Ob die Wiederauferstehung von Red Bull Racing oder das Sensationsdebüt von Haas F1. Der Saisonstart in der Formel 1 hatte 2016 gleich mehrere richtig gute Gewinnergeschichten auf Lager. Die größte Erfolgsstory begann allerdings schon in der Vorsaison. Die Rede ist von der fast unglaublichen Siegesserie des Nico Rosberg.

Sechs Rennen in Folge hat der Deutsche saisonübergreifend mit seinem überragend dominanten China-Coup vor gut eineinhalb Wochen jetzt gewonnen. Doch selbst misst der deutsche Doppel-Vizeweltmeister dieser Traumstory kaum Bedeutung zu. "2015 zählt nicht", betont Rosberg immer wieder. Doch selbst ohne die Vorsaison ist die Leistung Rosbergs zum Saisonstart eine unheimliche Hausnummer.

Drei Siege zum Saisonstart bedeuten immerhin eine Garantie auf den WM-Titel. Zumindest war es in der gesamten Geschichte der Königsklasse so. Gewann ein Fahrer die ersten drei Grands Prix, war er am Ende des Jahres Weltmeister. Immer. Erfolgsquote 100 Prozent.

Nico Rosberg wandelt auf den Spuren von F1-Legenden, Foto: Sutton
Nico Rosberg wandelt auf den Spuren von F1-Legenden, Foto: Sutton

Was macht Rosberg überhaupt so stark?

Doch warum fährt er seinem Teamkollegen Lewis Hamilton, rein fahrerisch doch DER Ausnahmekönner am Lenkrad, plötzlich um die Ohren als gäbe es keinen Morgen mehr? Ist es wirklich nur der stärker eingeschränkte Boxenfunk oder steckt mehr dahinter? "Ich habe das Beste aus meinen Möglichkeiten gemacht und dadurch nun einen kleinen Vorsprung nach Punkten", nennt Rosberg eine ganz einfache Erklärung für die eigene Überform und wagt zugleich einen kleinen Seitenhieb in Richtung des Weltmeisters.

Kleiner Vorsprung trifft es dabei allerdings nur bedingt. 36 Punkte Polster nach drei Rennen sind eine Ansage. Dass es derart gut laufen würde habe er sich nicht ausmalen können. "Es ist natürlich großartig, dass wir noch immer das schnellste Auto haben", sagt Rosberg zwar. "Aber ich hätte niemals gedacht, dass die ersten drei Wochenenden so verlaufen würden. Lewis ist der amtierende Champion und damit für mich noch immer die Messlatte." Es brauche nur ein schlechtes Wochenende und schon sei ein Großteil des Vorsprungs hinüber. Noch dazu erstarke auch die Konkurrenz um Ferrari und Red Bull.

Experten einig: Rosberg für Mercedes unersetzlich

Doch vor allem bleibt der Teamkollege als Hauptwidersacher. Aktuell scheint Rosberg hier jedoch Oberwasser wie nie zuvor zu haben. Sein Ende des Jahres auslaufender Vertrag und ein Pascal Wehrlein im Manor-Wartezimmer müsse ihm daher nicht im Ansatz Sorgen bereiten, meint Jacques Villeneuve. "Wenn du Lewis für 35 Millionen unter Vertrag nimmst, weil du glaubst, dass er der Beste auf der Welt ist und dann hast du Nico, der ihn besiegen kann - warum solltest du Nico austauschen wollen?", wirft der Champion von 1997 im Interview mit Motorsport-Magazin.com in den Raum.

Plötzlich verflogen ist alle Kritik der beiden Vorjahre, als es immer wieder mal hieß, Rosberg fehle im teaminternen Duell gegen 'Killer' Hamilton der Schneid. Beide können jetzt um den WM-Titel kämpfen - da ist Villeneuve sicher. Auch für die Zukunft hält der Kanadier den Deutschen für den richtigen Mann im Silberpfeil. "Mercedes hat zwei sehr gute Fahrer. Es gibt keinen Fahrer, den man ersetzen sollte. Es ist schwierig. Warum sollte man Rosberg loswerden wollen? Er ist nicht einfach zu ersetzen", sagt Villeneuve.

"Wenn Nico keinen Rennen gewinnen würde, dann ja. Aber im Moment scheint er für das Team nützlich zu sein. Es war einfach für Red Bull, Webber zu ersetzen, aber es ist nicht so einfach, Nico zu ersetzen", ergänzt Villeneuve einen spannenden Vergleich. Gerhard Berger pflichtet Villeneuve 1:1 bei. Rosberg sei auf einem Level mit Hamilton. "Für die zwei Fahrer ist Mercedes das beste Team und für Mercedes sind die zwei Fahrer die besten Fahrer", sagt der Österreicher im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Rosberg erwartet noch engen Kampf

Genauso sieht es Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner. Dank eines Rosbergs auf diesem Niveau hat Mercedes jetzt den Idealzustand in Sachen Fahrerkonstellation erreicht. " Mercedes hat zwei Fahrer, die ein Rennen nach dem anderen gewinnen", sagt Danner. Noch dazu werde sich angesichts des besten Boliden der Königsklasse wohl kaum einer der beiden dafür begeistern das Team zu verlassen.

Rätselt Hamilton schon, wieso Rosberg ihn plötzlich im Griff hat?, Foto: Sutton
Rätselt Hamilton schon, wieso Rosberg ihn plötzlich im Griff hat?, Foto: Sutton

Es bleibt also beim großen Teamduell der Silberpfeile. Jetzt mit den besten Karten für Rosberg, der sein gutes Blatt jedoch nicht überbewertet, ruhig bleibt. "Im Moment blicke ich von Rennen zu Rennen, konzentriere mich auf meine Aufgaben und versuche, diese bestmöglich zu erledigen. Diese Einstellung hat für mich bislang gut funktioniert", sagt Rosberg. Er freue sich jetzt einfach auf einen weiter guten Kampf. Denn ein so leicht eingefahrener Titel wie sein Sieg in China wäre nichts für Rosberg. Er möchten fighten. Mit Lewis: "Anders würde ich es gar nicht wollen."

Und jetzt seid ihr dran: Sind alle guten Dinge drei? Schafft Nico Rosberg 2016 den Titel? Stimmt bei unserer Umfrage ab und diskutiert unten in den Kommentaren.

Mehr Hintergrundgeschichten im Motorsport-Magazin

Eine ausführliche Hintergrundgeschichte zu den Zukunftsaussichten Rosbergs lesen Sie in der neuesten Print-Ausgabe von Motorsport-Magazin.com - ab morgen im gut sortierten Zeitschriftenhandel. Dort erfahren Sie außerdem, wie es bei Ferrari weitergehen könnte. Wie bei Rosberg läuft auch bei Kimi Räikkönen zum Saisonende der Vertrag aus. Kein Kiosk in der Nähe? Dann bestellen Sie doch gleich online - oder lesen direkt das E-Paper: