Ferrari kommt zurück zu jenem Ort, an dem das Team bei den Testfahrten vor zwei Monaten Ausrufezeichen in Form von Bestzeiten in Serie setzte. Doch auch bei den Rennsimulationen war Ferrari im Winter in Barcelona ganz vorne dabei - absolut auf Augenhöhe mit Mercedes.

In den ersten vier Saisonrennen hat es dazu bislang nicht ganz gereicht - allerdings auch wegen unglücklicher Umstände. Zu 100 Prozent hat Ferrari das gesamte Potential des Pakets noch immer nicht entfesseln können. Entsprechend groß ist der Tatendrang, genau das bei der Rückkehr nach Barcelona zu ändern.

Das letzte Rennen: Podium und Drama in Russland

Für Sebastian Vettel war der Russland GP bereits nach zweieinhalb Kurven gelaufen. Nach Strafversetzung wegen Getriebewechsels nur von P7 gestartet, crashte Daniil Kvyat dem Ferrari-Piloten unmittelbar nach dem Start gleich zweimal ins Heck. Das Aus für den Deutschen. Kimi Räikkönen hielt unterdessen Startplatz drei. Zwar überholte der Finne Landsmann Valtteri Bottas durch einen cleveren Overcut Ferraris, doch zog stattdessen Lewis Hamilton vorbei am Iceman.

Russland-Rückblick - Hier wird Vettel torpediert:

Die Neuerungen: Fortschreitende Updates am SF16-H

Anders als vor dem Russland GP sind im Vorfeld des Wochenendes in Spanien keine revolutionären Neuerungen am Ferrari SF16-H bekannt geworden. Dass jedoch auch die Scuderia die eine oder andere Innovation aus dem Hut zaubern wird, kündigte Kimi Räikkönen bereits grundsätzlich an. "Die Leute sind gerade sehr interessiert, aber wir bringen sowieso die ganze Zeit neue Teile ans Auto und verbessern uns in allen Bereichen. Das ist völlig normal - für alle Teams", kommentierte der Iceman in Russland Nachfragen zur dort neuen Power Unit.

Nach einem ersten Rennwochenende mit dem neuen Aggregat fällt Räikkönens Fazit dazu zurückhaltend aus: "Er (der Motor) arbeitet wie wir es erwartet haben. Kein großer Unterschied. Es sind kleine Verbesserungen hier und da - am ganzen Auto, dem gesamten Paket. Es macht keinen riesigen Unterschied." Die Power Unit von Vettels gecrashtem Ferrari in Sochi soll der Rennstall unterdessen gerettet haben. 100 prozentige Sicherheit haben wir jedoch erst in Barcelona.

Die Erwartungen: Wiedergutmachung für Sochi-Flop

Nach seinem Russland-Ausfall und dem auch sonst gewaltigen Mercedes-Vorsprung in Sochi brennt bei Ferrari natürlich insbesondere Sebastian Vettel auf ein gutes Ergebnis in Spanien. Besonders, weil ein starkes Resultat gerade dort extrem wichtig sei. "Barcelona ist ein sehr guter Indikator dafür, wo man mit dem Auto steht. Wir bekommen eine gute Referenz, wo wir stehen", erklärt Vettel.

Trotz - oder gerade wegen - der guten Ergebnisse Ferraris bei den Testfahrten in Barcelona vor zwei Monaten, pocht Vettel auf eine akribische Vorbereitung auf das Rennen. "Es unglaublich wichtig, alle Details richtig hinzubekommen, weil du die Strecke eben so gut kennst. Du kennst jede Kurve auswendig. Es ist sehr wichtig, alles zusammen zu bekommen, um in der Lage zu sein, auf höchstem Level zu performen", mahnt Vettel.

Insbesondere das richtige Reifenmanagement hinzubekommen entscheide dabei über Sieg oder Niederlage. "Du hast viele Kurven, Highspeed, Lowspeed, schnelle Richtungwechsel, langsame Schikanen - das erfordert viel Traktion vom Auto und den Reifen. Es ist eine große Belastung für die Reifen in Barcelona, deshalb ist es sehr wichtig, auf die Reifen zu achten", schildert der Ferrari-Pilot den Schlüsselfaktor Nummer eins in Spanien.

Die Statistik: Ferrari beim Spanien GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Ferrari 12 131435 3763973
Sebastian Vettel 1 -13 92191
Kimi Räikkönen 2 214 73626

Ferrari: Barcelona Bilanz

Ferrari in Barcelona: Der Circuit de Catalunya ist definitiv Ferrari-Land. Acht Siege feierte die Scuderia bislang in Barcelona, erfolgreicher ist kein anderes Team. Nicht weniger als fünf Mal gewann Michael Schumacher für die Roten, die weiteren Siege gehen auf das Konto von Felipe Massa, Kimi Räikkönen und Fernando Alonso. Insgesamt 22 Mal standen Ferrari-Piloten in Barcelona bereits auf dem Treppchen.

Sebastian Vettel in Barcelona: Der Heppenheimer stand in Barcelona bislang drei Mal auf dem Podium. Nachdem er 2010 als Dritter bereits einen Pokal in Empfang nehmen durfte, krönte er sich im Jahr darauf zum Sieger. Im Vorjahr kam ein weiterer Dritter Platz hinzu. Abgesehen davon stehen drei vierte Plätze, ein sechster Rang sowie ein Ausfall zu Buche.

Kimi Räikkönen in Barcelona: Der Iceman kann in der katalanischen Hitze offenbar kühlen Kopf bewahren. Zwei Mal schon, nämlich 2005 im McLaren und 2008 im Ferrari, konnte er das Rennen gewinnen. Sowohl 2012 als auch 2013 fuhr Räikkönen in Diensten von Lotus auf das Podium, allerdings sah er auch schon vier Mal nicht die Zielflagge.

Die Prognose: Heißer Tanz mit Mercedes

  • Layout liegt Ferrari deutlich besser als Sochi
  • Harte Reifenmischungen als Nachteil
  • Extrem stark bei den Testfahrten

Motorsport-Magazin.com meint: Viele schnelle Kurven - das liegt dem Ferrari SF16-H. Die Scuderia hat in Barcelona eine gute Chance, wieder deutlich näher an Mercedes dran zu sein als zuletzt in Russland. Wenn nicht sogar auf Augenhöhe - bei den Testfahrten vor zwei Monaten in Barcelona lagen Silber und Rot gleichauf. 2015 allerdings war Mercedes im Rennen eine Macht, Ferrari folgt jetzt allerdings einer anderen Philosophie als im Vorjahr. Das kann richtig eng werden! (Jonas Fehling)