1. S wie Startaufstellung

Nico Rosberg gewöhnt sich an die Pole Position - wie bereits in China, startet der Mercedes-Pilot auch beim Großen Preis von Russland von Platz eins. "Ich freue mich über eine weitere Pole", jubelte er nach dem Qualifying, warnte aber auch: "Morgen erwartet uns ein langes Rennen, in dem noch viel passieren kann. Obwohl unsere Pace stark aussieht, dürfen wir unsere Gegner nicht abschreiben, so viel ist klar."

Kampflos überlassen will die Konkurrenz Rosberg die Spitzenposition natürlich nicht. Valtteri Bottas auf Platz zwei, und Kimi Räikkönen auf der Drei, schmieden schon erste Pläne, wie sie den Silberpfeil schnappen könnten. "Wir werden versuchen, einen guten Start zu erwischen und von da anzugreifen", erklärte der Iceman am Samstag.

Aber auch von weiter hinten lauert Gefahr: Sebastian Vettel, der sich am Samstag zwar auf Rang zwei qualifizierte, jedoch aufgrund eines Getriebewechsels fünf Startplätze zurück musste, hat ebenso eine Aufholjagd angekündigt wie Lewis Hamilton, der wie schon vor zwei Wochen in China, ein Problem mit der Power Unit hatte, und in Q3 nicht mehr starten konnte. Der Brite wird - Stand Samstagabend - von Startplatz zehn ins Rennen gehen.

2. S wie Start

844 Meter - das ist die Distanz, welche die Piloten vom Start bis zum ersten Bremspunkt, Kurve zwei, zurücklegen müssen. Der leichte Rechtsknick zuvor gilt zwar als Turn eins, man kann die Kurve allerdings mit Vollgas durchfahren. Ein langer Weg, der auch zu Fehlern verleiten kann. Beispiel Nico Rosberg: Der Mercedes-Pilot hatte sich 2014 nach einem Verbemser in Kurve zwei einen Bremsplatten eingehandelt und fiel wegen eines nötigen Stopps ans Ende des Feldes zurück.

Doch die weite Distanz bringt auch Vorteile, wie Sebastian Vettel erklärt: "Mit einem guten Start und einer guten ersten Runde kann nach vorne schon was gehen." Auch Kimi Räikkönen schmiedet bereits Pläne, wie er sich von Rang drei aus Landsmann Valtteri Bottas schnappen könnte. "Einerseits ist der dritte Platz natürlich nicht ideal und enttäuschend, andererseits sind wir immerhin auf der sauberen Seite. Es könnte also viel schlechter aussehen. Wir werden versuchen, einen guten Start zu erwischen und von da anzugreifen", sagte der Finne.

Streckendaten
Länge: 5,848 km
Runden: 53
GP-Distanz: 309,745 km
Rundenrekord: 1:40.071 (Sebastian Vettel, 2015)
Kurven: 18
Weg bis zum ersten Bremspunkt: 844 m
Länge Boxengasse: 330 m
Zeit in Box bei 60 km/h: 21,0 Sekunden

3. S wie Strategie

Das Sochi Autodrom setzt den Reifen wenig zu, weshalb viele Piloten am Sonntag eine Ein-Stopp-Strategie wählen dürften. Ein Faktor dafür ist der Asphalt, der wegen seiner glatten Oberfläche für ein relativ niedriges Grip-Niveau sorgt. Nach dem Start auf den superweichen Reifen, werden die Top-Piloten wohl nur einmal an die Box kommen, um sich die weichen Pneus zu holen. Die Medium-Mischung wird hingegen gar nicht zur Anwendung kommen.

Laut Pirelli macht es wenig Unterschied ob die Piloten das 53-Runden-Rennen auf den weichen oder superweichen Reifen beginnen. Die ideale Strategie sieht bei der Wahl der Supersofts einen Wechsel in Runde 18 vor, mit den weichen Pneus sollten die Piloten die Box in Runde 35 ansteuern.

