"Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten." Nirgends passt das Zitat von Albert Einstein so gut wie zum Theater um das neue Qualifying-Format der Formel 1. Zwei Qualifyings hat die Formel-1-Saison 2016 schon erlebt, zweimal nach dem gleichen Muster, zweimal floppte das System.

Dabei waren sich die Teamchefs nach dem ersten Flop eigentlich unisono einig: Weg mit dem Knock-Out-Qualifying, zurück zum alten System. Doch FIA und der kommerzielle Rechteinhaber wollten das nicht. Und so kam bei der offiziellen Abstimmung eine Rückkehr zum alten Format gar nicht auf den Tisch, sondern nur eine abgewandelte Knock-Out-Variante.

Die abgewandelte Variante sah vor, Q1 und Q2 weiterhin im Eliminations-Verfahren durchzuführen, Q3 nach dem Format der letzten Jahre. Zwar waren sich alle darin einig, dass dieses Format besser wäre als das komplette Eliminations-Qualifying, aber eigentlich wollten die Teams komplett zum alten zurück. Also stimmten einzelne Teams aus Prinzip dagegen. Somit gab es auch beim Bahrain GP das ungeliebte neue Format, weil ein einstimmiger Beschluss nötig gewesen wäre.

So verrückt wie nötig, so sportlich wie möglich

In Bahrain meldeten sich dann FIA Präsident Jean Todt und Formel-1-Chef Bernie Ecclestone zu Wort. Todt erklärte seine Einstellung damit, nach lediglich einem Versuch das Format nicht schon begraben zu wollen. Nach dem bekannten Verlauf am Samstag in Bahrain darf man an dieser Stelle noch einmal auf Albert Einstein verweisen.

Bernie Ecclestone will die Startplätze am liebsten so verrückt wie möglich ausfahren. Der Formel-1-Zampano resigniert auf zwei Ebenen: Auf der einen Seite konnte er die Formel 1 nicht dazu bringen, von der von ihm so ungeliebten Hybrid-Formel abzukehren, auf der anderen Seite hat Ecclestone kaum mehr Macht. Da kommt ihm jedes Machtspiel, bei demer zumindest noch ein Veto hat, recht.

Nach Ecclestones Meinung sind die Rennen langweilig. Der 85-Jährige bemängelt, dass der Sieger schon vor dem Rennen feststeht. Deshalb will er die Startaufstellung durcheinanderwürfeln. Die anderen beteiligten Parteien sind teilweise auch dafür, aber es soll sportlich fair bleiben. Willkür braucht niemand. Deshalb lautet die Herausforderung, ein Qualifying-Format zu finden, das gut für Überraschungen, nicht aber willkürlich ist.

Neuer Vorschlag: Zwei Runden zählen

Am Donnerstag stimmt die Formel 1 über einen neuen Vorschlag ab. Die Teamchefs wollten sich am Sonntag in Bahrain noch nicht festnageln lassen, weil sie den Vorschlag zuvor auf Herz und Nieren prüfen wollen. Noch einen Fehlschlag darf es nicht mehr geben, so die einstimmige Meinung unter den Teams. Keine Experimente mehr.

Der Vorschlag, über den am Donnerstag abgestimmt wird, sieht so aus: Eine dreiteilige Qualifikation wie im vergangenen Jahr. Einziger Unterschied: In jedem Segment entscheidet nicht mehr die schnellste Runde, sondern die zwei schnellsten Runden. Das zwingt jeden Piloten dazu, mindestens zwei schnelle Runden in jedem Qualifikationsabschnitt zu setzen.

Doch auch dieses Format sorgt im Vorfeld schon für Kritik. "Es ist eine Scheiß-Idee", wird Sebastian Vettel vom Guardian zitiert. Fraglich ist, ob der Durchschnitt zweier Runden die Startaufstellung wirklich durcheinanderwürfelt. Im Durchschnitt werden Extremwerte geglättet. Auch die Reifensituation ist unklar: Reichen die Reifen wie bisher? Pirelli will zumindest nicht noch mehr Pneus an die Strecke bringen.

Diese Quali-Formate will die Redaktion

Doch die Formel 1 ist noch für weitere Vorschläge offen. Was am Donnerstag auf den Tisch kommt, ist noch unklar. Die Motorsport-Magazin.com-Redaktion hat schon 'Wünsch Dir was' gespielt. Dieses Qualifying-Formate würde die Redaktion gerne sehen:

Florian Becker: Für mich war ganz klar das Einzelzeitfahren das Nonplusultra. Ja, für die Nicht-Freaks war es nicht interessant, Giorgio Pantano oder Zsolt Baumgartner auf ihren schnellen Runden zu sehen - ich fand es aber spannend, die Unterschiede beim Fahrstil und bei der Linienwahl zu sehen. Bei der einen Runde ist kein Platz für Fehler, was das Format für die Fahrer höchst anspruchsvoll macht. Für die Rennen war es immer gut, wenn ein Außenseiter sich mit einer 'Überrunde' irgendwo nach vorne gefahren oder wenn es ein guter Fahrer verwachst hatte. Ein Kontra ist natürlich der Faktor Wetter.

Christian Menath: Ich fand das ursprüngliche 3-Segment-Qualifying gut. Als Nostalgiker hätte ich irgendwie auch gerne eine Stunde mit zwölf Runden für jeden, aber realistisch betrachtet war das meist recht langatmig. Am Anfang wartet jeder darauf, dass die anderen die Strecke sauber fahren, erst am Ende wird es richtig spannend. Drei Segmente sind auch gut, weil die Hinterbänkler in Q1 Aufmerksamkeit bekommen. In Q3 fand ich etwas schade, dass man immer nur kurze Teile der Runden der Top-Leute sehen konnte. Hier würde mir ein Einzelzeitfahren der Top-5 gefallen - auf den gebrauchten Reifen aus Q3. So kann man noch genau sehen, wer vielleicht wo Zeit verliert.

Haris Durakovic: Auch wenn allseits verpönt und unbeliebt, aber meines Erachtens war das Einzelzeitfahren das spannendste Quali-Format der F1-Neuzeit. Eine Runde, kein Verkehr, no excuses. Das Feld startet in umgekehrter WM-Reihenfolge. Ein Bonbon für die Sponsoren: Jedes Team hätte seine Sendezeit. Ein Bonbon für die Zuschauer: Man verpasst keine Runde, weil die Regie gerade einen anderen Fahrer im Fokus hat.

Jonas Fehling: Ich will das für mich schon fast perfekte System von 2015 zurück! Eine langsame Steigerung bis zum Knaller-Finale war doch ideal. Um das noch spektakulärer zu machen nur eine Änderung: Im dritten Abschnitt bekommen alle zwei frische Sätze der weichsten Reifen, die beide verpflichtend eingesetzt und anschließend wieder abgegeben werden müssen. So ist ultimativer F1-Speed der schnellsten Autos im Kampf um die Pole sicher.

Stephan Heublein: Mein Traum-Qualifying? Spannung bis zur letzten Sekunde. Mehrere Fahrer unterbieten sich gegenseitig bis nach Ende der regulären Zeit mit Bestzeiten. Ob dazu alle gleichzeitig fahren, Fahrer der Reihe nach eliminiert werden oder sie vom Trampolin ins Cockpit springen ist mir egal - nur zwei Dinge darf es nie wieder geben: zweistündige One-Lap-Qualifyings wie einst in Silverstone (schauderlicher Gedanke) und nicht durchdachte Schnellschüsse, nur um von den eigentlichen Problemen abzulenken - der Unfähigkeit sich auf wichtige Änderungen zu einigen...

Marion Rott: Alle Fahrer am Limit, schon beim Kampf um die Startpositionen. Wie? Mit einem Qualifying-Rennen. 15 Minuten Zeittraining als Grundlage und dann ein Sprintrennen von 30 Minuten am Samstag, für das zwei zusätzliche Reifensätze zur Verfügung gestellt werden. Das Ergebnis entscheidet über die Startpositionen, ausgeschiedene Piloten beginnen das Rennen am Sonntag von ganz hinten. So ist schon am Samstag Rennaction geboten und die Startaufstellung ist am Sonntag möglicherweise komplett durcheinandergewürfelt.

Manuel Schulz: Das dreigeteilte Qualifikationsformat ist ja schon eine gute Grundlage. Als einzige Änderung würde ich einen Reifensatz dafür vorgeben, der schnell ist, sich kaum abnutzt und nur beim Kampf um die Poleposition eingesetzt wird. Dann käme es nur noch darauf an, wer die beste Runde zusammenbekommt.

Philipp Schajer: Ganz klassisch: Eine Stunde Zeit, zwölf Runden pro Pilot, frische Reifen für das Rennen. Kein aufwändiger Schnickschack, keep it simple. Und falls es wieder einmal mehr als 13 Teams geben sollte, könnte ich mit einer Vor-Qualifikation gut leben. Aber damit werden wir uns so schnell wohl leider nicht beschäftigen müssen.

Robert Seiwert: Ich mochte das alte Format aus der DTM mit vier Quali-Abschnitten. Vor allem das Shootout am Ende. Ein Schuss für jeden Fahrer und fertig. Bei vier Segmenten gibt's auch für die Zuschauer genug zusehen, und dann eben der Höhepunkt als Spitze des Spektakels.

Nun seid ihr an der Reihe: Welches Qualifying-Format gefällt euch besonders gut? Habt ihr eine komplett neue Idee? Stimmt ab und postet eure Vorschläge in den Kommentaren.