2017 kommen in der Formel 1 neben breiteren Autos auch breitere Reifen. Das Problem von Alleinausrüster Pirelli: Bislang hatten die Italiener noch keine Möglichkeit, die neuen Reifen zu testen. Das Sportliche Reglement sah für Pirelli dafür zwölf Tage vor, an denen die Reifen in den neuen Dimensionen getestet werden dürfen. Weil Pirelli das zu wenig war, beantragten die Italiener mehr Testmöglichkeiten.

Nachdem die Teams in Strategiegruppe und Formel-1-Kommission ihre Unterstützung zugesagt hatten, nahm der Vorschlag am Mittwoch die letzte Hürde. Der Motorsportweltrat stimmte via elektronischer Abstimmung für eine entsprechende Regeländerung, die es Pirelli nun erlaubt, an 25 Auto-Tagen das neue Produkt zu testen. Diese 25 Auto-Tage bekommt Pirelli auch 2017 und 2018.

25 Auto-Tage sind nicht mit 25 Strecken-Tagen gleichzusetzen. Fahren an einem Tag mehrere Teams im Dienste von Pirelli, zählt das nicht als ein Testtag, sondern - je nachdem, wie viele Autos fahren - als mehrere Auto-Tage.

Honda-Power steht McLaren im Weg

Für den Test mit den neuen Reifen sind umgebaute 2015er Boliden geplant. Fünf Teams haben Pirelli bereits zugesichert, einen solchen Test-Prototypen mit angepassten Radaufhängungen und möglicherweise auch zusätzlichen Flügeln zur Verfügung zu stellen, um die 2017er Boliden simulieren zu können. Ferrari, Mercedes, Red Bull gelten als sichere Testkandidaten. McLaren würde ebenfalls gerne ein Fahrzeug zur Verfügung stellen, allerdings könnte es Probleme mit der 2015er Power Unit von Honda geben.

Der Durchmesser der Reifen wird sich nicht ändern, nur die Breite, Foto: Sutton
Der Durchmesser der Reifen wird sich nicht ändern, nur die Breite, Foto: Sutton

Wie bei Reifentests üblich dürfen die Teams keinerlei Änderungen an ihren Fahrzeugen vornehmen, Pirelli bestimmt das gesamte Testprogramm. Auch Daten dürfen die Teams nicht sammeln, könnten sie so deutliche Vorteile gegenüber den Teams haben, die keinen Test-Prototypen zur Verfügung stellen können.

Fraglich ist noch, wann und wo diese Tests stattfinden. Das Problem ist der Rennkalender, der quasi kaum Zeit für diese Tests lässt. Denkbar sind Testfahrten im Anschluss an Grand-Prix-Wochenenden, allerdings bleiben hier nicht viele Termine übrig. Nach Barcelona und Silverstone finden bereits reguläre Tests statt, sonst gibt es wegen des engen Rennkalenders kaum Möglichkeiten.

Weil Hockenheim das letzte Rennen vor der Sommerpause ist, könnten einzelne Tage auch in Deutschland stattfinden. Realistisch sind aber auch Tests auf klassischen Teststrecken wie Le Castellet.

Breite Reifen kommen erst im Juli

Die breiten Reifen kommen aber nach Informationen von Motorsport-Magazin.com nicht vor Anfang Juli auf die Strecke. Bis dahin wird Pirelli lediglich mit den aktuellen Reifendimensionen testen können. Aber auch hier wollen die Italiener durch unterschiedliche Mischungen und Konstruktionen Kenntnisse für die neuen Dimensionen erlangen können.

Vorderachse Hinterachse
2016 245 mm 325 mm
2017 305 mm 405 mm

Tests mit Reifen der alten Dimensionen mit neuen Konstruktionen und Mischungen dürfen im aktuellen Jahr zusätzlich zu den 25 Auto-Tagen an 2013er und 2014er Fahrzeugen durchgeführt werden. In den kommenden Jahren sind diese Tests nicht mehr erlaubt.

Mit der Zustimmung des Motorsportweltrats rückt auch eine Verlängerung des Pirelli-Vertrags in greifbare Nähe. Offiziell hat der Reifenhersteller noch keinen Kontrakt über die Saison 2016 hinaus mit der FIA geschlossen, sondern lediglich mit dem kommerziellen Rechteinhaber. Nachdem Pirellis sportliche Wünsche aber erfüllt wurden, steht der angedachten Verlängerung bis 2020 nichts mehr im Wege.