Mit drei Siegen konnte Sebastian Vettel vergangene Saison gleich einige Achtungserfolge mit Ferrari feiern, womit die Zielsetzung für 2016 schon bald klar war: Ferrari wollte zu Mercedes aufschließen und im Titelkampf ein Wörtchen mitreden.

Doch bei den ersten beiden Saisonrennen wurde deutlich, dass die Silberpfeile dem springenden Pferd aus Maranello immer noch mindestens einen Schritt voraus sind. Ein Fakt, den Sebastian Vettel in der heutigen Presserunde in Shanghai ohne Umschweife einräumte: "Alles in allem ist der Gegner im Moment noch stärker als wir, das ist kein Geheimnis".

In der Qualifikation zeigte sich dies noch relativ deutlich, konnte Ferrari doch die silberne erste Startreihe in diesem Jahr noch nicht gefährden. Im Rennen allerdings scheint das Team etwas näher an Mercedes dran zu sein. Einer der beiden Ferraris stand bisher immer mit auf dem Podest, und der Rückstand auf die Silberpfeile war im Ziel stets überschaubar - es waren nie mehr als zehn Sekunden.

Ferrari vom eigenen Fortschritt ausgebremst

Allerdings galt das auch immer nur für den Ferrari, der das Rennen auch beenden konnte. Denn die Zuverlässigkeit des SF16-H scheint im Moment noch eher ein Problem zu sein, als die Pace. Nachdem Teamkollege Räikkönen das Auto beim Australien Grand Prix abstellen musste, folgte in Bahrain der Super-Gau, als Vettels Motor bereits in der Einführungsrunde in Rauch aufging.

Schnell wurden Stimmen laut, dass Ferrari sich bei der Weiterentwicklung des Autos übernommen habe und deshalb nun mit der Zuverlässigkeit kämpft. "Ich denke, gerade wenn man versucht größere Schritte zu machen, passieren auch manchmal Fehler", gesteht der viermalige Weltmeister ein. "Wir hatten ein paar Probleme bei den Tests, das stimmt - aber in der Saison waren es jetzt nur zwei Stück, und da hat es uns leider immer im Rennen getroffen", so Vettel weiter.

"Aber Fehler passieren ohnehin und das ist auch kein Drama. Viel wichtiger ist, dass man die Gründe dafür verstanden hat und der gleiche Fehler auf diese Weise nicht noch einmal vorkommt", so Vettel weiter. "Die Autos sind am Limit gebaut. Es kann immer mal etwas passieren - bei uns oder auch bei den anderen", sagt der Ferrari-Pilot

Bei Ferrari hat man derzeit keine Sorgen, dass man in naher Zukunft erneut von einem der bereits aufgetretenen Defekte heimgesucht wird: "Ich glaube, beide Male haben wir das Problem relativ schnell erkannt. Und beide Sachen sind jetzt aus dem Weg geräumt und sollten eigentlich keinen Ärger mehr machen", sprach Vettel.

Solche Bilder sollen bei Ferrari ab jetzt der Vergangenheit angehören, Foto: Sutton
Solche Bilder sollen bei Ferrari ab jetzt der Vergangenheit angehören, Foto: Sutton

Vettel bei Titeljagd weiter unbeirrt

Die Tatsache, dass an Vettels Fahrzeug schon so früh in der Saison einen Motorwechsel durchgeführt werden musste, beeinträchtigt die Zielsetzung für die kommenden Rennen nicht: "Wir haben jetzt einen neuen Motor im Auto und die Saison ist noch lang. Wir müssen es Schritt für Schritt angehen und sehen wie es läuft. "

Auch den WM-Titel hat man in Maranello deshalb noch nicht abgeschrieben. "Wir haben noch nichts abgeschrieben. Weder ich, noch das Team", so Vettel. Das Ziel bleibt bestehen: "Unser Ziel ist es, zu gewinnen. Wir kommen nicht hier hin, um Zweiter zu werden. Ich habe noch nie von einem Team gehört, dass Zweiter geworden ist und es sich dann zum Ziel gesetzt hat, im Folgejahr dieses Ergebnis einfach nur zu wiederholen. "

Neuer Ferrari erlaubt Experimente

Und dieses Ziel zu erreichen, soll auch mit dem aktuellen Fahrzeug nach wie vor möglich sein. Die Weiterentwicklung im heimischen Werk schreitet weiter voran und laut Vettel war man damit bisher zumeist auf dem richtigen Weg. "Wenn wir uns für ein neues Teil entschieden haben, ist eigentlich immer der gewünschte Erfolg eingetreten. Und die Erfahrungen mit dem aktuellen Auto haben auch gezeigt, dass wir damit viel mehr experimentieren können als mit dem Vorgänger aus der vergangenen Saison", so Vettel.

Der Ferrari SF16-H ist keine reine Weiterentwicklung des Vorgängers, sondern - bezogen auf die Änderungen - das radikalste Auto im Feld: Neue Philosophie beim Nasen-Design, Wechsel von Pull- auf Pushrod-Aufhängung und eine komplett neu gestaltete Heck-Partie.

Auch den aktuellen Rückstand auf den WM-Führenden Nico Rosberg stuft der Heppenheimer nicht als kritisch ein: "Man spricht ja beim Läufer auch von der zweiten Lunge. Und ich glaube daran, dass wir uns erholen können und noch viel in uns steckt, um die letzten Runden noch sehr, sehr stark zu sein. Und ich bin mir sicher, dass es - hoffentlich eher früh als spät - der Fall sein wird, und wir in einer guten Position sein werden um mit Mercedes zu kämpfen. "