Durchwachsen verlief der Saisonstart 2016 für Williams. Nach drei äußerst mittelprächtigen Rennen gelang zumindest zuletzt in Russland ein gutes Resultat. Dennoch rangiert das Traditionsteam aus Grove gerade einmal auf dem vierten Rang in der Konstrukteurswertung - sechs Punkte hinter Red Bull, 25 hinter Ferrari. Das ist deutlich weniger, als der im Vorfeld der Saison angekündigte Angriff auf die Scuderia. Trotzdem regiert bei Williams seit Sochi die Zuversicht, dass die Trendwende eingeleitet ist.

Das letzte Rennen: Formationsflug in Russland

Beim Russland GP erzielte Williams sein bislang mit Abstand bestes Saisonresultat. Valtteri Bottas fiel vom zweiten Startplatz zwar hinter Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen zurück, leistete allerdings immerhin ein paar Runden Widerstand. Am Ende war der Rückstand auf Mercedes und Ferrari aber groß. Felipe Massa sah die Zielflagge direkt nach seinem viertplatzierten Teamkollegen aus Finnland und rundete das starke Teamergebnis für Williams ab. Geholfen hat dem Rennstall erneut eine grandiose Performance der Boxencrew, die erneut den schnellsten Stopp des Rennens absolvierte.

Die Neuerungen: Das übliche Barcelona-Paket

Anders als Teams wie Haas, Renault und Force India hält sich Williams im Vorfeld des Spanien GP mit konkreten Ankündigungen neuer Teile vornehm zurück. Was jedoch nicht bedeutet, dass der Williams FW38 kein Upgrade bekommen wird. Immerhin ist Barcelona der Ort für umfassende Update-Pakete schlechthin. Entsprechend wird auch Williams mindestens Detailsverbesserungen für seinen Boliden im Gepäck haben. Zuletzt debütierte bereits eine neue Nase.

Die Erwartungen: Williams nimmt Podium ins Visier

Bei der Zielsetzung für den Spanien GP wird Williams schon deutlich konkreter. "Um ein Podium kämpfen zu können, wäre großartig. Wir wissen, dass es nicht leicht sein wird, aber wir werden alles versuchen", kündigt ein angriffslustiger Felipe Massa an. Auch Teamkollege Valtteri Bottas gibt sich zuversichtlich. "Es wäre schön, ein gutes Ergebnis einzufahren", sagt der Finne. "Besonders, weil wir bei den Testfahrten hier gut ausgesehen haben."

Darauf setzt auch Pat Symonds. "Insgesamt waren wir zufrieden mit der Performance des Autos bei den Testfahrten und hoffen, dass wir dieses Level der Wettbewerbsfähigkeit reproduzieren - oder verbessern - können, wenn es am Rennwochenende zählt", sagt der Williams-Technikdirektor. Allerdings dürfe man keine voreiligen Schlüsse ziehen. Immerhin veränderten sich die Bedingungen in Barcelona traditionell schnell. Noch dazu seien die Testfahrten eben zwei Monate her, also kein perfekter Indikator.

Felipe Massa lässt sich dadurch nicht beirren. Der Brasilianer glaubt an die Stärken seines Boliden. "Es ist ein Kurs, auf dem ein gutes Auto normalerweise gut funktioniert, weil du hier von allem etwas hast: Highspeed- und Lowspeed-Kurven. Wenn das Auto hier gut funktioniert, dann wird es das auch auf den meisten anderen Strecken tun. Ich hoffe, wir können ein gutes Rennen haben und dann weiter von Rennen zu Rennen verbessern", sagt Massa. Gerade dieser Kurven-Mix könnte sich für Williams jedoch als große Hypothek im Duell mit Red Bull erweisen. Immerhin liegt der RB12 in den Kurven so gut wie sonst kaum ein zweiter Bolide. Aber gut: Das weiß auch Massa. Von einer leichten Aufgabe hatte er immerhin nie gesprochen.

Die Statistik: Williams beim Spanien GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Williams 7 6613 1931943
Felipe Massa 1 123 59261
Valtteri Bottas - --- 22-

Williams: Barcelona-Bilanz

Williams in Barcelona: Nach einigen äußerst mäßig erfolgreichen Jahren gelang Williams 2012 in Spanien die überraschende Rückkehr auf das Siegerpodest. Pastor Maldonado bescherte dem Traditionsrennstall den ersten Triumph seit 2004. Darüber hinaus gewann Williams fünf weitere Male in Barcelona. Zwischen 1991 und 1994 sorgten Nigel Mansell, Alain Prost und Damon Hill für eine Erfolgsserie, zudem siegte 1997 Jacques Villeneuve.

Felipe Massa in Barcelona: Massa erlebte in Spanien bereits Höhen und Tiefen. An seinen Sieg im Jahr 2007 denkt der Brasilianer sicherlich gerne zurück, ebenso wie an Platz zwei im Jahr darauf. Seinen Reifenschaden 2005 und seine Strafe 2012, die ihn aus den Punkterängen warf, ruft er sich hingegen vermutlich ungern in Erinnerung. 2013 schaffte Massa als Dritter zum bis dato letzten Mal in Barcelona den Sprung auf das Treppchen.

Valtteri Bottas in Barcelona: Der Finne war vor drei Jahren zum ersten Mal in Barcelona am Start und kam dabei nicht über den 16. Platz hinaus. 2014 lief es hingegen wesentlich besser und Bottas nahm als Fünfter wertvolle Punkte mit, im Vorjahr verbesserte sich der Williams-Mann mit P4 noch einmal.

Die Prognose: Knapp hinter Red Bull

  • Schnelle Kurven: Nachteil gegen Red Bull
  • Lange Start- und Gegengeraden helfen
  • Schnellste Boxenstopps der F1 als Joker
  • Bottas und Massa mit solider Barca-Bilanz

Motorsport-Magazin.com meint: Williams wird sich trotz aller Zuversicht strecken müssen, um in Barcelona auch nur in die Nähe des Podiums zu gelangen. Mercedes und Ferrari sind meilenweit entfernt, Red Bull sollte nach dem Sochi-Debakel dank des kurvenreichen Layouts in Barcelona wieder zu deutlich besserer Form finden - auch, wenn sich Max Verstappen erst einarbeiten muss. Spielen Defektteufel und schwarzer Peter bei der Konkurrenz also nicht noch mehr verrückt als bislang, bleiben Williams allenfalls Punktkrumen für die Positionen ab P7. (Jonas Fehling)