Toro Rosso schlägt sich in der aktuellen Formel-1-Saison bislang unter Wert. In Melbourne warf das Team ein grandioses Qualifying-Ergebnis durch eine verwachste Rennstrategie weg, in Bahrain lief es am Samstag schlechter, dafür ging es am Sonntag zumindest für ein Auto weiter nach vorne. Dennoch steht der Juniorrennstall Red Bulls mit gerade einmal elf Punkten auf Rang sieben in der Konstrukteurswertung. Da hatte sich die Mannschaft von Teamchef Franz Tost mehr vorgenommen. In China sollen daher nun endlich beide Autos fette Punkte erbeuten.

Das letzte Rennen: Gemischte Gefühle

Von den Startplätzen zehn und elf nebeneinander gestartet entwickelte sich der vergangene Bahrain GP für die beiden Toro-Rosso-Youngster höchst unterschiedlich. Während sich Verstappen dank gegenüber Australien diesmal deutlich besserer Strategie und guter Speed bis auf den sechsten Platz nach vorne kämpfte, erlitt Carlos Sainz bereits in der zweiten Runde den entscheidenden Rückschlag. Der Spanier und Force India Sergio Perez berührten sich. Die Folge war ein Reifenschaden, später folgte ein komplett verwachster Boxenstopp. Mit mehr als einer Runde Rückstand gab Sainz das Rennen daraufhin aus aussichtsloser Position auf.

Die Neuerungen: Geheimniskrämerei

Bislang hüllt sich Toro Rosso in geheimnisvollem Schweigen. Von neuen Teilen am STR11 für China ist zurzeit noch nichts bekannt. Zumindest was die Power Unit betrifft, kann sich auch gar nichts tun - das Ferrari-Aggregat von 2015 wird sich in diesem Jahr nicht verändern.

Die Erwartungen: Punkte satt, bitte!

Gute Erinnerungen haben die beiden Youngster von Toro Rosso nicht gerade an den China GP. Bei ihrem Debüt im Vorjahr setzte es keine Punkte. "Ich hatte leider ein paar Runden vor Schluss einen Defekt und musste aufgeben", erinnert sich Max Verstappen. "Aber dieses Jahr werde ich nicht daran denken und dafür kämpfen, die Zielflagge in der bestmöglichen Position zu sehen", sagt der Niederländer.

Ähnlich klingt das bei Teamkollege Carlos Sainz, den wie Verstappen besonders die Kurvenkombination zu Beginn der Strecke fasziniert. "Es ist ein besonderer Abschnitt, wo ich im vergangenen Jahr meinen ersten Fehler der Saison gemacht habe, als ich mich gedreht habe", blickt der Spanier zurück. Allerdings erinnere er sich auch an tolle Rad-an-Rad-Duelle. 2016 soll nun auch das Ergebnis passen. "Ich hoffe, gute Punkte zu machen, was ich dieses Jahr noch nicht geschafft habe", sagt Sainz.

Carlos Sainz erwischte es in Bahrain mit einem Reifenschaden hart, Foto: Sutton
Carlos Sainz erwischte es in Bahrain mit einem Reifenschaden hart, Foto: Sutton

Beide setzen bei der Punktejagd neben des Ferrari-Motors auch auf das DRS. "Das hilft dir auf der Gegengeraden beim Überholen richtig viel", sagt Sainz. Verstappen erinnert sich ohnehin an großartige Überholmanöver aus dem Vorjahr, auch in Sektionen ohne verstellbaren Heckflügel. "In Kurve sechs ist mir ein gutes Manöver gelungen", sagt er. "Ich konnte Perez nicht auf der Geraden überholen, also musste ich es irgendwo anders machen." Generell sei aber schon die lange Gerade im letzten Sektor dafür entscheidend, was er auch genutzt habe. Tatsächlich dürfte so einigen noch Verstappens hartes Manöver in der Haarnadel gegen einen Sauber in Erinnerung sein.

Die Statistik: Toro Rosso beim China GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Toro Rosso - --- 16-
Max Verstappen - --- --
Carlos Sainz - --- --

Toro Rosso: Shanghai Bilanz

Toro Rosso in Shanghai: Die Bilanz der Red-Bull-Juniormannschaft in China fällt durchwachsen aus. Für das mit Abstand beste Ergebnis sorgten 2007 Sebastian Vettel und Vitantonio Liuzzi. Der Heppenheimer fuhr vom 17. Startplatz bis auf Rang vier nach vorne, während Liuzzi Sechster wurde.

Max Verstappen in Shanghai: Der Niederländer sah im Vorjahr bei seiner Premiere aufgrund eines Motorschadens nicht die Zielflagge.

Carlos Sainz in Shanghai: Sainz, der in der vergangenen Saison ebenfalls debütierte, sah zwar das Ziel, blieb als 13. aber ohne Punkte.

Die Prognose: Punkte in Sicht

  • Ferrari-Power hilft auf der langen Geraden
  • Verstappen scheint die Strecke extrem zu liegen
  • Toro Rosso schneller als Ergebnisse zeigen
  • Enges Mittelfeld verzeiht keine Fehler

Motorsport-Magazin.com meint: Der Wunsch nach Punkten ist durchaus berechtigt. Verstappen und Sainz sind in China absolut zwei Kandidaten für Punkte. Schon im Vorjahr bewies Verstappen vor seinem Ausfall, dass er es in China einfach drauf hat. Jetzt hilft ihm auch noch Ferrari-Power auf der Geraden. Sehr gute Voraussetzungen also, endlich das wahre Potential des STR11 auf die Strecke zu bekommen. Noch dazu kommen die sonst sehr kurvige Strecke, was dem starken Chassis Toro Rossos sehr gelegen kommt. Ein große Punkte-Hürde gibt es auch nicht. Allerdings viele kleine: Das große Mittelfeld wird auch in China eng sein. Kleinste Fehler können schon den Traum von Punkten ruinieren. Toro Rosso muss voll auf der Höhe liefern. (Jonas Fehling)