4. S wie Sochi Autodrom

Der Große Preis von Russland wird 2016 zum dritten Mal ausgetragen. Mit 5,853 Kilometern ist die Strecke auf dem Sochi Autodrom der viertlängste Kurs des Kalenders. Der Straßenkurs mit zwölf Rechts- und sechs Linkskurven besteht sowohl aus permanenten Streckenelementen als auch öffentlichen Straßen, welche im Alltag von der Bevölkerung befahren werden.

Die beste Überholmöglichkeit bietet sich auf den ersten 844 Metern: Vom Start bis zur Kurve zwei beschleunigen die Piloten auf bis zu 330 km/h - und müssen dann auf der Bremse innerhalb von 100 Metern um über 200 km/h verzögern. "Das kann die Fahrer auf der ersten Runde leicht eiskalt erwischen", erklärt Mercedes-Technikchef Paddy Lowe. Auch eine der beiden DRS-Zonen befindet sich vor Turn zwei. Die zweite vor Kurve 13.

Das Streckenlayout des Sochi Autodroms, Foto: Motorsport-Magazin.com
Das Streckenlayout des Sochi Autodroms, Foto: Motorsport-Magazin.com

5. S wie Spannung

Mit Lewis Hamilton und Sebastian Vettel stehen am Sonntag zwei Überholstarke Piloten mit extrem schnellen Boliden weiter hinten im Grid. Spannend wird, ob und wie sie sich nach vorne kämpfen werden: Überholen ist nämlich auf dem Straßenkurs in Sochi nicht wirklich einfach. Und auch über die Strategie lässt sich nicht allzuviel machen. "Das macht es schwieriger. Ich hoffe aber erstmal auf eine saubere erste Runde, in der das Auto heil bleibt", so Hamilton. "Im Rennen werde ich dann versuchen, so viele Plätze wie möglich gut zu machen."

Zu einem weiteren Spannungsfaktor könnte das Duell der Finnen werden: Sowohl Valtteri Bottas als auch Kimi Räikkönen sind heiß auf einen Platz auf dem Podium. Während Bottas am Start seinen zweiten Platz verteidigen will, hat der Iceman bereits angekündigt, dass er seinen Landsmann von der sauberen Seite aus angreifen will.

Schnappt sich Lewis Hamilton am Sonntag vielleicht doch noch seinen Teamkollegen?, Foto: Mercedes-Benz
Schnappt sich Lewis Hamilton am Sonntag vielleicht doch noch seinen Teamkollegen?, Foto: Mercedes-Benz

6. S wie Sonntagswetter

Kühl und trocken - so präsentierte sich Sochi bisher an diesem Wochenende. Daran soll sich auch am Sonntag nichts ändern, die Regenwahrscheinlichkeit tendiert gegen null. Uns erwartet ein trockes Rennen an der Schwarzmeerküste bei Temperaturen von etwa 15 Grad.

7. S wie Sieger

Der große Favorit am Sonntag heißt sicherlich Nico Rosberg. Der Deutsche startet in Russland erneut von der Pole Position. Mit genügend Sicherheitsabstand zu Teamkollegen Lewis Hamilton, der - Stand Samstagabend - von Position zehn in das Rennen geht, dürfte es für Rosberg nicht allzu schwer werden, seine Startposition auch ins Ziel zu fahren.

Die einzige Gefahrenquelle lauert für den Deutschen dann wohl nur am Start - Valtteri Bottas fährt neben Rosberg los, Kimi Räikkönen lauert in Sochi dahinter. Gelingt dem Mercedes-Pilot also ein guter Start, ist die größte Gefahr schon gebannt. "Ich werde fokussiert sein, um einen guten Start zu erwischen", verspricht der Deutsche deshalb im Vorfeld des Russland Grand Prix.

Und wie tippt die Motorsport-Magazin.com-Redaktion? Das sind unsere (nicht immer ganz ernst gemeinten) Tipps für den Russland Grand Prix:

Manuel Schulz: Wegen fehlender strategischer Möglichkeiten wird der Russland GP an der Spitze langweilig. Rosberg enteilt dem Feld und kann zwischendurch noch zwei Kaffee trinken, bevor er ohne jegliche Anstrengnung das Ziel als Sieger überquert. Dahinter jedoch geht es richtig ab. Die beiden Williams gewinnen den Start und halten das Feld dahinter etwas auf. Die Folge: acht Fahrer kämpfen um den Sieg und liefern sich packende Zweikämpfe. Doch am Ende können sich trotz der schlechten Startpositionen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton durch die pure Pace nach vorne kämpfen und komplettieren das Podium.

