layout des Circuit de Barcelona-Catalunya im Vorteil, insbesondere Toro Rosso. "Ich glaube, die sind ziemlich stark hier. Das ist für die hier eine Paradestrecke mit ihrer Aerodynamik dieses Jahr. Ich glaube, die haben die Nase da ein bisschen vorne", vermutet Hülkenberg.

Sergio Perez stimmt nicht nur zu, sondern macht gar einen weiteren Gegner aus. "Es geht hier so sehr um den Abtrieb. Deshalb ist es eine Strecke, die Toro Rosso und Red Bull sehr gut liegt - auch McLaren sah heute stark aus", warnt 'Checo' Perez auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Trotzdem überwiegt die Zufriedenheit um Längen. Perez gerät fast schon ins Schwärmen von seinem neuen Auto, obwohl in ein Ölleck im ersten Training noch lahm gelegt hatte. "Es ist eigentlich alles. Medium- bis Lowspeed, die Traktion hat sich verbessert. Ich bin froh, dass wir so einen guten Schritt geschafft haben. Auch unser Reifenverschleiß hat sich verbessert", sagt er.

Jetzt ist Perez gespannt wie sich der VJM09 im scharfen Wettbewerb beweisen wird. "Ich bin gespannt, wir konkurrenzfähig wir morgen im Qualifying sein können. Eigentlich haben wir hier ein schweres Wochenende vor uns. Wenn wir das mit Punkten beenden können, wäre das schon ein massiver Fortschritt", sagt Perez. "Wenn wir dieses Wochenende ein paar Punkte holen, wäre es großartig. Denn es kommen bessere Strecken für uns."