Knaller in der Formel 1: Max Verstappen und Daniil Kvyat tauschen für den Rest der Saison ihre Cockpits. Verstappen bekommt somit ein Upgrade und sitzt ab dem Spanien GP im Red Bull, Kvyat wird in den Toro Rosso strafversetzt. Entsprechende Gerüchte bestätigte Red Bull am Donnerstagmorgen.

Daniil Kvyat stand nach der Kollision in Russland unter Druck. Sebastian Vettel, den der Russen gleich zweimal innerhalb weniger hundert Meter anschob, ging vor den Augen der Weltöffentlichkeit an den Red-Bull-Kommandostand und forderte Teamchef Christian Horner auf, mit Kvyat ein ernstes Wort zu sprechen.

Red Bull kommuniziert den Cockpit-Tausch freilich anders, sieht mehr ein Upgrade für Max Verstappen als ein Downgrade für Daniil Kvyat. "Max hat bewiesen, dass er ein herausragendes junges Talent ist", sagt Christian Horner. "Seine Performance bei Toro Rosso war bisher eindrucksvoll und wir sind froh, ihm diese Möglichkeit bei Red Bull geben zu können."

Verstappen: Danke an Red Bull und Dr. Marko

"Das ist der nächste Schritt in meiner bislang relativ kurzen Karriere, es ist eine fantastische Gelegenheit", wird Verstappen auf der Website verstappen.nl zitiert. "Ich will mich bei Red Bull Racing und Dr. Helmut Marko für das Vertrauen bedanken, das sie in mich haben. Ich werde die Chance haben, von einem Top-Team zu lernen. Ich freue mich auch darauf, mit einem erfahrenen und bewährten Teamkollegen wie Daniel Ricciardo zu arbeiten."

Max Verstappen und Förderer Dr. Helmut Marko, Foto: Sutton
Max Verstappen und Förderer Dr. Helmut Marko, Foto: Sutton

"Gemeinsam mit Red Bull werden wir alles daran setzen, um mich bestmöglich für meine ersten Runden im RB12 nächste Woche in Barcelona vorzubereiten. Ich kann diesen speziellen Moment gar nicht mehr erwarten", so Verstappen. Für den Niederländer geht es vor Barcelona noch nach Milton Keynes, wo die Sitzschale des RB12 an ihn angepasst werden muss. Außerdem kann Verstappen noch Erfahrung im Simulator sammeln.

Horner: Kvyat kann Entwicklung bei Toro Rosso fortführen

"Wir sind in einer einzigartigen Situation, dass wir alle vier Fahrer bei Red Bull und Toro Rosso langjährig unter Vertrag haben, deshalb haben wir die Flexibilität, sie zwischen zwei Teams zu tauschen", so Horner weiter. "Dany kann seine Entwicklung bei Toro Rosso fortführen, es ist ein Team das er kennt und das ihm die Chance gibt, zurückzukommen und sein Potential zu zeigen."

Kvyat kam als Vettel-Nachfolger von Toro Rosso zu Red Bull. Wenige Stunden nachdem bekannt wurde, dass Vettel Red Bull in Richtung Ferrari verlassen wird, wurde Kvyat zum Red-Bull-Piloten befördert. 2015 schlug er Daniel Ricciardo im teaminternen Duell.

Kvyat: In zwei Wochen vom Hero zum Zero

Vor wenigen Wochen sah die Situation noch ganz anders aus: Kvyat stach beim China GP am Start in eine Lücke, die Vettel so nicht sah. Der Ferrari-Pilot schimpfte zuerst am Funk, später noch auf dem Podium wutentbrannt über Torpedo-Kvyat, bezeichnete die Situation als selbstmörderisch. Diese Meinung hatte Vettel allerdings exklusiv, in der Fachwelt wurde Kvyat für die Aktion mit Lob überschüttet.

Auch Red Bull Motorsportberater Dr. Helmut Marko zeigte sich da noch vom Russen beeindruckt, nicht nur sportlich, sondern auch verbal. "Da hat Kvyat sehr gut reagiert", so Marko. Beim Russland GP dann der schnelle Meinungsumschwung. "Diesmal ist Vettel zu Recht verärgert", sagte er zu Motorsport-Magazin.com. "Er hat recht, wir müssen mit Kvyat ein ernstes Wort reden."

Allerdings stand Kvyat teamintern schon etwas in der Kritik. Der Russe zeigte in der laufenden Saison vor allem Schwächen im Qualifying. Teamkollege Ricciardo startete in allen vier Saisonläufen deutlich vor Kvyat. Ricciardos durchschnittlicher Startplatz in der Saison 2016 ist fünf, Kvyat kommt im Schnitt auf Rang zwölf.

Die Beförderung von Max Verstappen ins A-Team schien ohnehin nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Der Shootingstar der Formel 1 gilt als Liebling von Dr. Helmut Marko und wurde sogar schon nach seiner ersten Saison für ein Red-Bull-Cockpit gehandelt. Spätestens im nächsten Jahr wäre Verstappen wohl ohnehin im Red Bull gesessen.

Kritik an der Cockpit-Rochade kommt von Fahrer-Kollege Jenson Button. "Wirklich? Ein schlechtes Rennen und Kvyat wird abgeschossen? Was ist mit dem Podium im Rennen zuvor?", twitterte der McLaren-Pilot. Toro Rosso Teamchef Franz Tost versucht Kvyat die Degradierung so angenehm wie möglich zu machen: "Wir sind mehr als glücklich darüber, Daniil in Faenza wieder willkommen zu heißen, um mit ihm eine erfolgreiche Saison zu haben."