Manuels Top-3-Tipp: 1. Rosberg 2. Vettel 3. Hamilton

Robert Seiwert: Hamilton! Der muss jetzt mal gewinnen nach all dem Pech. Sonst hat er am Ende keinen Bock mehr und beendet seine Karriere, um Hollywood-Star oder Musiker zu werden. Das darf nicht passieren, sonst würde die F1 ihren mit Abstand spannendsten Fahrer verlieren. Deshalb: Chaos, Ausfälle, Safety Cars, Aufholjagd!

Roberts Top-3-Tipp: 1. H.A.M. 2. Bottas 3. Massa

Matthias Schwerdtfeger: Es ist mittlerweile fast schon langweilig, aber ich tippe auf Nico Rosberg. Ernsthaft: Wer soll den Deutschen beim Russland GP schlagen? Er könnte beim ersten Boxenstopp auf einen Eselskarren wechseln und würde trotzdem noch gewinnen. Zweiter wird Sebastian Vettel, der sich mal wieder nach vorne kämpft, vor Daniel Ricciardo, der in dieser Saison endlich mal ein Podium verdient. Für Hamilton gibt es in diesem Jahr nichts zu holen.

Matthias´ Top-3-Tipp: 1. Rosberg 2. Vettel 3. Ricciardo

Haris Durakovic: Two and a half men auf dem Podium, oder: Zwei Finnen und ein halber. Dass Nico Rosberg auch Saisonrennen vier dominieren wird, daran besteht kein Zweifel. Und der Iceman wird sich hüten, in eine ähnliche Situation wie vergangenes Jahr zu kommen, wo er seinen Landsmann Valtteri Bottas unsanft aus dem Rennen beförderte. Daher wird Räikkönen den Williams-Mann gleich am Start kassieren und Platz zwei nicht mehr aus der Hand geben. Dahinter wird's kritisch. Lewis Hamiltons Aufholjagd wird spätestens dann enden, sobald er auf Sebastian Vettel aufgelaufen ist. Die beiden Streithähne werden sich im Zweikampf gegenseitig Zeit klauen und die Top-3 davonziehen lassen.

Haris' Top-3-Tipp: 1. Rosberg 2. Räikkönen 3. Bottas

Philipp Schajer: Machen wir es kurz und schmerzlos, Nico Rosberg wird sich das Ding nicht nehmen lassen - dank der freundlichen Unterstützung von Lewis Hamiltons streikendem Motor. Der Brite schafft es aber trotzdem noch auf den zweiten Platz, zu überlegen ist Mercedes in Sochi. Rang drei geht an Sebastian Vettel, ebenfalls nach einer Aufholjagd.

Philipps Top-3-Tipp: 1. Rosberg 2. Hamilton 3. Vettel

Christian Menath: Ich gehe auf Risiko: Hamilton macht's - und das ohne Defekt bei Rosberg. Der Mercedes ist hier so überlegen, dass Hamilton (wenn er denn von Platz zehn startet) schnell auf Platz zwei ist. Durch ein Safety-Car, das in Sochi nicht ganz unwahrscheinlich ist, kommt Hamilton an Rosberg ran. Wir sehen einen mega Zweikampf zwischen den Mercedes-Piloten, den Hamilton gewinnt, weil er richtig Wut im Bauch hat. Dahinter fährt Vettel ein starkes Rennen und wird noch Dritter.

Christians Top-3-Tipp: 1. Hamilton 2. Rosberg 3. Vettel

Jonas Fehling: Die von mir schon oft bemühten Two and a half Finns stehen endlich mal wieder geschlossen vorne. Im Rennen fällt der finnische Nationaljubel jedoch marginal kleiner aus. Vorne spaziert Rosberg zum Sieg, dahinter trocknet Kimi Räikkönen Bottas lässig ab (diesmal ohne Russland-Crash). Auch gegen Vettel hat der Williams keine Chance.

Jonas' Top-3-Tipp: 1. Rosberg 2. Räikkönen 3. Vettel