Nach dem starken Freitag in Shanghai hatte Daniel Ricciardo seine Absichten bereits angekündigt: "Es ist noch mehr drin", hieß es vom Australier. Und siehe da, in der Qualifikation am Samstag schaffte Ricciardo das Kunststück und schob sich neben Nico Rosbergs Mercedes und vor beide Ferraris in die erste Startreihe - zuletzt war dem Australier dies vor zwei Jahren gelungen, ebenfalls beim Grand Prix von China. "It was pretty awesome"- es war ziemlich cool, lautete Ricciardos Urteil.

Doch einen solch großen Sprung hatte selbst Ricciardo nicht erwartet. "Mit der Balance von gestern schien es nicht so, als ob wir am Samstag in den Kampf um die ersten beiden Reihen eingreifen könnten", sagte Ricciardo. Im letzten Teil des Qualifyings fanden er und seine Crew dann die entscheidenden Zehntel: "In Q3 habe ich dann doch noch etwas mehr Speed gefunden. Ich habe mich bei den Streckenverhältnissen immer besser zurechtgefunden und mein Ingenieur hat noch ein paar Anpassungen beim Reifendruck und am Frontflügel vorgenommen, so dass wir am Ende der Session ziemlich gut aufgestellt waren."

Die im Rahmen der Parc-Ferme-Regeln durchgeführten Änderungen an Reifendruck und Flügel waren jedoch nur die halbe Miete für das Resultat, da die Ferrari-Mannschaft ihr volles Potential nicht ausschöpfen konnte.

Ricciardo bereit für Kampf mit Ferrari

Doch obwohl beide Ferrari-Piloten auf ihren schnellsten Runden Zeit liegen ließen, und dem Red Bull-Fahrer damit wohl in die Karten spielten, sieht Ricciardo das Ergebnis als richtungsweisend für die Zukunft: "Bei trockenen Bedingungen die erste Startreihe zu erreichen zeugt davon, wie weit wir seit Ende der Saison 2015 gekommen sind. Wir müssen versuchen dranzubleiben, aber es fühlt sich jetzt schon gut an wieder hier vorne zu sein."

Für das Rennen hat sich Ricciardo daher auch klare Ziele gesteckt: "Ich weiß, das hier war nur das Qualifying, aber der Plan ist morgen nach dem Rennen wieder hier zu stehen. Hoffentlich können wir mit den Ferraris kämpfen." Die Gründe dafür liegen für ihn ebenfalls auf der Hand. "Wir sind im Rennen normalerweise besser als in der Qualifikation", so Ricciardo.

Ein Duell mit Nico Rosberg hat er allerdings nicht auf dem Plan. "Nico startet auf dem Soft-Reifen und sollte damit gut in Form sein. Wenn wir also um das Podium kämpfen können, wäre das super", sagte Ricciardo weiter.

Kvyat nicht ganz zufrieden

Teamkollege Daniil Kvyat verlor auf seiner schnellsten Runde über vier Zehntelsekunden auf Ricciardo, qualifizierte sich aber dennoch auf dem sechsten Platz. Ganz zufrieden war der Russe damit jedoch nicht: "Ich habe in Kurve 12 einen Fehler gemacht, ansonsten hätte ich es in die zweite Startreihe schaffen können."

Außerdem war er auf einer unterschiedlichen Reifen-Strategie als sein Teamkollege unterwegs. Während Ricciardo im Q3 den ersten Run mit angefahrenen und den zweiten mit frischen Supersofts fuhr, entschied sich Kvyat für das genaue Gegenteil. "Da haben mein Renningenieur und ich wohl die falsche Entscheidung getroffen," sagte Kvyat.