Lewis Hamilton prognostizierte seinem Teamkollegen Nico Rosberg bereits am Donnerstag ein leichtes Wochenende. Da hatte Hamilton allerdings 'nur' eine Rückversetzung um fünf Startplätze in der Tasche. Nach dem Qualifying zum China GP sieht die Aufgabenstellung für Nico Rosberg noch ein bisschen einfacher aus: Hamilton verabschiedete sich mit einem Technik-Defekt nach ganz hinten, die Ferrari-Konkurrenz patzte.

"Natürlich ist es nicht gut, dass das Auto von Lewis kaputt gegangen ist. Es war sehr schade, dass wir nicht um die Pole kämpfen konnten", bedauerte Rosberg den fehlenden Kampf im Qualifying. Doch ganz so einfach war es für den Mercedes-Pilot nicht. Kimi Räikkönen lag auf seiner finalen Runde bis zum Ende von Sektor zwei auf Pole-Kurs.

Sektor 1 Sektor 2 Sektor 3 Runde
Nico Rosberg 25,181 29,004 41,217 1:35,402
Kimi Räikkönen 25,117 29,031 41,829 1:35,977
Diff. - 0,064 + 0,027 + 0,612 + 0,575

Doch dann verbremste sich der Finne am Ende der langen Geraden, Sebastian Vettel hatte das gleiche Problem. "Wenn wir das berücksichtigen, ist der Abstand sicher nicht so groß wie er heute in der Zeitenliste erscheint", mahnt Rosberg.

Ricciardo als Ferrari-Puffer

Gut für den Deutschen, der seine erste Pole der Saison in China holte: Daniel Ricciardo schob sich wegen der Fehler von Räikkönen und Vettel zwischen ihn und das Ferrari-Duo. Doch mit dem Red-Bull-Piloten rechnet im Rennen niemand ernsthaft. "Hoffentlich kann er sein Auto recht breit machen", scherzt Mercedes Motorsportchef Toto Wolff.

Abgeschrieben hat Mercedes Ferrari aber noch lange nicht. "Am Freitag waren die Ferraris auf dem gleichen Niveau wie wir. Wir müssen uns also auf eine große Herausforderung durch die roten Autos einstellen", glaubt Rosberg. Wolff stimmt zu: "Wir haben im Q3 definitiv noch nicht die volle Pace der Ferrari-Fahrer gesehen."

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Aber Rosberg hat neben dem Red-Bull-Puffer noch einen weiteren Vorteil: Als einziger Fahrer qualifizierte er sich auf den Soft-Reifen für das finale Qualifying-Segment. "Der Hintergedanke dabei war, dass wenn seine Runde gut genug für Q3 sein würde, er mit dem weichen Reifen ins Rennen starten dürfte. Das gelang Nico auf beeindruckende Art und Weise", erklärt Paddy Lowe. "Somit ist er für morgen in einer guten Position."

Rosbergs Runde in Q2 könnte sich tatsächlich als Matchwinner herausstellen. "Wir haben diese Entscheidung vor dem Qualifying getroffen, als die Strategie gemacht wurde. Es ist natürlich eine größere Herausforderung, weil nicht klar war, wie groß der Unterschied zwischen den Reifen sein würde. Ich wusste, dass es eine Herausforderung wird und dass ich die Runde hinkriegen muss - und ich habe sie hinbekommen."

Rosberg: Druck auf Soft-Reifen in Q2

Nach dem ersten Qualifying-Segment war die Sachlager aber nicht ganz klar. Räikkönen fuhr auf dem gleichen Reifen wie Rosberg schneller. "Ich hatte Druck, weil Kimi beim ersten Run besser war, deshalb muss ich eine bessere Runde hinbekommen - und ich habe es geschafft."

Mit dem Qualifying-Modus der ersten beiden Rennen hätte es Rosberg übrigens schwieriger gehabt, mit den Soft-Reifen in Q3 vorzurücken. Wäre auf seinem Run in Q2 etwas schief gegangen, hätte er noch die Möglichkeit gehabt, einen weiteren Run auf den Supersofts zu unternehme. Beim Eliminierungs-Qualifying wäre das nicht möglich gewesen.

Versucht Mercedes jetzt bei jedem Rennen in Q2 einen Reifenvorteil herauszufahren? "Es ist Strecken-spezifisch", meint Rosberg. "Es ist hier eine ziemlich einzigartige Situation, die Strecke ist sehr hart zu den Reifen, es sind viele verschiedene Strategien möglich. Aber ob es ein Trend ist? Das hängt auch von unserem Vorsprung ab und davon, ob es die beste Strategie ist."

Gewinnt Rosberg den China GP, wäre es für ihn der dritte Sieg im dritten Saisonrenne. Gleichzeitig würde es Sieg Nummer sechs in Folge bedeuten. Exkurs in die Formel-1-Statistik: Hat ein Pilot die ersten drei Saisonrennen gewonnen, wurde er bislang immer Weltmeister.